Über das Projekt „ARt. Das KZ Dachau in Zeichnungen"

Was ist „ARt. Das KZ Dachau in Zeichnungen“?

ARt ist die Kurzbezeichnung des Projektes: „Das KZ Dachau in Zeichnungen. Art meets Augmented Reality“. AR in ARt steht für Augmentierte Realität/Augmented Reality. Mithilfe dieser Technologie werden Zeichnungen, die die Geschichte des KZ Dachau thematisieren, mit dem Gelände der KZ-Gedenkstätte in Beziehung gesetzt. Die ortsgebundene App, die mit Smartphones und Tablets nutzbar ist, beinhaltet zusätzliche interaktive Elemente. In der Web-Tour werden die historischen Zeichnungen durch Fotos der KZ-Gedenkstätte mit dem aktuellen Ort verbunden.

Wer war an der Entwicklung von ARt beteiligt?

ARt ist in einem partizipativen Prozess entstanden, an dem zahlreiche Kolleg*innen der KZ-Gedenkstätte mitgewirkt haben. Daher gilt unser Dank all denen, die das Projekt auf vielfältige Weise, mit kreativen Einfällen, Fragen und kritischen Kommentaren begleitet haben. Mit Vorschlägen zu Kunstwerken, bei der Vertonung der deutschsprachigen Audiobeiträge und in Testläufen unterstützten uns insbesondere die Rundgangsleiter*innen der Gedenkstätte. ARt ist darüber hinaus Teil des Förderprogramms „digital // memory“ der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ und hat von der begleitenden Netzwerkbildung der hier geförderten Projekte profitiert. Nicht zuletzt war auch die enge Zusammenarbeit mit dem Startup ZAUBAR, das die technische und kreative Umsetzung geleistet hat, durch einen regen Austausch über gedenkstättenpädagogische Fragen und technische Möglichkeiten geprägt.

Was ist das Ziel von ARt?

Über das KZ Dachau sind Hunderte von Häftlingszeichnungen entstanden. Da sie, im Gegensatz zu den Fotos aus der Täterperspektive der SS, Einblicke in die Verarbeitung von Erfahrungen durch die Inhaftierten zulassen, sind sie wichtige Quellen. Mit ARt nutzen wir den digitalen Raum, um die KZ-Gedenkstätte auch virtuell zu erschließen. Mithilfe von Augmented Reality können zudem einige Kunstwerke an den historischen Ort rückgebunden werden, indem sie heute an den Stellen auf dem Gelände der Gedenkstätte erscheinen, an denen die künstlerisch tätigen Häftlinge sie damals verorteten.

Was ist Augmented Reality?

Mithilfe von Augmented Reality kann die Realität durch virtuelle Sinneseindrücke interaktiv erweitert werden. Die Wahrnehmung der Besucher*innen wird hierbei nicht ersetzt, sondern in Form einer bildlichen Überlagerung ergänzt. Dies kann – wie in ARt – zum Beispiel durch Zeichnungen erfolgen, die innerhalb des dreidimensionalen Raums perspektivisch passend angeordnet sind. Somit ermöglicht die AR-Technologie eine visuelle Verzahnung von überlieferter Geschichte und Gegenwart, die sich für die Vermittlung von historischen Inhalten an Erinnerungsorten anbietet.

Sind die Zeichnungen an den Stellen platziert, die die Künstler gezeichnet haben?

Wenn auf den Motiven der Kunstwerke eine heute noch vorhandene Gebäudestruktur erkennbar war, haben wir versucht, sie so genau wie möglich zu positionieren. Dies war allerdings nicht immer möglich, da große Teile des früheren Lagerkomplexes derzeit kein Bestandteil der Gedenkstätte sind. Hierauf haben wir jeweils hingewiesen. Darüber hinaus haben die ehemaligen Häftlinge ihre Kunstwerke häufig nicht an einer expliziten Stelle verortet oder lösten ihre bildliche Erinnerung an ihre Verfolgung und KZ-Haft teils bewusst vom konkreten Ort.

Warum werden die Zeichnungen in Augmented Reality gezeigt?

