Grußbotschaften von Überlebenden und Befreiern
Es ist uns eine besonders große Freude, dass Überlebende und Befreier persönliche Botschaften zur Veröffentlichung zugeschickt haben.
Mit einem Klick auf den einzelnen Namen wird Ihnen die zugehörige Mitteilung angezeigt.
Überlebende
Jack Adler
Leslie Aigner
Eugeniusz Bądzyński
Mario Candotto
Lidiia Chirkina
Jerry Convoy
Milan Doric
Wladimir Dschelali
Raoul Duret
Erich Richard Finsches
Peter Johann Gardosch
Guy Pierre Gautier
Riccardo Goruppi
Ernest Gross
Nick Hope
Georges (Jerzy) Kielczewski
Eduard Kornfeld
Miroslav Kubík
David Lenga
Jerzy Leśniak
Ben Lesser
Abba Naor
Willemijn Petroff-van Gurp
Walter Plywaski
Pierre Rolinet
Leslie Rosenthal
Lucy Salani
Ernst Sillem
Max Steinmetz
Henk van de Water
Boris Zabarko
Befreier
Gerald O. Eaton
Dee R. Eberhart
Don Greenbaum
Hilbert Margol
Überlebende
Jack Adler
Am 1. Mai 1945 wurde ich, während ich mich auf dem Todesmarsch aus dem KZ Dachau befand, von der 3. Armee der Vereinigten Staaten befreit.
Damit die Menschheit überleben und in Frieden leben kann, müssen wir es zulassen, dass uns die Goldene Regel leitet.
„Gegenseitiger Respekt, wie von der Goldenen Regel geleitet, ist der Schlüssel zum Überleben der Menschheit“.
Es gibt mehr als sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten Erde, wir alle gehören einer Rasse an, der menschlichen Rasse. Deswegen behandelt andere so, wie ihr selbst behandelt werden wollt.
Jack Adler
Leslie Aigner
Mit 15 Jahren wurde ich von Ungarn nach Auschwitz verschleppt.
Der Holocaust hat fast meine ganze Familie ausgelöscht.
Damals konzentrierte ich mich darauf, nur den nächsten Tag zu überleben.
Ich wurde in zwei andere Lager gebracht, um Sklavenarbeit zu leisten.
Ich bekam Fleckfieber und kämpfte mit einer schweren Fußverwundung, die mir ein Naziwächter beigebracht hatte.
In der ersten Aprilwoche wurde ich im Todeszug nach Dachau gebracht, 75 Pfund eines laufenden Skeletts.
Dennoch, ich kann mich glücklich schätzen, dass ich lebe, ich wurde von den amerikanischen Truppen befreit.
Sie sind meine Helden.
Gemeinsam mit meiner Ehefrau, mit der ich seit 64 Jahren zusammen bin, sind wir in den Vereinigten Staaten mit einer Familie und einem friedlichen Leben gesegnet.
Wir haben uns seit dreißig Jahren vor Schülern wie Erwachsenen gegen den Hass ausgesprochen, mit einer Botschaft der Liebe und der Toleranz.
Jetzt ist es unsere Familie, die diese Botschaft weiterträgt.
Leslie Aigner
Eugeniusz Bądzyński
Der Zweite Weltkrieg hat mich wie ein Panzer überfahren
– so habe ich dies im „Kriegstriptychon“, in der Wochenzeitung „Sonntag“ beschrieben: Drei Wunder von Eugeniusz, Tagebuch – Befreit von Dachau.
Ins Lager wurde ich am 5.9.1944 mit den Vertriebenen aus Zielonka verschleppt. Es wurde uns mitgeteilt, dass sich die Front nähert. Wir wurden in Pruszków versammelt und mit den Zivilisten vermischt. Wir waren die polnischen Banditen. In Viehwaggons wurden wir ins Lager eingeliefert.
Durch Zufall, oder eigentlich dank der Vorsehung, habe ich die Hölle des Lagers überlebt. Jeden Tag bete ich zu Gott und danke für die Rettung. Am Jahrestag der Befreiung spreche ich die Litanei zum Heiligen Josef. Das Gebet und die Danksagung halten mich am Leben und geben mir die Kraft, unseren Schuldigern zu vergeben.
Eugeniusz Bądzyński
Mario Candotto
Ich bin Mario Candotto, geboren am 2. Juni 1926, ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Dachau.
Am 24. Mai 1944 wurde ich gemeinsam mit meinem Vater, meiner Mutter und meinen beiden Schwestern verhaftet. Damals kam ich mit meinen beiden Schwestern Ida und Fede nach Hause und habe gleich begriffen, dass meine zwei Brüder Massimo und Renzo, die Partisanen waren, im Kampf gestorben waren.
Aus meiner Familie starben meine Eltern und die beiden Brüder.
Selbst heute, 75 Jahre nach der Befreiung der Vernichtungslager und dem Ende des Krieges kann ich mit dem, was passiert ist, noch nicht abschließen und das dürfen wir auch nicht!
Man darf das, was geschehen ist, nicht vergessen! Damit würde man sich schuldig machen!
Drei Generationen ist es nun her, dass es zu Ende ging, und ich erinnere immer noch daran und erzähle von den Grausamkeiten, die ich am eigenen Körper erlitten habe und die der Krieg und der Nationalsozialismus hervorgebracht haben.
Ich gehe oft in die Schulen, um meine Geschichte zu erzählen und jedes Mal zitiere ich, bevor ich anfange, die Worte meiner Schwester Ida, die im Vernichtungslagers Auschwitz inhaftiert war: „Kinder, was ich euch gleich erzähle, ist die reine, die reine Wahrheit, aber wenn ich nicht am eigenen Leib diese Grausamkeiten verspürt hätte, könnte ich es kaum glauben.“ Diese Worte machen begreiflich, wie furchtbar die nationalsozialistischen Vernichtungslager waren.
Zum Abschluss möchte ich sagen, dass wir Glück haben, heute in Freiheit zu leben in einem friedlichen und vereinten Europa ohne Hass und Groll. Frei!
Mario Candotto
Lidiia Chirkina
Wir wohnten in der Stadt Gattschina, 40 Kilometer bis Leningrad. Ich war 11 Jahre alt. Man gab uns am 22. Juni 1941 bekannt, dass der Krieg ausbrach! Unser Land, groß und stark, war nicht bereit für den Krieg. Mit Deutschland wurde doch ein Friedensvertrag geschlossen. Die Nazis eroberten auf verräterische Weise ein großes Territorium unseres Landes. Man sagt: „Die Russen spannen langsam ein, fahren jedoch schnell.“ Und so kam es auch, die Rote Armee kam nach Berlin.
Es war ein schrecklicher Krieg sowohl für die Russen und anderen Nationen, als auch für die Deutschen, denn sie haben nicht weniger gelitten.
Wir müssen uns miteinander verständigen, nicht gegeneinander kämpfen!
Kein Volk braucht den Krieg, man muss verhandeln!
Das Leben im Konzentrationslager war erfüllt von Angst und Tod! Es sollte nicht so sein!
Menschen müssen Menschen bleiben.
Ich würde gerne zu euch kommen und euch einladen, uns zu besuchen, damit ihr unsere Kultur und Kunst kennenlernt. In Russland gibt es viel Interessantes!
Grüße aus Russland
Lidiia Chirkina
Jerry Convoy
Nach Dachau zurückkehren zu können, nach Kaufering zurückzukehren, das mein erstes Lager gewesen ist, wo es meine Aufgabe war, die Leichen auf eine Schubkarre zu laden, um sie zu den Öfen zur Verbrennung zu bringen. Ich war jung, überarbeitet und ausgehungert und ich hatte nicht mehr die geistige Kraft, für die Toten zu beten; insbesondere musste ich, bevor ich die Leichen ablieferte, einen Halt einlegen, an dem irgendein Nazi die Goldzähne entfernte.
Anlässlich der Gedenkfeier zum 75. Jahrestag zurückzukehren, würde es mir endlich ermöglichen, für meine unschuldigen Brüder an dem Ort zu beten, an dem es geschehen ist; es wäre das Richtige und hoffentlich werde ich diesem Bedürfnis, mit dem ich über 75 Jahre gerungen habe, endlich nachkommen können. Ja, ich habe in meiner Synagoge und an vielen Holocaust-Gedenkstätten gebetet, aber in der jüdischen Religion ist es besonders wichtig, dort die Gebete zu sprechen, wo es passiert ist.
Diese Bilder und eine Nicht-Person geworden zu sein, eine Nummer zu erhalten und das ist es dann, wer Du bist, zusammen mit allen Grausamkeiten, die ich ertragen habe, wie den Verlust beider Eltern (mein Vater verhungerte in Dachau), den Verlust meiner jüngeren Geschwister, dies alles und alle Erinnerungen werden mich niemals verlassen. Ja, ich bin weitergegangen, habe mir ein neues Leben erkämpft, habe geheiratet und eine Familie gegründet, mit sehr gebildeten und lieben Kindern und Enkelkindern, dennoch begleitet mich stets dieses schreckliche Kapitel meines Lebens während der nationalsozialistischen Besatzung.
Ich lächle, ich genieße meine Familie und mein Leben, aber der dunkle Schatten bleibt.
Möge sich die Welt für Frieden entscheiden.
Jerry Convoy
Milan Doric
Dass sowas nie mehr passiert – ich war ja erst 13 bis 15 Jahre alt und hatte keine Ahnung vom Geschehen der Zeit. Wie ich alles ertragen habe, kann ich bis heute nicht erklären – ich war zu jung und immer nur hungrig.
Hätten die Nazis gewonnen, hätten ich und viele andere nicht überlebt. Dies sollte die Menschheit wissen und schätzen.
Milan Doric
Wladimir Dschelali
Liebe Freunde, wir freuen uns, Ihnen zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau gratulieren zu können.
Gleichzeitig trauern wir um die Opfer, deren Leben damals abgebrochen wurden, halten in Ehren ihr Andenken hoch und erinnern uns an ihr Vermächtnis:
„Nein zu Menschenhass und Krieg!
Ja zu Frieden und Schöpfung!“
Es ist sehr wichtig, dass die zeitgenössischen und zukünftigen Generationen aus dem Zweiten Weltkrieg die entsprechenden Lehren und Schlussfolgerungen ziehen.
Jetzt, da wir wieder Schweres durchmachen müssen, wünschen wir allen Geistesstärke, Optimismus und Glück, egal was passiert… Schließlich bringt das Glück Möglichkeiten zur Entwicklung, es inspiriert und beleuchtet den Lebensweg.
Nehmen Sie bitte dieses frühlinghafte, freudige Gedicht als Geschenk entgegen, geschrieben von Wladimir Dschelali:
Der Frühling ist da!
Die irdischen Gärten werden
Dem Leben Hosianna singen
Die blauen Weiten werden rosig schimmern
Die Morgendämmerung wie die goldene Aurora
wird die Fenster dem neuen Tag öffnen,
Auf dem Gartenpfad wird die Jugend uns
den Fliederstrauß schenken!
Immer eure
Wladimir Dschelali, Vera Solotar
Raoul Duret
Québec, 31. März 2020
Ich wäre gerne auf dem 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau anderen Überlebenden und Befreiern begegnet, um unsere Erinnerungen über diese traurige Zeit zu teilen, aber auch über die Tage der Befreiung: am 29. April 1945 in Dachau und am 30. April in Allach.
Ich hätte gerne von meinem Ausflug aus dem KZ-Außenlager Allach zusammen mit drei anderen Häftlingen erzählt, und über die Forellen, die wir gefunden haben.
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Wir werden 2021 zusammenkommen.
Raoul Duret
Erich Richard Finsches
An die Menschheit: 75 Jahre Freiheit
Vergesst nicht die Sklaverei und das Martyrium, das der Nationalismus den Menschen angetan hat.
Der größte Wahnsinn hat 80 Millionen Menschen das Leben gekostet.
Wir wollen Frieden, Freiheit, Gesundheit, glückliche Familien aller Nationen der Welt.
Bekämpft die aufkommende braune Gefahr!
Erich Richard Finsches
Peter Johann Gardosch
Am 8. Mai 1945 war ich mit meinem Vater und noch 4 Mithäftlingen aus dem Außenlager Kaufering III unterwegs auf den Straßen von Fürstenfeldbruck. Es kamen uns mehrere amerikanische Soldaten entgegen. Die amerikanischen Soldaten hatten Champagnerflaschen bei sich. Der eine Amerikaner hat sein Bajonett herausgeholt, die Flasche geköpft und gesagt „The war is finished – you folks are free!!!“ Damals war ich 14 ein halb Jahre alt und habe zum ersten Male im Leben Champagner getrunken! Ich war in Fürstenfeldbruck, wo mich nach meiner Flucht Pater Emmanuel Haiss, Prior des damaligen Klosters Fürstenfeldbruck, aufgenommen hat.
Lange Jahre danach war ich mit Pater Emmanuel bis zu seinem Tode befreundet und besuche gemeinsam mit meiner Frau jedes Jahr in Ettal sein Grab im Kreuzgang des Klosters. Damals auf der Hauptstraße in Fürstenfeldbruck habe ich komplett und unwiderruflich begriffen und gespürt, dass die Hölle Auschwitz, Dachau und Kaufering endgültig vorbei war!! Bis heute bin ich – ich bin in meinem 90. Lebensjahr – der 7. US-Army unendlich und ewig dankbar. Es war die Truppe von General Patton, ein damals ganz berühmter Offizier. Nach Fürstenfeldbruck sind wir auf einer abenteuerlichen Flucht aus dem nächtlichen Todesmarsch von Kaufering Richtung Allach entkommen. Zunächst waren wir in Puch bei Pfarrer Brandstetter, der uns mit etwas Brot versorgt hat. Dann sind wir nachts, ständig in großer Angst vor den Nazi-Feldjägern, nach Fürstenfeldbruck gelangt, wo die Schwestern uns liebevoll aufnahmen. Wir bekamen Pellkartoffeln mit Quark, den Duft der herrlichen warmen Kartoffeln von damals, nach dem grausamen Fraß aus dem KZ, spüre ich bis heute in der Nase!
Die Befreiung damals vor 75 Jahren war das bedeutendste Ereignis in meinem ganzen Leben und ich denke mit Dankbarkeit zurück an die amerikanische Armee und an die lieben deutschen Menschen, die uns geholfen haben.
Peter Johann Gardosch
Guy Pierre Gautier
Offener Brief zum Gedenken des 75. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau
Ein Virus und alles bricht zusammen. Unser großes Treffen wird abgesagt. Das ist schade, aber die Welt geht weiter.
Ich erinnere mich noch an meine Ankunft in Dachau, nach einer schrecklichen Reise: drei Tage und drei Nächte ohne Essen und ohne Wasser.
Ich erinnere mich an die Aufnahme im Block 30. Es war sehr warm, das Wetter war schwül und stürmisch. Wir stehen draußen, den Schikanen des Kapos Meanssarian ausgesetzt.
Ich erinnere mich an unsere Umerziehung, was die wichtigsten Worte und die geltenden Regeln angeht.
Ich erinnere mich, wie nackt der Mensch bei der Entlausung und dem Rasieren ist.
Ich erinnere mich noch an diese komische gestreifte Kleidung und diese Holzsandalen: unsere damalige Uniform. In der Ruhe des Sommers werden wir im Block zusammengepfercht.
Ich erinnere mich, dass dieses Zusammenpferchen mit Lärm, Wut und Schlägen erfolgte. Und ein paar Tage nach dieser rudimentären Einführung wurden wir für das Kommando in Allach bestellt.
Ich erinnere mich wie lang und hart die Zeit war, eingesperrt in der Fabrik des Kommandos Dyckerhoff.
Ich erinnere mich an das Abtransportieren mit dem Moorexpress, auf dem die Leichen aufgestapelt waren.
Ich erinnere mich an den klirrenden Regen bei den endlosen Appellen am frühen Morgen.
Ich erinnere mich an das bescheidene Brotstückchen, das wir für die Schwerkranken zur Seite gelegt haben, als Fleckfieber auf uns stürzte …
… und an diesen Morgen im April, als im Schatten einer Brücke plötzlich dieser riesige amerikanische Soldat eintrat und uns die Freiheit brachte.
Wir hätten dieses ganze Elend mit den Teilnehmern dieses Gedenktages in Erinnerung gerufen; jetzt ist es eure Aufgabe, liebe deutsche Freunde, diese Erinnerung weiterzutragen.
In dieser zerrissenen Welt bin ich bloß ein einfacher, älter werdender Zeuge dieser schwierigen Zeit, aber ich werde mich bemühen zu helfen, wenn meine Hilfe nötig ist.
Ein schlechter Wind bläst und lässt Zweifel aufkommen, indem Fakten verzerrt und Beweise geleugnet werden.
Ich bedanke mich für Ihre Energie und ich hoffe, dass ich eines Tages in die Gedenkstätte kommen kann.
Guy Pierre Gautier
Riccardo Goruppi
Ich bin traurig darüber, dass die Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag der Befreiung abgesagt wurden. Ich möchte einen meiner Gedanken in Erinnerung an die dunkle Zeit des Zweiten Weltkrieges und der Deportation mit Ihnen teilen. In meinen zahlreichen Zeitzeugengesprächen und vor allem gerichtet an die jungen Leute möchte ich daran erinnern, dass die tragischen Ereignisse des Krieges Tod und Zerstörung in die ganze Welt gebracht haben. Sie haben die unterdrückten Völker der Freiheit beraubt sich auszudrücken und zu leben. Millionen Menschen sind gestorben. Menschen aller Völker, Kulturen und Religionen. Es gab die Massengräber, die die Säulen des heutigen Europa sind, da in ihnen Frauen und Männer gemeinsam begraben sind. Hass hat zu alledem geführt. Man darf niemals hassen, man muss reden, diskutieren, denn letztendlich gibt es immer eine Lösung, ohne die Menschenrechte von irgendjemandem mit Füßen zu treten. In diesem Moment müssen wir mehr denn je Zeugnis geben.
Meine Hoffnung ist, dass der Schmerz, den die derzeitige Krankheit, die auf der ganzen Welt ihr Unwesen treibt, auslöst, uns alle vereint, so wie es zur Zeit meiner Deportation der Fall war. Ich danke der Leiterin der Gedenkstätte, Frau Hammermann und ihren Mitarbeitern, die sich dafür engagieren, die Erinnerung durch ihre zahlreichen Recherchen wach zu halten.
Riccardo Goruppi
Ernest Gross
Vor 75 Jahren war ich nur Minuten vom Tode entfernt, ich wartete an den Krematorien von Dachau darauf, dass ich an die Reihe kam. Plötzlich fingen die deutschen Wachen an, ihre Waffen wegzuwerfen und rannten fort. Die US-Army war gekommen und hatte mich vor dem sicheren Tod gerettet.
Einer dieser Soldaten war Don Greenbaum, ein G.I. aus Philadelphia. Sechzig Jahre später begegneten Don und ich uns endlich, wir wurden enge Freunde und zusammen teilen wir unsere Geschichte, wo immer wir können: der eine war draußen und schaute hinein, der andere war drinnen und schaute hinaus, so dass wir stolz sagen können: niemals vergessen, niemals wieder.
Ernest Gross
Nick Hope
Mein richtiger Name ist Nikoliay Xoprenko, aber hier in Amerika ist es Nick Hope. Ich war 28 Monate im Konzentrationslager Dachau, Allach, wo ich viele Verspottungen überwunden habe und heute feiern wir den 75. Jahrestag der Befreiung dieser Lager, in denen ich gelitten habe. Ich war sieben Monate in der Bunkerhalle bei BMW und die restlichen zwei Jahre in Halle 2, wo ich viele Verspottungen und Leiden überwunden habe, wo ich zweimal mit 25 Peitschenhieben ausgepeitscht wurde und jeden Tag geschlagen wurde und viele Male am Rande des Todes stand, aber Gott half mir und ich überlebte.
Ich war am Todesmarsch beteiligt, bei dem wir zwei Tage zu Fuß gingen und die deutsche SS bereit war, uns zu vernichten, aber wir wurden von den amerikanischen Soldaten gerettet, die kamen und uns befreiten. Dann war ich drei Jahre im Krankenhaus, um mich zu erholen, und kurz danach nahm ich Christus in meinem Herzen an und Gott segnete mich und vergab mir und ich vergab allen, die mich gefoltert und verspottet hatten. Ich habe mich tatsächlich mit meinem Vorgesetzten, Herrn Eisenbart, getroffen, der 15 Jahre nach dem Krieg im BMW-Werk arbeitete, und anstatt ihn zu töten oder der Polizei zu übergeben, habe ich ihm vergeben. Gott gab mir einen großen Bonus und verlängerte mein Leben. Ich bin 95 Jahre alt und lebe seit mehr als 60 Jahren in Amerika.
Mein Wunsch ist es, dass wir alle beten, dass sich diese schreckliche Tragödie in der Welt, in der ungefähr 50 Millionen Menschen gestorben sind, niemals wiederholt und dass Gott in unsere Herzen kommt und wir Gottes Frieden empfangen, nicht den weltlichen Frieden. Ich bin sehr dankbar für Gottes Liebe und Vergebung und ich danke Ihm, dass Er mich gerettet und gesichert hat. Dafür bin ich verpflichtet, Ihn zu ehren und Ihm zu dienen, bis ich sterbe. Ich war 17, als Hitler mich nahm und ich überlebte alle Probleme, die er mir auferlegte, und ich danke Gott für Seine Hilfe. Ich habe zweimal am selben Ort gelebt. Zwei Jahre in Allach und zehn Jahre am selben Ort, dem heutigen Ludwigsfeld, nicht unter dem NS-Regime, sondern in einem freien, demokratischen Deutschland mit der Freude, dass Gott Deutschland und alle nach dem Krieg gesegnet hat. Ich möchte, dass wir uns an diejenigen erinnern, die gestorben sind, die nicht mehr bei uns sind, aber die Erinnerung an sie wird in unseren Herzen und Gedanken bleiben und dass dies nie wieder passieren würde und Gott uns segnen würde, bis Er wiederkehrt. Vielen Dank.
Nick Hope
Georges (Jerzy) Kielczewski
Als sie Hilfe brauchten, da half ich ihnen
(indem ich im K.Z. Dachau den Geistlichen Brot und Medikamente gab)
Als ich Hilfe brauchte, da halfen sie mir
(nach dem Krieg gaben mir Geistliche in Paris eine Unterkunft und Nahrung)
Als er beim Erlernen des Französischen Hilfe brauchte, da half ich ihm
(einem deutschen Freund an der Universität von Montreal)
Als ich in einem Dentallabor Hilfe brauchte, da half er mir
(besagter deutscher Freund an der Universität von Montreal)
Sich gegenseitig zu helfen ist das Geheimnis eines langen Lebens
Dr. Georges (Jerzy) Kielczewski
Eduard Kornfeld
Die Befreiung im Konzentrationslager Dachau durch die Amerikaner ist ein unfassbares Ereignis, das mir bis heute in überwältigender Erinnerung geblieben ist. Nach all dem unermesslichen Leid, welches für die meisten mit dem Tod in den Gaskammern ein Ende fand, gaben mir die Amerikaner mit der Befreiung die Hoffnung auf eine verloren geglaubte Zukunft ausserhalb dieses Leids und Elends zurück. Mein größter Dank gebührt den amerikanischen Soldaten, die mir, mit gerade mal 27 Kilogramm Körpergewicht am Ende meiner Kräfte, mit unglaublicher Fürsorge begegneten und mich aus diesem noch nie dagewesenen Elend erlösten.
Eduard Kornfeld
Miroslav Kubík
Sehr geehrte Gäste, liebe Freunde,
ich bin ein ehemaliger Häftling der Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz und Dachau und ich würde Ihnen gerne ein paar Worte widmen. Es ist mir ein Paradox – eine merkwürdige zeitliche Übereinstimmung – aufgefallen. Wir hatten vor, den 75. Jahrestag der Befreiung und praktisch des Endes des Zweiten Weltkriegs zu feiern, in dem die Staaten versuchten, so viele Menschen wie möglich zu töten. Das Coronavirus, das die Staaten zwingt, so viele Menschen wie möglich zu retten, hat es uns nicht erlaubt. Und das ist erfreulich. Im Laufe meines Lebens habe ich mit riesigem Glück das Ende des Zweiten Weltkriegs einschließlich der dreijährigen Haftzeit sowie die Coronavirus-Pandemie erlebt. In den Konzentrationslagern und Gulags sind vermutlich beinahe 20 Millionen Menschen, im Zweiten Weltkrieg 70 Millionen ums Leben gekommen. Wie viele Menschen an Coronavirus sterben, wissen wir noch nicht. Meine Eltern, die Wiener Tschechen waren, haben auch noch den Ersten Weltkrieg mit 18 Millionen Toten und 60 Millionen Opfern der Spanischen Grippe erlebt. Es soll heutzutage unser Wunsch sein, dass unsere Völker und Staaten nicht von schlauen, sondern von weisen Menschen regiert werden, damit unsere Kinder, Enkel und Urenkel davon verschont bleiben.
Miroslav Kubík
David Lenga
Überlegungen zu meinem Leiden als Sklavenarbeiter im KZ Dachau
Als ich von Auschwitz aus am 31. August 1944 in das KZ Dachau geworfen wurde, fand ich mich in einer Hölle auf Erden wieder.
