Vortrag

„Des Lagers Stimme“ – Musik im KZ Dachau

Musik in Konzentrationslagern – damit verbindet man das „Moorsoldatenlied“, das „Buchenwaldlied“ oder die Kinderoper „Brundibár“. In allen Konzentrationslagern des NS-Regimes bildete Musik einen festen Bestandteil des Lagerlebens und hatte höchst unterschiedliche Funktionen. Sie war Unterdrückungsinstrument, wenn Lagerkapellen auf Befehl musizieren mussten, Gefangene beim Exerzieren zum Singen gezwungen oder einer Dauerbeschallung ausgesetzt wurden. Musik bedeutete für die Häftlinge aber auch Trost und konnte ihnen eine Stimme verleihen: bei konspirativen Gedenkfeiern, erlaubten Gottesdiensten oder bei Konzerten, bei denen sogar SS-Männer zu den Zuhörern gehörten.

Anhand von Bild- und Tonbeispielen gibt Prof. Dr. Guido Fackler in seinem Vortrag einen Überblick über die unterschiedlichen Formen und ambivalenten Bedeutungsgehalte von Musik in Konzentrationslagern.

Ulrich Unseld wird im Anschluss speziell über Musik im KZ Dachau berichten und mit Beispielen darauf eingehen, welche Werke in diesem Lager entstanden sind und welche Funktionen sie erfüllten.

Prof. Dr. Guido Fackler, Jahrgang 1963, studierte Volkskunde, Musikwissenschaft und Ethnologie in Freiburg. Nach seiner Promotion über „Des Lagers Stimme. Musik in den frühen Konzentrationslagern des NS-Regimes (1933–1936)“ kam er als wissenschaftlicher Assistent an den Lehrstuhl für Europäische Ethnologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Seit April 2011 ist er dort Inhaber der Professur für Museologie.

Ulrich Unseld, geboren 1980, studierte Europäische Ethnologie, Psychologie und Soziologie an der Universität Augsburg. Seit 2008 arbeitet er als pädagogischer Mitarbeiter in der KZ-Gedenkstätte Dachau und beschäftigt sich schon länger intensiv mit dem Thema „Musik im KZ Dachau“.

Die Veranstaltung mit Musik- und Tonbeispielen findet am Mittwoch, den 19. Oktober 2016, um 19 Uhr im Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte statt. Der Eintritt ist kostenlos, eine Anmeldung nicht notwendig.