Das Ende der Zeitzeugenschaft der NS-Zeit ist mit einer Suche nach neuen Wegen der Vermittlung verbunden. Augmented Reality stellt innerhalb der Gedenkstättenpädagogik einen dieser neuen Wege dar, da diese Technologie mit großen Chancen für die Vermittlungsarbeit verbunden ist. Hiervon konnten wir uns in dem Vorgängerprojekt „Die Befreiung“ (diebefreiung.br.de), das der Bayerische Rundfunk in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Dachau entwickelt hat, selbst überzeugen. In der seitens der KZ-Gedenkstätte Dachau durchgeführten qualitativen Evaluation der App „Die Befreiung AR“ berichteten die Befragten von der großen Eindrücklichkeit des AR-Effekts, der Anregung ihrer historischen Imaginationsfähigkeit, der größeren Unmittelbarkeit und Gegenwärtigkeit des Vergangenen sowie einer gesteigerten Lernmotivation. Gleichzeitig wurde die teilimmersive AR-Technologie nicht als emotional überwältigend wahrgenommen und entspricht somit zentralen gedenkstättenpädagogischen Prinzipien.

Wie wurden die Zeichnungen ausgewählt?

Die Auswahl der Bilder war von mehreren Kriterien bestimmt. Das Ziel war, zeichnerische Zugänge zu den Lebenswelten der Häftlinge herzustellen. Daher haben wir insbesondere Bilder ausgewählt, die den grausamen „Alltag“ der KZ-Haft und das Leiden der Häftlinge darstellen. Auf diesem Wege soll die Dauerausstellung der Gedenkstätte auf einer audiovisuellen Erfahrungsebene ergänzt werden. Für die Nutzung der Werke in ARt mussten diese in einem Zustand vorliegen, der sie verwendbar machte. Zudem mussten Nutzungsrechte berücksichtigt werden. Die Vielfalt der Kunstwerke ehemaliger Häftlinge – die von Bleistiftskizzen über Holzdrucke bis hin zu Aquarellen reicht – sollte ebenfalls repräsentiert sein. Nicht zuletzt sollte auch die Entwicklung der künstlerischen Auseinandersetzung mit der KZ-Haft von den Überlebenden bis zur Generation der Nachkommen einen Ausdruck finden. Daher haben wir uns dafür entschieden, auch Beispiele von Jahrzehnten später entstandenen Graphic Novels und Documentaries aufzunehmen.

Wurden die Kunstwerke verändert?

Die Kunstwerke wurden grafisch bearbeitet, um sie visuell in die Umgebung der Gedenkstätte einfügen zu können. Das bedeutet, dass Hintergründe entfernt wurden, um die zentralen Bildmotive dreidimensional richtig anordnen zu können. Teilweise wurden die Bilder auch in einzelne Schichten, sogenannte Layer, aufgeteilt. Außerdem wurden auf den „Lagertarock“-Karten von Boris Kobe, auf Wunsch der Institution, die die Rechte innehat, innerhalb der App ein Logo und der Name des Künstlers eingefügt.

Sind die Zeichnungen alle von Häftlingen?

Nein. Wir haben neben den Zeichnungen aus der Hand ehemaliger Häftlinge auch Werke weiterer Künstler*innen in ARt einbezogen. Einige von ihnen befassten sich als Nachfahren von KZ-Häftlingen mit der Thematik, andere aus einer rein professionell-künstlerischen Perspektive.

Wo kann ich mehr über das Thema Zeichnungen aus dem KZ Dachau erfahren?

Die KZ-Gedenkstätte Dachau hat zu jeder Sonderausstellung, die sich dem Thema Kunst im KZ widmete, einen Ausstellungskatalog veröffentlicht. Der aktuellste Katalog mit dem Titel „Beweise für die Nachwelt/Evidence for Posterity: Die Zeichnungen des Dachau-Überlebenden Georg Tauber/The Drawings of the Dachau Survivor Georg Tauber“, der von Dr. Stefanie Pilzweger-Steiner und Dr. Andrea Riedle herausgegeben wurde, erschien im Jahr 2018. Die genaue Literaturangabe hierzu sowie zu den weiteren Ausstellungskatalogen findet sich in unserem Quellenverzeichnis. Die Beiträge von Prof. Dr. Stefanie Endlich aus den Jahren 2015 und 2008 beleuchten das Thema Kunst in Konzentrationslagern in einer allgemeineren Perspektive und widmen sich zudem der Rezeptionsgeschichte der Kunstwerke. Einen guten Überblick über Häftlingszeichnungen im KZ Dachau bietet der Artikel von Dr. Michaela Haibl, der im Jahr 2002 in den „Dachauer Heften“ erschienen ist. Auch die ausführlichen Angaben hierzu finden sich im Quellenverzeichnis.

Warum hat die App interaktive Elemente?

Wir verstehen die interaktiven Elemente der App als Beitrag zum aktiven Lernen und Erinnern, was sowohl nachhaltige Lernerfolge ermöglicht, als auch einen individuellen Zugang zur Erinnerungskultur eröffnet. Gerade mit digitalen Anwendungen bieten wir niedrigschwellige Angebote der Beteiligung. Zudem dient dies auch der Erprobung interaktiver Digitalformate an der Gedenkstätte.

Wie wurde das Projekt finanziert?

Die KZ-Gedenkstätte wurde bei der Umsetzung des Projekts durch Stiftungen unterstützt. Wir danken an dieser Stelle der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ), der Bayerischen Sparkassenstiftung, der Stiftung „Bildung & Wissenschaft“ der Sparkasse Dachau sowie der Stiftung Bayerische Gedenkstätten für ihre freundliche Unterstützung.

Impressum „ARt. Das KZ Dachau in Zeichnungen“

Gesamtleitung

Dr. Gabriele Hammermann, Albert Knoll, Dr. Stefanie Pilzweger-Steiner, Dr. Christoph Thonfeld

Idee

Dr. Elisabeth Fink, Steffen Jost, Nicole Steng

Projektleitung

Dr. Elisabeth Fink und Nicole Steng

Mitarbeit

Anna Klumb

Lektorat

Nathalie Geyer, Rike Schreiber, Wiebke Siemsglüß

Technische Umsetzung und Design

ZAUBAR, Berlin

Englische Übersetzung

Lisa's Office, München

Sprecher*innen

German: Antje Hobucher, Peter Wolters
English: Benjamin Lang, Meena Stempfle

Tonstudio

Portmanteau Studio, München

Förderer

ARt wurde durch Zuwendungen der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, der Bayerische Sparkassenstiftung sowie der Stiftung „Bildung & Wissenschaft“ der Sparkasse Dachau ermöglicht.

Dank

Die Arbeit an diesem Projekt wurde von vielen Seiten unterstützt. Die Projektleiterinnen danken herzlichst den Kolleg*innen der KZ-Gedenkstätte Dachau, die bei Archivrecherchen, inhaltlichen und pädagogischen Fragen, technischen Herausforderungen, der Öffentlichkeitsarbeit sowie dem Lektorat sehr engagiert zur Seite standen. Unseren Förderern gilt der Dank für die finanzielle Unterstützung des Projekts. Der Think Tank iRights.Lab hat uns freundlich beraten und einen gewinnbringenden Austausch im Rahmen des EVZ- Förderprogramms „digital // memory“ ermöglicht. Nicht zuletzt danken wir allen ehemaligen Häftlingen des KZ Dachau, ihren Nachkommen sowie Archiven, Museen, Künstler*innen und Autor*innen, die uns ihre Kunstwerke und Materialien großzügigerweise zur Verfügung gestellt haben.

Rechtliche Hinweise

Alle Rechteinhaber und Quellen sind soweit bekannt auch benannt. In einem Fall ist der Urheber des Kunstwerkes nicht bekannt. Falls Sie Hinweise hierzu haben, setzten Sie sich bitte mit der KZ-Gedenkstätte Dachau in Verbindung. Sowohl die private Nutzung, die nichtkommerzielle Nutzung zu bildenden, künstlerischen, kulturellen und wissenschaftlichen Zwecken, als auch die kommerzielle Nutzung oder die Nutzung im Zusammenhang kommerzieller Zwecke ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Verfasser gestattet.

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