Nachruf

Max Livni (1926-2024)

 |  9. August 2024

Max Livni im Jahr 2005 © Privat

Max Livni im Jahr 2005 © Privat

Die KZ-Gedenkstätte Dachau trauert um Max (Mordechai) Livni. Am 15. Februar 1926 war er als jüngster von drei Söhnen der jüdisch-orthodoxen Lehrer-Familie Lieben in Prag geboren. Zuhause sprachen die Liebens Deutsch. Max ältester Bruder Artur (Avraham) wanderte 1939 nach Palästina aus; Max und sein Bruder Rudolf schlossen sich der zionistischen Jugendorganisation Maccabi Hatzair an. Zur selben Zeit setzte mit der deutschen Besetzung des Landes die fortschreitende Entrechtung und Verfolgung der tschechisch-jüdischen Bevölkerung ein. Die Jungen durften nicht mehr die Schule besuchen, Max begann eine Elektrikerlehre, sein Vater war zeitweise in Gestapohaft und auch seinen Onkel Mani hatte die SS im KZ Dachau inhaftiert, wo er im März 1942 starb.

Im Juli 1943 wurden die beiden Jungen schließlich zusammen mit ihren Eltern in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Von dort deportierte die SS Rudolf und Max im September 1944 nach Auschwitz. Sie überlebten die Selektion und wurden zur Zwangsarbeit in das Dachauer KZ-Außenlager Kaufering IV (Hurlach) gebracht. Dort setzten die Bewacher Max Livni als Lagerelektriker ein, außerdem musste er Bäume fällen und für die Großbaustelle zur Errichtung einer halbunterirdischen Fabrikanlage tagelang Zementsäcke schleppen. Seinem Bruder Rudolf setzten die schweren Arbeiten so zu, dass er im Dezember 1944 starb. Kurz vor Kriegsende trieben die SS-Wachen Max Livni zusammen mit anderen Gefangenen der Kauferinger Lager auf einen Todesmarsch Richtung Dachau und Allach. Am 1. Mai 1945 wurden sie schließlich von Truppen der US-Armee befreit.

Max Livni kehrte nach Prag zurück; von seinen engsten Verwandten war ihm nur sein nach Palästina ausgewanderter Bruder Artur geblieben und auch von der weitverzweigten Großfamilie hatte kaum jemand den Holocaust überlebt. Zusammen mit seiner späteren Frau, Chavah, übernahm Max Livni die Leitung eines Jugendheims für jüdische Weisen, die auf die Auswanderung in das britische Mandatsgebiet Palästina vorbereitet werden sollten. 1949 wanderten auch Chavah und Max Livni in den neugegründeten Staat Israel aus. Zunächst lebten sie im Kibbuz Kfar Hamakkabi nahe Haifa, ehe sie nach Kiriat Tivon zogen, wo Max Livni als Mechaniker in verschiedenen Fabriken arbeitete. Ein Sohn verstarb noch im Kindesalter, die Töchter Nurit und Liora gründeten mittlerweile eigene Familien.

Zusammen mit seiner Ehefrau zählte Max Livni zu den Gründungsmitgliedern des israelischen Beit Terezin Archivs. Beide setzten sich dafür ein, dass die Geschichte der ermordeten Jüdinnen und Juden nicht in Vergessenheit gerät und berichteten in Zeitzeugengesprächen über ihre Verfolgungsgeschichte.

Mit 93 Jahren, im Januar 2020, starb Chava Livni. Max Livni starb am 19. Juli 2024, er wurde 98 Jahre alt.