Gedenkfeier
Erinnerungszeichen zum Gedenken an August Gänswein
| 27.01.2023 | 15:30—17:30
Über August Gänswein
August Gänswein wurde am 23. März 1891 in Riedern am Wald geboren. Seine Eltern Otto und Maria Gänswein hatten eine kleine Landwirtschaft, der Vater arbeitete als Schmied. Ab 1909 lebte die Familie in Konstanz. August Gänswein gründete um 1912/13 mit seinem Bruder Gustav das Handels- und Finanzbüro „Gebr. Gänswein“; nach 1918 hatte die Firma um die 15 Mitarbeiter. 1923 überführten sie das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft, die aber bereits zwei Jahre später Konkurs anmelden musste. 1926 wurde August Gänswein wegen Betrugs zu vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Etwa ein Jahr zuvor hatte er einen folgenschweren Straßenbahnunfall erlitten, bei dem er ein Bein verlor. Er verließ Konstanz und ging im Mai 1925 nach München. Wahrscheinlich 1928 gründete er ein Geschäft für zerlegbare Garagen und Baumaterial. Über sein Leben in München ist nur wenig bekannt, sein letzter Wohnsitz war in der Müllerstraße 34.
Zwischen 1932 und 1934 wurde August Gänswein wegen „widernatürlicher Handlungen“ angezeigt, die Polizei konnte ihm aber keine „Straftat wegen Homosexualität“ nachweisen. Nach seiner Verhaftung wegen „Bauschwindels“ am 6. Oktober 1936 ermittelte die Polizei erneut gegen ihn aufgrund angeblicher „Verfehlungen wegen § 175 StGB“. Obwohl auch jetzt nicht bewiesen werden konnte, dass er sexuelle Beziehungen zu Männern unterhalten hatte, wies ihn die Polizei am 5. Dezember 1936 in das Konzentrationslager Dachau ein. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs transportierte die SS August Gänswein für elf Monate in das Konzentrationslager Mauthausen.
Als im Frühjahr 1941 die SS und die „Kanzlei des Führers“ die Aktion „14f13“ zur Ermordung arbeitsunfähiger Häftlinge in den Konzentrationslagern beschlossen hatten, traf auch in Dachau im Herbst eine „Medizinerkommission“ der SS ein, die die inhaftierten Männer selektierte. Für August Gänswein, der nur noch ein Bein hatte, war das ein Todesurteil. Am 22. Januar 1942 deportierte ihn die SS in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz, wo sie ihn nach der Ankunft mit Giftgas ermordete.
Einweihung des Erinnerungszeichens zum Gedenken an August Gänswein
Gedenkveranstaltung
im PlanTreff München, Blumenstraße 31
U1/U2/ Fraunhoferstraße, U3/U6 Sendlinger Tor
- Prof. Dr. Elisabeth Merk
Referentin für Stadtplanung und Bauordnung - Bürgermeisterin Katrin Habenschaden
- Dr. Klaus-Michael Dengler
Geschäftsführer (Sprecher) der GEWOFAG - Dr. Sabine Schalm
Kulturreferat der Landeshauptstadt München - Andreas Unterforsthuber
Leiter der Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ* - Albert Knoll
KZ-Gedenkstätte Dachau - Lothar Hackling
Initiator des Erinnerungszeichens - Stefan Dickas
Erinnerungswerkstatt München e.V., verliest die Lebensgeschichte von August Gänswein - Benôit Blaser
Bezirksausschuss 02 – Ludwigvorstadt-Isarvorstadt
16.30 Uhr
Übergabe des Erinnerungszeichens
am ehemaligen Wohnort in der Müllerstraße 34
U1/U2/ Fraunhoferstraße
Bild: Passantrag von August Gänswein (mit freundlicher Genehmigung des Staatsarchivs München, Pol. Dir. 12599)
Über Erinnerungszeichen
Erinnerungszeichen werden an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Sie bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund.
Mit den Erinnerungszeichen geben wir den heute meist vergessenen Opfern der NS-Verfolgung einen Platz in unserer Stadtgesellschaft zurück. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben über das Schicksal und – falls vorhanden – auch ein Bild. Texte und Bilder werden mit einem Laser in das Metall eingeschnitten. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden.
Sie möchten sich über das Projekt informieren, ein Erinnerungszeichen beantragen oder eine Patenschaft übernehmen? Auf der Website www.erinnerungszeichen.de finden Sie alle wichtigen Informationen sowie ausführliche Biografien von den Frauen, Männern und Kindern, für die es bereits Erinnerungszeichen gibt.