Miriam Rosenthal (1922-2018)
| 20. Februar 2018
Am Samstag, den 10. Februar 2018, starb Miriam Rosenthal im Alter von 95 Jahren in ihrer Heimatstadt Toronto. Als ungarische Jüdin war sie während ihrer Schwangerschaft von Auschwitz in das Konzentrationslager Dachau transportiert worden. Im Außenlager Kaufering I brachte sie einen Sohn zur Welt. Obwohl die Geburt am 28. Februar 1945 höchst kompliziert verlief, überlebten Mutter und Sohn Laszlo (heute Leslie Rosenthal). Mit Miriam Rosenthal ist nun die letzte der sieben Mütter, die im Außenlager Kaufering entbunden hatten, gestorben.
Miriam Rosenthal wurde als Mirjam Schwarcz 1922 im slowakischen Komarom geboren, direkt an der ungarischen Grenze. Aufgrund der antijüdischen Gesetze, die die ungarische Regierung erlassen hatte, blieb es ihr verwehrt, in Budapest zu studieren. Kurz nachdem das Deutsche Reich im Frühjahr 1944 in Ungarn die Macht übernommen hatte, begannen die Deportationen in die Vernichtungslager. Diesem Schicksal konnte sich auch die Familie Schwarcz nicht entziehen. Miriam entkam der Vernichtung und wurde im September 1944 von Auschwitz über Kaufering in das Außenlager Augsburg gebracht, wo sie Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie leisten musste. Schließlich entdeckte die Lager-SS ihre Schwangerschaft. Anstatt wie es sonst üblich war, wurde Miriam nicht in ein Vernichtungslager geschickt, sondern durfte ihr Kind im Außenlager Kaufering I zur Welt bringen. Mutter und Kind überlebten.
Zusammen mit ihrem Mann Béla und ihrem Sohn Laszlo wanderte sie nach Kanada aus. Erst spät begann sie über ihre Erfahrungen im Konzentrationslager öffentlich zu erzählen und ging in Schulen. Die Ausstellung „Sie gaben uns wieder Hoffnung – Schwangerschaft und Geburt im KZ-Außenlager Kaufering I“, die 2010 in der Gedenkstätte Dachau gezeigt wurde, brachte ihre Lebensgeschichte auch hierzulande ans Tageslicht. Ihre Grußbotschaft, die sie zu diesem Anlass nach Dachau schickte, war ein flammender Appell für Toleranz und Demokratie. Mit ihr ist eine kluge und resolute Frau von uns gegangen.