Mit 17 Jahren war ich völlig verwaist, verwirrt, in Todesangst, umgeben von brutalen Nazi SS-Männern mit Maschinengewehren und bösartigen Deutschen Schäferhunden, die jederzeit bereit waren, mich zu zerreißen. Ich wurde registriert, entlaust, einer Baracke und dort einem Holzkasten zugewiesen, wo ich zu leben und zu schlafen hatte. Die Arbeit war brutal und erschöpfend. Dann wurde ich in das schreckliche Arbeitslager Kaufering verlegt.
Diese Erinnerungen werden mich immer verfolgen.
David Lenga
Jerzy Leśniak
Als ich sieben Jahre alt war, ist der Krieg ausgebrochen. Ich konnte nicht in die Schule gehen. Als ich 12 Jahre alt war, wurde ich aus Warschau über Pruszków in einem Güterwaggon nach Dachau gebracht. Die Reise hat vier Tage gedauert. Die ganze Nacht sind wir auf dem Appellplatz gestanden. Nach der Selektion sind die Leute, die noch gelebt haben, im Lager geblieben. So ist meine Kindheit verlaufen.
Wessen Bedürfnis war es, die jungen Jahre des Menschen so verlaufen zu lassen?
Solch eine Situation darf es nie wieder geben.
Ehemaliger Häftling des KZ Dachau
Jerzy Leśniak
Ben Lesser
Ein Brief des Holocaust-Überlebenden Ben Lesser, 20. März 2020
Es sind 75 Jahre vergangen, seit ich aus dem Konzentrationslager Dachau von den amerikanischen Helden befreit wurde.
Wir waren kaum noch am Leben. Wir schleppten uns vorwärts, auf unseren Händen und Knien kriechend, um die Füße der amerikanischen G.I.s zu küssen, die uns Überlebenden wie Götter erschienen.
Wir müssen gegen Hass, Mobbing, Bigotterie und Antisemitismus aufstehen und Vorurteile, Rassismus und Diskriminierungen aller Art beenden. Wir sind alle die Schöpfung Gottes, also weshalb können wir nicht Seite an Seite leben und unsere Unterschiede wertschätzen, statt sie zu hassen?
Wir müssen Toleranz lehren und ein Beispiel für unsere zukünftigen Generationen sein. Erinnert euch, dass Liebe und Hass beide ansteckend sind – also wählt die Liebe.
Um mehr zu hören, lest mein Buch „Living a Life that Matters – From Nazi Nightmare to American Dream”.
Ben Lesser
Abba Naor
Ich bin dankbar, dass mir die Gelegenheit gegeben wird, über das damalige Geschehen in den Schulen zu sprechen. Den jungen Leuten bewusst zu machen, wie schrecklich die Zeit damals war und dass so eine Grausamkeit nie wieder geschehen darf.
Ohne die Hilfe von Mitarbeitern der KZ-Gedenkstätte und ohne die Stiftung Bayerische Gedenkstätten wäre das nicht möglich.
Abba Naor
Willemijn Petroff-van Gurp
Wegen meiner Widerstandsaktivitäten war ich in Scheveningen, Vught, Ravensbrück und Dachau inhaftiert. Wir wurden von den Amerikanern befreit.
Ich verdanke mein Leben meinen Freundinnen, die mich mitgeschleppt haben, als ich ohnmächtig wurde, und mich warm gehalten haben, als ich im Lager in schlechter Verfassung war.
Wegen des Krieges ist mir klar geworden, was Redefreiheit bedeutet, die Gefahr einer Diktatur und der Ausgrenzung von Menschen. Deshalb habe ich mit einem Bericht über meine Erfahrungen im Krieg meinen Beitrag geleistet, denn ich halte es für wichtig, dass junge Menschen dies erkennen.
Mein ältester Sohn Robert hatte sich darauf vorbereitet, in meinem Namen zu den Gedenkfeiern in Dachau zu gehen. Leider kann ich es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst tun, ich bin jetzt 101 Jahre alt.
Willemijn Petroff-van Gurp
Walter Plywaski
We live! Żyjemy! Wir leben!
Walter Plywaski
Pierre Rolinet
Brognard, 23.03.2020
Liebe Freunde,
wir, die ehemaligen Häftlinge, haben die Konzentrationslager anders verlassen als wir sie betreten haben, dieses Ereignis hat unser Leben geprägt.
Alles wurde geplant und organisiert, um uns auszulöschen und ich denke, hätten die Nazis den Krieg gewonnen, wären die Häftlinge nie zurückgekommen.
In diesen extremen und ständig je nach aktueller Lage wechselnden Lebensbedingungen hat die KZ-Haft für jeden Häftling einen unterschiedlichen Verlauf genommen, mit mehr oder weniger Glück, der Willkür anderer Menschen ausgeliefert: SS oder Kapos. Das Leben hing nur an einem Seidenfaden, der Tod war immer anwesend.
Wie Tiere behandelt, konnten wir uns jedoch organisieren und widerstehen. Dank unserer Brüderlichkeit und Solidarität konnten einige von uns trotz dieser grauenvollen Bedingungen überleben.
Um zu verhindern, dass dies wieder geschieht, haben Überlebende entschieden, ihre Geschichte zu erzählen, sodass jeder von unseren Lebensbedingungen erfährt. Das Ziel war auch zu erklären, wie sich Menschen in einem zivilisierten Land vom Nationalsozialismus indoktrinieren lassen und unvorstellbare Verbrechen begehen konnten.
