Werner Kleeman (1919-2018)
| 2. Oktober 2018
Werner Kleeman hatte eine außergewöhnliche Lebensgeschichte. Er wurde 1919 im unterfränkischen Gaukönigshofen als eines von fünf Geschwistern der jüdischen Familie Kleemann geboren, die Getreidehandel betrieb. Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten verschlechterte sich die Lage der Familie zusehends und führte zum baldigen Bankrott.
Kurz nach der Pogromnacht wurde Werner Kleemann im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Nach seiner Entlassung konnte er zusammen mit seiner Familie über London in die Vereinigten Staaten emigrieren. 1944 kehrte er als GI und Armeedolmetscher nach Europa zurück. Kurz nach Kriegsende suchte er seine alte Heimatstadt auf und traf dort auch auf den Nationalsozialisten, der ihn verraten und ins Konzentrationslager gebracht hatte.
Als notwendige Distanz zu seinem bisherigen Leben strich er ein „n“ aus seinem Namen. Über seine Erfahrungen hatte er jahrzehntelang geschwiegen. In den 1980er Jahren gab er ein erstes Interview und 2007 erschienen seine Memoiren „From Dachau to D-Day“. Kleeman besuchte Dachau im Oktober 2009 und mit ihm leitete die Gedenkstätte die Reihe „Dachauer Zeitzeugengespräche“ ein. Im Juli 2018, zwei Monate vor seinem 99. Geburtstag, ist Werner Kleeman gestorben.