André Delpech
| 22. Januar 2013
André Delpech wurde am 1. Oktober 1924 in Origny Ste Benoite geboren. Nach dem Abschluss des Gymnasiums in Cahors bereitete er sich auf den Besuch der Hochschule in Toulouse vor und schloss sich – etwa zur selben Zeit im Dezember 1942 – der Résistance an. Doch 1944 wurde Delpech zusammen mit seinem Freund René Vaissié verhaftet, die Gestapo brachte ihn in das Gefängnis St. Michel in Toulouse, und anschließend in das Lager Compiègne. Von dort verschleppte ihn die SS auf einem quälenden Zugtransport am 2. Juli 1944 in das KZ Dachau. Drei Tage und drei Nächte waren die Gefangenen in Viehwaggons zusammengepfercht, sie litten unter der Hitze, unter Hunger und Durst. Als der Zug am 5. Juli in Dachau eintraf, hatten 984 der ursprünglich 2.400 Häftlinge die Fahrt im „train de la mort“ (Todeszug) nicht überlebt. Delpech litt unter den unmenschlichen Bedingungen in den „Quarantäneblocks“ des völlig überfüllten Konzentrationslagers. Am 22. Juli wurde er in ein Außenlager des KZ Natzweiler, Neckargerach, überstellt. Dort teilte ihn die SS zur Nachtschicht ein, und zwang ihn zu schweren körperlichen Arbeiten. Als besonders quälendes Erlebnis blieb Delpech außerdem die Hinrichtung eines französischen Offiziers in Erinnerung, den die SS vor aller Augen erhängte. Nach einiger Zeit erkrankte Delpech schwer und bekam starkes Fieber, doch seine französischen Mithäftlinge halfen ihm, er wurde in das Krankenrevier aufgenommen und konnte sich langsam erholen. Am 4. Mai erlebte er die Befreiung in Neckargerach.
Delpech kehrte nach Frankreich zurück, und schlug eine Karriere beim französischen Militär ein. Unter anderem absolvierte er die Ecole Supérieure de Guerre und war von 1969 bis 1971 als Oberst und Kommandeur des 42. Regimentes in Rastatt stationiert. Später stieg Delpech zum Divisionskommandeur auf, ehe er 1980 zum Korpsgeneral und Armeebefehlshaber für die Streitkräfte auf außerordentlichen Einsätzen ernannt wurde.
Als Präsident lenkte Général Delpech außerdem von 1991 bis 2006 die Geschicke des Comité International de Dachau. Für seinen Einsatz wurde er mit zahlreichen Ehrungen bedacht, unter anderem war er Großoffizier der Ehrenlegion und des l’orde national du Mérite sowie Träger des Bayerischen Verdienstordens. Mit großem Engagement beteiligte sich Delpech an allen wesentlichen Diskussionen um die Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Dachau. Ohne seine Beharrlichkeit und Streitbarkeit hätte vor allem die Öffnung des historischen Zugangs über das „Jourhaus“ nicht realisiert werden können. Am Herzen lagen ihm insbesondere die Vermittlung, die Weitergabe des Vermächtnisses der Überlebenden an die nachfolgenden Generationen und die Idee eines geeinten Europas. Er hinterlässt eine große Lücke im Leben aller, die ihn kannten.