Das Glück, nach Hause zurückgekehrt zu sein, noch am Leben zu sein, habe ich schon lange in den Dienst der Erinnerungsarbeit gestellt.
Außerdem wird es bald keine Zeitzeugen mehr geben, aber ihr Engagement wird zum Glück weitergetragen. Denn es gibt in allen Ländern engagierte Menschen, um uns abzulösen. Dadurch habe ich den Geist der Brüderlichkeit und der gegenseitigen Hilfe wieder erlebt, der uns geholfen hat, unseren Leidensweg zu ertragen. Dafür bedanke ich mich bei Ihnen.
Pierre Rolinet
Leslie Rosenthal
18. März 2020
Das 75. Gedenken an die Befreiung von Dachau ist besonders wichtig, als es ein Vermächtnis der Millionen an Opfern jener Brutalität darstellt, die die Nazis ausgeübt haben; es ist auch ein Vermächtnis jener, die überlebt haben und immer noch unter uns weilen. Es erinnert uns an das extreme Leiden und die Vernichtung von Millionen Menschen, aber auch an den letztendlichen Sieg über eine böse und niederträchtige Geißel.
Die Überlebenden des Holocaust schwinden rasch und während ich dies während der Coronavirus-Pandemie schreibe, beten wir, dass wir sie alle überleben werden. Sieben Babies, darunter auch ich, die zwischen Dezember 1944 und Februar 1945 im Lager 1 in Kaufering geboren wurden, könnten zu den letzten lebenden Überlebenden gehören und damit eine letzte direkte Verbindung zu dieser finsteren Zeit bilden. Die dokumentierten Fakten, zusammen mit den Berichten von Augenzeugen und der Aufklärung der künftigen Generationen während ihrer Schulzeit werden mithelfen, sicherzustellen, dass die Erinnerungen nicht einfach im Mülleimer der Geschichte vergehen werden.
Leslie Rosenthal
Lucy Salani
Was wir in den Lagern erleiden mussten, war eine unerträgliche Tragödie für die Menschheit. Es ist mein inniger Wunsch und mein Wille, dass die ganze Weltbevölkerung weiß, was wir damals ertragen mussten. Darum ist es wichtig, dass diese Gedenkfeier heute abgehalten wird und der Opfer gedacht wird und ich bin dankbar dafür, dass es diese Möglichkeit gibt.
Lucy Salani
Ernst Sillem
Die Befreiung des KZ Dachau vor 75 Jahren! Ein unbeschreibliches Erlebnis. Die große Erleichterung, Freude und Dankbarkeit gegenüber den Amerikanern sind mir mein ganzes Leben geblieben.
Mein Freund Jaap van Mesdag und ich hatten zweieinhalb Jahre die Konzentrationslager überlebt, wir waren 22 Jahre alt und konnten wieder weiterleben.
Ich habe nie Hass empfunden und konnte das Elend deshalb hinter mir lassen.
Leider bin ich heute zu alt dafür, nach Dachau zu kommen, aber es ist ausgesprochen gut, dass des Krieges und seiner Opfer weiterhin gedacht wird!
Ernst Sillem
Max Steinmetz
Es ist mir sehr wichtig, zu wissen, dass das Gedenken am Jahrestag der Befreiung von Dachau fortgeführt werden wird, damit das Geschehene niemals in Vergessenheit gerät.
Die wichtigste Nachricht, die ich zu diesem Zeitpunkt weitergeben möchte, ist, dass ich überlebt habe und heute noch lebe. Hitler und das nationalsozialistische Deutschland haben nicht gewonnen. Ich bin dankbar, dass ich überlebt habe, um den Menschen zu berichten, was das nationalsozialistische Deutschland getan hat, nicht nur meiner Familie angetan hat, sondern der ganzen Welt. Wir müssen sicherstellen, dass das niemals wieder geschieht. Dies ist die Nachricht, von der ich möchte, dass sich die Welt daran erinnert: Niemals wieder.
Max Steinmetz
Henk van de Water
Vor 75 Jahren wurde ich von den Amerikanern aus dem KZ Dachau befreit. Ich hatte Fleckfieber und war dem Sterben nahe. Die Befreiung hätte keinen Tag später stattfinden dürfen, denn dann hätte ich nicht überlebt.
Durch all das habe ich die Freiheit in meinem weiteren Leben immer sehr intensiv erlebt und versucht, das Beste daraus zu machen.
Ich war sehr glücklich und bereitete mich auf das Gedenken an 75 Jahre Befreiung in Dachau in diesem Jahr vor. Leider ist das jetzt nicht möglich, aber ich bin jetzt 96 Jahre alt und hoffe, dies zu einem späteren Zeitpunkt erleben zu können.
Henk van de Water
Boris Zabarko
An diesen historischen Tagen erweisen wir die den Opfern des Konzentrationslagers Dachau zustehende Ehre, denjenigen, die entweder der Gewalt, den Foltern ausgesetzt gewesen waren oder getötet wurden, allen Opfern des Naziregimes und seiner Alliierten. Die größte Hochachtung für die Opfer wäre, wenn wir sie nie vergessen würden, damit sich die Nachlebenden für immer dieses abgrundtiefen Verbrechens besinnen und Lehren daraus ziehen würden.
