Neugestaltung des Gedenkorts ehemaliger SS-Schießplatz Hebertshausen
Neugestaltung des Gedenkorts ehemaliger SS-Schießplatz Hebertshausen
Die KZ-Gedenkstätte Dachau baut in diesem Jahr
den ehemaligen SS-Schießplatz Hebertshausen als Gedenkort aus. Das zwei
Kilometer vom früheren Stammlager entfernte Gelände ist vor allem wegen der
Ermordung von über 4000 sowjetischen Kriegsgefangenen 1941/1942 durch
Angehörige des Dachauer Kommandanturstabs von Bedeutung.
Mit der Neugestaltung des Gedenkorts, der auch
als Friedhof ausgewiesen ist, möchte die KZ-Gedenkstätte Dachau den Opfern aus
der ehemaligen Sowjetunion mehr Aufmerksamkeit schenken. Die ehemalige
Sowjetunion hat zwar im Zweiten Weltkrieg mit Abstand die höchsten Opferzahlen
aufzuweisen, dies spiegelt sich aber in der deutschen Erinnerungskultur kaum
wieder. Für Russland, Weißrussland und die Ukraine ist der Ausbau des
Gedenkorts Hebertshausen ein wichtiges Anliegen.
In Abstimmung mit dem Staatlichen Bauamt
Freising und in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekturbüro Keller Damm
Roser wurden Anfang des Jahres die historischen Spuren wieder sichtbar gemacht
und ehemalige Sichtachsen wieder hergestellt. Dazu wurde in Abstimmung mit dem
Denkmal- und Naturschutz vor allem im Bereich der ehemaligen Schießbahnen das
Unterholz sowie ein großer Teil der Bäume beseitigt. Die historischen Wege
sollen zukünftig wieder aufgegriffen und das zentrale Wegekreuz wieder
hergestellt werden. Durch die Anlage eines Rundwegs, der sich außerhalb der
historischen Wegeführung in der Gestaltung unterscheiden wird, soll die
Dimension des Geländes erfahrbar gemacht werden. Die Lage des ehemaligen
Sarglagers für die erschossenen Kriegsgefangenen und der Verlauf des
Bretterzauns, der den sowjetischen Kriegsgefangenen eine Flucht unmöglich
machte, sollen mit Bodenmarkierungen versehen werden.
Die Gedenkstätte hat im Frühjahr dieses Jahres
ein Gestalterverfahren durchgeführt, um Ideen für die Realisierung einer
Dauerausstellung auf dem ehemaligen Schießplatz zu erhalten. Ein Expertengremium
aus (Kunst) Historikern, Archäologen, Künstlern, Vertretern des Bauamts und
Gedenkstättenmitarbeitern diskutierte am 8. Mai ausführlich die drei
eingegangenen Entwürfe. Einstimmig sprach sich das Gremium für den gemeinsamen
Entwurf des Berliner Architekten Martin Bennis und des Stuttgarter Grafikbüros
Weidner Händle Atelier aus.
Das Konzept von Bennis und Weidner sieht eine
räumliche Trennung von Gedenken und Information vor. Der Bereich des Gedenkens
ist entsprechend der heutigen Nutzung vor dem ehemaligen Tatort, dem
Pistolenschießplatz, angesiedelt. In Verlängerung der ersten Schießbahn, in der
die sowjetischen Kriegsgefangenen hingerichtet wurden, soll eine Installation
der Namen angebracht werden. Die Installation wird aus Bändern bestehen, auf
denen schrittweise, je nach Forschungsstand, die Namen der Hinrichtungsopfer
angebracht werden können. Da nicht damit zu rechnen ist, dass jemals alle Namen
eruiert werden können, werden die unbekannten Opfer auf der Installation mit
Leerstellen „vertreten“ sein. Damit soll die Gesamtdimension des Verbrechens
deutlich gemacht werden.
Der Bereich der Information soll sich dagegen
rechts des Weges vor den langen Gewehrschießbahnen befinden. Das
Ausstellungsplateau wird mit einer wassergebundenen Decke ausgebildet. Rechts
und links dieses Plateaus werden 16 Ausstellungstafeln angebracht und die
Themen bestimmten Sichtachsen (z.B. Opferbiografien in Ausrichtung zum
Hinrichtungsort) zugeordnet. Zu den Inhalten der Präsentation recherchiert
momentan ein Ausstellungsteam der KZ-Gedenkstätte Dachau. Die Ausstellung wird
zunächst auf die Ermordung der sowjetischen Kriegsgefangenen im historischen
Kontext eingehen, über die Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht und die
Hinrichtungsorte informieren sowie den Ablauf der Vernichtungsaktion in
Hebertshausen beschreiben. Um den Opfern wieder ein Gesicht zu geben, ist
vorgesehen, einzelne Opfer mit Einzelbiografien zu würdigen. Außerdem wird
anhand einer Gruppenbiografie über die SS-Tätergemeinschaft informiert und das
Wissen und die Haltung der Bevölkerung thematisiert. Abschließend geht die
Ausstellung auf die allgemeine Bedeutung des SS-Schießplatzes sowie auf die
Nachnutzung des Geländes und auf den gesellschaftlichen Umgang mit ihm ein.
Einzelne Stelen entlang des Rundwegs geben außerdem Informationen zur
Topographie des Geländes.
Am 4. Juli haben die Stiftung Bayerische Gedenkstätten
und die KZ-Gedenkstätte Dachau in einer öffentlichen nformationsveranstaltung
im Pfarrheim Hebertshausen über den Stand der Planungen informiert .