Mitteilung
Nachbericht zum Workshop „Qualifizierung und Fortbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren an KZ-Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren“
| 2. Dezember 2024
Die Besucherzahlen an KZ-Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren steigen seit Jahren und hunderttausende Menschen nehmen jährlich an Rundgängen und Workshops an diesen Orten teil. Denjenigen, die diese Bildungsangebote praktisch durchführen, kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Die Qualifizierung und Fortbildung von Vermittlerinnen und Vermittlern an KZ-Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. An vielen Orten haben sich Lizenzierungs- und Qualitätssicherungsmodi etabliert. Standardisierungs- und Institutionalisierungsprozesse, neue inhaltliche Schwerpunkte und aktuelle Methoden hielten Einzug in die Gedenkstättenpädagogik.
Um sich über Erfahrungen und Perspektiven auszutauschen und sich mit neuen Impulsen den zukünftigen Herausforderungen in der pädagogischen Praxis zu stellen, kamen am 21. und 22. November 2024 Vertretungen verschiedener KZ-Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren aus Deutschland und Österreich im Max Mannheimer Haus in Dachau zusammen. Eingeladen hatten die Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Dachau, das Max Mannheimer Studienzentrum und das Dachauer Forum e.V. Diese drei Institutionen tragen seit Jahren gemeinsam die Ausbildung der Rundgangsleitungen an der KZ-Gedenkstätte Dachau. Das Gedenkstättenreferat der Stiftung Topographie des Terrors und die Bundeszentrale für politische Bildung unterstützten den Workshop.
In einem Auftaktvortrag stellte Prof. Dr. Anja Ballis, Professorin für die Didaktik der Deutschen Sprache und Literatur an der LMU München, Ergebnisse ihrer empirischen Untersuchungen – gewonnen aus Interviews mit Vermittlerinnen und Vermittler verschiedener Institutionen – vor. Dabei beleuchtete sie die Selbstwahrnehmung der Guides sowie deren Sicht auf die eigene Arbeit und den jeweiligen Ort selbst. Zur Sprache kamen zudem Beispiele literarischer Verarbeitung einer Tätigkeit als Guide und ein Ausblick auf einen möglichen Wandel eben dieser Arbeit durch die Digitalisierung. Dabei betonte Anja Ballis die Bedeutung einer guten Kommunikation als Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Institutionen mit den Vermittlerinnen und Vermittlern.
Anschließend gaben Dr. Kerstin Schwenke, Leiterin der Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Dachau, Gerd Modert, Fachbereichsleiter für Gedenkstättenarbeit beim Dachauer Forum, und Uli Unseld, Mitarbeiter der Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Dachau, Einblicke in die Geschichte der Vermittlungsarbeit an der KZ-Gedenkstätte Dachau, die Grundprinzipien der Bildungsarbeit und die Ausbildung von Rundgangsleitungen. Am Nachtmittag tauschten sich die Anwesenden in insgesamt neun Sessions zur Aus- und Weiterbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus. Zentrale Themen waren dabei unter anderem die Konzeptionen und Inhalte der Ausbildungskurse, Lizenzierungsmodi, Möglichkeiten der Evaluation, die eigenen Gestaltungsspielräumen der Vermittelnden, die Gestaltung von Fortbildungsprogrammen, Vor- und Nachteile verschiedener Beschäftigungsformen sowie Fragen der Verwaltung und Organisation.
Am Anfang des zweiten Tages stand die Zusammenfassung und Präsentation der wichtigsten Gesprächspunkte der einzelnen Sessions im Plenum. Anschließend diskutierte Cornelia Siebeck, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Gedenkstättenreferats der Stiftung Topographie des Terrors, im Austausch mit den Teilnehmenden Möglichkeiten weiterer institutionsübergreifender, dezentraler Vernetzung, durch die sich etwa im Bereich von Fortbildungen Synergieeffekte erzielen ließen.
Die lebendigen Diskussionen zu den Vorträgen und in den einzelnen Sessions sowie zahlreiche noch offene Fragen zeigen, dass es noch umfangreichen Gesprächsbedarf zur Qualifizierung und Fortbildung von Vermittlerinnen und Vermittlern gibt. Weitere Austauschformate, auch in größeren Runden, sind geplant. Eine Grundlage für diesen weiteren Austausch wird der in den nächsten Monaten erscheinende ausführliche Tagungsbericht zum Workshop bieten.