Erinnerung und Familiengedächtnis
Im Gespräch mit Alexis Haulot
Am Mittwoch, den 15. November 2017, lädt die KZ-Gedenkstätte Dachau herzlich ein zur ersten Veranstaltung der neuen Reihe „Erinnerung und Familiengedächtnis“. Alexis Haulot berichtet im Gespräch mit Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, über das Leben mit seinem Vater Arthur, der im Konzentrationslager Dachau am 29. April 1945 befreit wurde.
Vor allem ein Satz seines Vaters war für Alexis Haulot prägend. Sein Vater hatte immer wieder erzählt, dass er sich während seiner Lagerzeit gesagt hatte: Falls ich hier überlebe, werde ich nie bedauern, hier gewesen zu sein. Für Alexis Haulot betont dieser Satz die ungewöhnliche Fähigkeit seines Vaters, allem etwas Gutes abzugewinnen.
Arthur Haulot wird am 15. November 1913 in der Nähe von Lüttich, Belgien, geboren. Zunächst Journalist, leitet er ab 1939 das belgische Generalkommissariat für Tourismus. Er gehört dem Politbüro der sozialistischen Partei an und geht 1940 nach der deutschen Besetzung Belgiens in den Widerstand. Im September 1941 wird er von der Gestapo verhaftet und bald darauf in verschiedene Konzentrationslager verschleppt. Seine Befreiung erlebt Arthur Haulot in Dachau. Er ist Gründungsmitglied des Internationalen Häftlings-Komitees und unterstützt maßgeblich die Verwaltung des Lagers bis zu dessen Auflösung im Juni 1945.
Zurück in Belgien, veröffentlicht Arthur Haulot Gedichte, die er im Konzentrationslager geschrieben hatte. Er engagiert sich im Comité International de Dachau, setzt sich als belgischer Generalkommissar für Tourismus besonders für die Rechte von Arbeitnehmer/-innen ein und macht sich zeitgleich als Poet und Autor einen Namen.
Arthur Haulot stirbt am 24. Mai 2005 im Alter von 91 Jahren. Mit der Stiftung „Fondation Arthur et Moussia Haulot“ hält seine Frau, unterstützt von seinem Sohn, die Erinnerung an ihn, sein Werk und seine Werte wach.
An dem Abend werden von Schüler/-innen der Bavarian International School, Haimhausen, drei Gedichte Arthur Haulots vorgetragen. Sie entstammen dem Dachau-Zyklus von Arthur Haulot, der auf Französisch erstmalig 1948 in Belgien unter dem Titel Si lourd de sang erschien. Die deutsche Übersetzung ist dem Band Remember, herausgegeben von Leo Wintgens, entnommen.
Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr im Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht notwendig. Das Gespräch findet in französischer Sprache statt und wird übersetzt.