Pressemitteilung

Stellungnahme zur Teilnahme einer Referentin an einer Veranstaltung gegen die Corona-Maßnahmen

 |  15. April 2021

„Am Sonntagabend, dem 11. April 2021 berichtete die Süddeutsche Zeitung in ihrer Online-Ausgabe von einer Demonstration gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie am Vortag in Dachau. Dort kam es auch wieder zu den leider inzwischen von derartigen Zusammenkünften bekannten Relativierungen des NS-Regimes und der Naziverbrechen.

So war auf einem Schild, das eine Frau auf dem Rücken trug, ein Zitat von Sophie Scholl mit einem impliziten Aufruf zum aktiven Protest zu lesen. Unrechtmäßigerweise werden die Nichtbeachtung von Corona-Regeln und der Widerstand gegen den NS-Terror miteinander verglichen, obwohl dazu jegliche inhaltliche Grundlage fehlt. Ebenfalls wurden auf der Veranstaltung Masken mit der Aufschrift „Diktatur“ getragen, wiederum in völlig ahistorischer Verkennung dessen, was Diktatur in Deutschland im 20. Jahrhundert bedeutet hat und welche Folgen dies für Millionen Verfolgte hatte.

Leider hat an dieser Veranstaltung nach Informationen der Süddeutschen Zeitung eine Referentin der KZ-Gedenkstätte Dachau teilgenommen und eine Rede gehalten. Da sie dabei auch ihre Verbindung zur Gedenkstätte hergestellt hat, entsteht der Eindruck, sie hätte als Repräsentantin der KZ-Gedenkstätte Dachau agiert.

Die KZ-Gedenkstätte Dachau missbilligt die Teilnahme einer ihrer Angestellten an einer Versammlung, auf der ein solch verharmlosender, verfälschender und unsensibler Umgang mit Geschichte gepflegt wird, auf das Allerschärfste. In der jüngsten Zeit hat die KZ-Gedenkstätte Dachau bereits mehrfach Strafanzeige wegen Verhöhnung der Opfer der NS-Verbrechen erstattet. So zum Beispiel, wenn im Internet unter Verwendung des Eingangstors der KZ-Gedenkstätte Dachau oder einer anderen KZ-Gedenkstätte mit dem zynischen Schriftzug „Arbeit macht frei“ unter teilweiser Überschreibung der Slogan „Maske macht frei“ bzw. „Impfung macht frei“ propagiert wurde. Die Gedenkstätte läuft hier Gefahr, ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren, wenn sich gleichzeitig eine Angestellte öffentlich auf Veranstaltungen äußert, auf der genau dieser Geist der Verharmlosung der NS-Herrschaft zur Schau gestellt wird.

Wir nehmen das Auftreten der Referentin bei dieser Veranstaltung sehr ernst und distanzieren uns als Gedenkstätte und Arbeitgeberin in aller Deutlichkeit davon. Selbstverständlich respektieren und achten wir das Recht auf freie Meinungsäußerung, jedoch betreffen die Teilnahme und die Äußerungen der Referentin nicht nur sie als Privatperson, sondern auch die Stiftung Bayerische Gedenkstätte/KZ-Gedenkstätte Dachau als ihre Arbeitgeberin. Wir werden dazu interne Gespräche führen und klären, inwieweit eine Tätigkeit an der KZ-Gedenkstätte – eingedenk der Wertorientierungen, für die diese steht – mit der aktiven, offenen Teilnahme an solchen Kundgebungen vereinbar ist.

Fälschlicherweise äußert die Referentin in ihrer Rede zudem: „Ich bin an der KZ-Gedenkstätte Dachau angestellt und darf derzeit auch nicht arbeiten. Die Befreiungsfeier muss zum zweiten Mal ausfallen.“ Diese und andere Fehlinformationen sind ärgerlich. Es entspricht nicht den Tatsachen, dass die Referent/-innen in der Gedenkstätte derzeit nicht arbeiten. Im Gegenteil: Die Referentinnen und Referenten beteiligen sich derzeit in großem Umfang an der Vorbereitung der digitalen Befreiungsfeier durch Übersetzungen, durch Recherchen in Archiven und durch die Vorbereitung von Videobotschaften. Dafür bin ich sehr dankbar.“

 

Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau