Nachruf

Leslie Schwartz (1930–2020)

 |  20. Mai 2020

Leslie Schwartz mit seiner Frau Annette (Bild: privat)

Mit Trauer hat die Gedenkstätte den Tod von Leslie Schwartz vernommen. Er starb am 12. Mai 2020 in Miami, Florida.

Leslie Schwartz wurde als László Schwartz am 12. Januar 1930 in Ostungarn geboren. Schon als kleiner Junge erlebte er die antisemitischen Erlasse der mit dem Deutschen Reich kollaborierenden ungarischen Regierung, die ihn zusammen mit seiner jüdischen Familie aus dem gesellschaftlichen Leben ausgrenzten. Mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Ungarn im März  1944 waren Leslie und seine Familie unmittelbar der Shoah ausgesetzt. Nach kurzer Zeit deportierte die SS sie in das KZ Auschwitz, wo er den Großteil seiner Familie verlor. Nach einer kurzen Zeit im Kinderlager wurde er erneut deportiert. Er kam als einer der jüngsten Häftlinge mit 14 Jahren zunächst in das KZ Dachau und schließlich wurde er zum  Arbeitseinsatz in das OT-Lager Karlsfeld im Außenlagerkomplex Allach gezwungen. Durch glückliche Umstände konnte er die schwere Arbeit des Transports von Zementsäcken überstehen und erhielt Unterstützung durch eine Frau aus der Zivilbevölkerung – zu ihr hielt er auch Jahrzehnte später noch lebhaften Kontakt. Wie viele andere jüdische Häftlinge wurde Leslie Schwartz Anfang 1945 als Arbeitssklave von Karlsfeld in das Außenlager Mühldorf gebracht. Zu Kriegsende als Mühldorf großflächig geräumt wurde, überstand Leslie auch die Strapazen des Todesmarsches.

1946 konnte Leslie Schwartz in die USA zu Mitgliedern seiner Familie auswandern. Er baute sich in New York eine Existenz als Druckereibesitzer auf. Schon frühzeitig – in den 1970er Jahren – setzte er sich mit seiner Verfolgungsgeschichte auseinander und besuchte die KZ-Gedenkstätte Dachau. Seine Biografie mit dem Titel „Durch die Hölle von Auschwitz und Dachau“ (2010) ist ein bewegendes Zeugnis eines Mannes, dessen Jugend von Todesangst geprägt war, im Bewusstsein des großen Glücks, dem er so oft sein Leben verdankte.

Leslie Schwartz wurde US-Bürger. Er  hatte eine deutsche Frau geheiratet und war oft in Deutschland. Seit zehn Jahren trat er immer wieder als Zeitzeuge auf und faszinierte mit seiner direkten und anschaulichen Art. Für sein Engagement erhielt er 2013 das Bundesverdienstkreuz. Wir sprechen seinen Kindern unser Beileid aus und werden ihn als freundlichen aber auch kämpferischen Mahner des Holocaust in Erinnerung behalten.