Aufruf

Call for Papers: Workshop „Nach dem Überleben“

 |  18. Juni 2024

Briefkopf des International Information Office, Juni 1946, KZ-Gedenkstätte Dachau

Die KZ-Gedenkstätte Dachau lädt am 07.11.2024 zum Workshop „Nach dem Überleben“ ein, bei dem es um verschiedene Formen der Selbst- und Fremdorganisation von KZ-Überlebenden in der unmittelbaren Nachkriegszeit geht.

Ausgangspunkt ist ein laufendes Forschungsprojekt der KZ-Gedenkstätte Dachau zum International Information Office (IIO), einer kurz nach der Befreiung von Überlebenden des KZ Dachau für Dachau-Überlebende geschaffenen Auskunfts- und Betreuungsstelle. Auf Grundlage von lagerzeitlichen Dokumenten, insbesondere der Schreibstubenkartei, die in den Tagen vor der Befreiung von einigen Häftlingen gesichert werden konnten, fertigte das IIO Haftnachweise für Überlebende aus. Gleichermaßen diente das Büro als Anlaufstelle für die Vermisstensuche, in deren Kontext u.a. auch Totenscheine ausgestellt wurden. Neben diesen bürokratischen Tätigkeiten widmeten sich die Mitarbeiter des IIO, anfangs ausnahmslos selbst Dachau-Überlebende, ersten Erinnerungs- und Gedenkinitiativen für die Opfer des KZ Dachau.

Das International Information Office als Selbstorganisation von Dachau-Überlebenden war in die besatzungspolitischen Rahmenbedingungen sowie internationale Hilfs- und Kontrollbemühungen zahlreicher Organisationen eingebunden. Dieses Spannungsfeld von Selbst- und Fremdorganisation führte zu wachsenden Differenzen und schwelenden Konflikten. Das IIO stand von Beginn an in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den US-amerikanischen Armeeeinheiten vor Ort. Hinzukommende interne Uneinigkeiten unter den Akteuren des Büros und finanzielle Schwierigkeiten sorgten dafür, dass das IIO bereits 1946 unter die Protektion der United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) geriet und 1947 gänzlich in ihr aufging. Die Geschichte des International Information Office soll nun erstmals grundlegend aufgearbeitet und entsprechend gewürdigt werden.

Workshop

Im Rahmen des Workshops „Nach dem Überleben“, der von einem deutlichen „work in progress“-Charakter gekennzeichnet ist, sollen neben der Beschäftigung mit dem IIO selber auch vergleichende Perspektiven zu Formen der Selbst- und Fremdorganisation von Überlebenden anderer Konzentrationslager eröffnet werden. Als Ausgangspunkt für eine Annäherung können dabei einerseits die von Überlebenden ausgehenden Bemühungen in den Blick gerückt werden und so die Genese von Häftlingsverbänden und -initiativen beleuchtet werden. Andererseits kann auch die Fremdorganisation der Überlebenden durch die jeweiligen Besatzungsmächte, insbesondere mit Blick auf die Displaced Persons-Politik, in den Fokus gerückt werden. Einen weiteren thematischen Zugang bietet auch die jeweilige Geschichte des Umgangs mit den Orten ehemaliger Konzentrationslager nach 1945. Der Workshop soll dazu beitragen, neue Forschungsansätze und -perspektiven zu eröffnen sowie mögliche Parallelentwicklungen und Unterschiede in den verschiedenen Formen der Selbst- und Fremdorganisation aufzuzeigen.

Ablauf

Beiträge sollten eine Länge von 20-30 Minuten haben, um genügend Raum für eine anschließende Diskussion zu lassen.

Interessierte werden gebeten, einen Abstract der Präsentation von max. 500 Wörtern und einen kurzen CV von max. 200 Wörtern bis zum 15.07.2024 an Frau Esther Lindenlauf (lindenlauf@kz-gedenkstaette-dachau.de) zu richten.

Tagungsort: Max-Mannheimer-Studienzentrum, Roßwachtstraße 15, 85221 Dachau

Für Vortragende werden die Kosten für Unterkunft und Verpflegung von der KZ-Gedenkstätte Dachau übernommen. Deren Reisekosten können innerhalb Deutschlands komplett getragen, bei Anreise aus dem Ausland anteilig bezuschusst werden.

Genauere Informationen zum Ablauf des Workshops folgen.