Heinz „Coco“ Schumann (1924-2018)
| 8. Februar 2018
Kaum ein Überlebender der Shoah stand häufiger im Rampenlicht als Coco Schumann. Das ist seiner Begabung als außerordentlich talentierter Jazzmusiker zu verdanken. Am 28. Januar 2018 ist der bis ins hohe Alter aktive Gitarrist in seiner Heimat Berlin im Alter von 93 Jahren gestorben.
Der aus einer jüdischen Handwerkerfamilie stammende Heinz Schumann galt nach den Nürnberger Rassegesetzen als „Mischling zweiten Grades“. Das verschonte ihn im Frühjahr 1943 nicht vor der Deportation nach Theresienstadt. Schon als Jugendlicher hatte er eine große Begeisterung für die aus den USA einströmende Swing-Musik entwickelt. So kam er dort zu den „Ghetto-Swingers“, einer Band, die den Status Theresienstadts als „Vorzeige-Konzentrationslager“ untermauern sollte. Als er im darauffolgenden Jahr nach Auschwitz transportiert wurde, sicherte sein Überleben, dass er weiterhin für das Lagerorchester eingeteilt war. Schließlich wurde Schumann in das Dachauer Außenlager Kaufering gebracht. Mit einer notdürftig zusammengebauten Gitarre gelang es ihm auch dort unter schwierigsten Lebensbedingungen, seine Mitgefangenen zu unterhalten. Mit viel Glück überlebte er als Stubenältester im Krankenlager die Typhusepidemie und wurde auf dem Todesmarsch befreit.
Nach Berlin zurückgekehrt, setzte Schumann im Nachkriegsdeutschland seine Karriere als Musiker fort und spielte in Bands mit Größen wie Helmut Zacharias zusammen. Die Gedenkstätte Dachau besuchte er zuletzt im November 2001, nicht ohne mehrere Konzerte zu geben. Getreu seinem Motto „Ich bin ein Musiker, der im KZ gesessen hat, kein KZler, der Musik macht“, trat er nicht nur als mahnender Zeitzeuge auf, sondern ließ mit seinen Konzerten auch teilhaben an seiner Freude am Leben.