Mitteilung

Der KZ-Dachau und Holocaust-Überlebende Naum Chejfez wird heute 100 Jahre alt

 |  9. Juni 2023

Naum Chejfez wurde am 09. Juni 1923 in einer jüdischen Familie in der sowjetischen Stadt Minsk (heute Belarus) geboren. Kurz nach Beginn der deutschen Besetzung im Sommer 1941, wurde das Wohnhaus seiner Familie Bestandteil des Ghettos von Minsk. In diesem Ghetto starben zehntausende Jüdinnen und Juden, darunter auch seine beiden Schwestern und sein Neffe. 1943 wurde Chejfez ins KZ Majdanek deportiert und musste in den Außenlagern Budzyn und Radom ein Jahr lang körperliche Schwerstarbeit in der Rüstungsindustrie verrichten. Danach wurde er in die Konzentrationslager Auschwitz, Vaihingen, Hessental und schließlich im April 1945 in das Außenlager Allach-Karlsfeld des KZ Dachau verschleppt. Von hier wurde Chejfez auf einen Todesmarsch geschickt. Er wurde am 29. April 1945 bei Staltach von Soldaten der US-Armee befreit.

2013 besuchte Chejfez die Siedlung Ludwigsfeld an den Ort des ehemaligen KZ Außenlagers Allach-Karlsfeld und beschrieb seine Eindrücke: „Alles an diesem Ort durch Menschenhand Geschehene ist weg. Aber es ist derselbe Boden, die gleiche Erde.“

Nach dem Kriegsende kehrte Chejfez in die Sowjetunion zurück und musste zunächst seinen Armeedienst absolvieren. Von seiner Familie fand er lediglich seinen Vater wieder. Er begann als Plakatmaler zu arbeiten, heiratete und bekam eine Tochter. Ab den 1990er Jahren kehrte Chejfez auf Einladung des Fördervereins für Internationale Jugend- und Gedenkstättenarbeit e.V. regelmäßig nach Dachau zurück. 2016 folgte er einer Einladung der Stadt Dachau zu einem Zeitzeugengespräch anlässlich des Holocaustgedenktages am 27. Januar. Heute wird Chejfez nach bewegten Jahrzehnten in Minsk seinen 100. Geburtstag feiern. Die KZ-Gedenkstätte Dachau wünscht dem Jahrhundert-Zeitzeugen und seiner Familie alles Gute und vor allem Gesundheit.

Foto: Naum Chejfez neben der Gedenkstätten-Referentin Verena Brunel im Dachauer Ludwig-Thoma-Haus. Das Zeitzeugengespräch fand am 27. Januar 2016 statt. (Foto KZ-Gedenkstätte Dachau).