Gedenkstättenbesuch

Auf den Spuren seines Großvaters

 |  31. Oktober 2022

Eliezer Rozenbaum, Deputy Director General des Ministry of Public Security des Staates Israel, besuchte die KZ-Gedenkstätte Dachau und begab sich auf die Suche nach Spuren seines Großvaters, Chaim (Heinrich) Rosenbaum.

Gemeinsam mit Albert Knoll, Leiter der Stabsstelle an der Gedenkstätte, versuchte Eliezer Rosenbaum mehr über das Schicksal seines Großvaters herauszufinden.

Der ungarische Uhrmacher Chaim (Heinrich) Rosenbaum wurde 1944 zusammen mit seiner Frau, seinem Sohn und seinen Töchtern aus dem damals ungarischen Szaszregen für mehrere Monate in ein Lager in Ungarn verschleppt. Rosenbaums Sohn – Eliezers Vater – wurde ins KZ Mauthausen deportiert und überlebte. Die übrige Familie, also Großvater Heinrich, die Großmutter und deren Töchter wurden ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo einzig der Großvater die Chance zum Weiterleben erhielt und alle anderen sofort ermordet wurden.

Chaim Rosenbaum wurde im Januar 1945 mit dem letzten Transport aus Auschwitz ins Stammlager des KZ Dachau überführt, wo er scheinbar auch verblieb – über einen Transport in eines der Außenlagers ist nichts bekannt. Untergebracht war er in Baracke 30, die damals als eine Art Durchgangsstation fungierte und damit auch die mit am stärksten überbelegte Baracke war. Am 23. April 1945 wurde Rosenbaum mit etwa 1.800 weiteren jüdischen Häftlingen mit einem Zug in Richtung Süden transportiert.

Von Maurice Cling, einem französischen Mithäftling, ist die Beschreibung dieser Fahrt überliefert. Die Häftlinge mussten am Rand der Berge, möglicherweise in Mittenwald, den Zug verlassen und sie wurden zu Fuß weiter in Richtung Tirol getrieben. In Seefeld stoppte der Marsch und die Häftlinge mussten – auf Anweisung des Tiroler Gauleiters – wieder zurück nach Bayern, wo sie befreit wurden. Heinrich Rosenbaum wurde in den Lagerbüchern schließlich als „befreit Ötztal“ registriert, da keine Nachrichten über sein Ableben vorlagen. Er wurde danach jedoch nicht wieder gesehen. Vermutlich verstarb er unterwegs und seine Leiche wurde mit zahllosen anderen unbekannten Toten an einem Ort entlang des Todesmarsches verscharrt.

Rosenbaums Sohn – Eliezers Vater – überlebte das KZ Mauthausen und kehrte zunächst in seinen Heimatort in Ungarn zurück. Da keine Familienmitglieder mehr lebten, wanderte er 1947 nach Palästina aus und beteiligte sich am Unabhängigkeitskrieg, der 1948 zur Gründung des Staates Israel führte.

Eliezer Rozenbaum (links) im Gespräch mit Albert Knoll, Gedenkstätte Dachau.

Eliezer Rozenbaum an Block 30, in dem sein Großvater Chaim Rosenbaum 1945 untergebracht gewesen war.

Am Jüdischen Gedenkstein im Krematoriumsbereich.

Eliezer Rozenbaum und Albert Knoll am frisch sanierten Internationalen Mahnmal.

Text und Fotos: Percy Herrmann, KZ-Gedenkstätte Dachau