Wir achten alle hoch, die während des Krieges und des Holocausts überlebt haben, die die Gräuel der Konzentrationslager und Ghettos erlebten, die die schrecklichen Schicksalsschläge, Ungerechtigkeit und Leiden ausstanden, die dem Verfall ausgesetzt waren, aber den Widerstand leisteten, um ihr Dasein kämpften, ihre Menschengestalt erhielten, und den Tod überwanden.
Die Erinnerung an die Opfer der Naziverbrecher und ihrer Komplizen ist nicht trennbar von der Erinnerung an die Befreier, die Soldaten der Länder der Anti-Hitler-Koalition. Wir, die die Shoah überlebt haben, sowie die ganze Menschheit, stehen in ihrer ewigen Schuld. Wir sind stolz auf unsere Soldaten, die Europa von der Nazi-Besatzung befreit haben, die uns und die ganze Welt vor der Barbarei und Vernichtung gerettet haben. Die Jahre vergehen, die Werte verändern sich, aber wir bleiben denjenigen für ewig dankbar, die manchmal auf Kosten ihres Lebens unsere Freiheit verteidigt haben. Ich spreche darüber im Namen der vor dem Holocaust geretteten, als der Sohn des an der Front gefallenen Soldaten.
Wir werden nie auch die Gerechten unter den Völkern vergessen, die uns retteten, indem sie Leib und Leben gewagt und manchmal geopfert haben. Sie haben alles Mögliche für die Hilfe und die Rettung der in ihren Ländern ausgestoßenen Menschen aufgeboten, als der Krieg auf dem Planeten tobte, als die Millionen Menschen hartherzig wurden und ihre Menschengestalt verloren, im Ozean des Hasses, der Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit, trotz aller Gefahren und Schicksalsschläge. Sie hatten nicht nur die Menschen gerettet, sondern die von Gott geschaffene Welt um sich herum erhalten.
Die Gedenkveranstaltungen, die dem 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau gewidmet sind, verlaufen, während die Menschheit nicht nur die Epidemie bekämpft, die das normale Leben stört, sondern auch die Krisen, die Notstände und Konflikte, während die Welle des Fremdenhasses, der Unduldsamkeit, des Antisemitismus mit Gewaltanwendung und Hass emporschwellt, während die Generation der Menschen uns verlässt, die die größte Tragödie in der Menschheitsgeschichte erlebt hat, und die Vergangenheit aus dem Gedächtnis der Zeitgenossen schwindet; der Holocaust wird gefälscht und bestritten.
Deswegen sind heutzutage das Wissen, das Bewahren des Gedächtnisses, die wahrheitsgemäße Erforschung der Geschichte und ihrer Lehren sehr wichtig und relevant, so, wie die gemeinsamen entschiedenen Handlungen von allen ehrlichen Menschen des Planeten gegen Hass, Übel und Gewalt. Im Namen der Seelen der Verstorbenen und im Namen unserer Seelen; für die Gegenwart und Zukunft müssen wir nochmals unseren Wunsch bestätigen: Die Menschenwürde für alle heftig verteidigen, das Leben durchsetzen, die Hoffnung erwecken, die Gewalt verhindern und Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden segnen.
Dr. Boris Zabarko
Befreier
Gerald O. Eaton
Wir waren auf dem Vormarsch nach München, als Dachau befreit wurde. General Collins hatte bekanntgegeben, dass jeder Mann, der begreifen wollte, warum wir kämpften, sich dorthin begeben sollte. Am nächsten Morgen lud man uns dafür auf Lastwagen. Es war das Schrecklichste, was ich je gesehen habe. Leichen, die in Waggons aufgestapelt waren. Wir wurden davor gewarnt, den Überlebenden zu Essen zu geben, Ärzte würden sich darum kümmern.
Bei der Einweihung des Holocaust Museum in Washington griff ein Mann nach meinem Arm, als er meine Krawatte der Rainbow-Division sah. Er sagte: Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Er war ein Überlebender von Dachau.
Gerald O. Eaton, Befreier
Dee R. Eberhart
In den 75 Jahren, die seit der Befreiung des KZ Dachau vergangen sind, hat sich mein Unverständnis darüber, wie solches Grauen passieren konnte, nicht vermindert. Für mich hat es weder am 29. April darauf Antworten gegeben, noch heute, 75 Jahre später.
Wie konnte es nur solche Arroganz der Macht geben, die so viel Leid und Tod über so viele Opfer brachte und dadurch so viele menschliche Entfaltungsmöglichkeiten zum Guten abwürgte?
Der 75. Jahrestag der Befreiung dient als eine Erinnerung daran, was geschehen ist und was wieder geschehen könnte, wenn nicht wiederkehrende Mächte der Verderbtheit und des Bösen ausgelöscht werden.
Dee R. Eberhart, Befreier
Don Greenbaum
Die Umstände, die zur Absage der Feier des 75. Jahrestags der Befreiung von Dachau geführt haben, sind niederschmetternd und traurig. Wir haben uns mit großen Erwartungen darauf gefreut, euch alle zu treffen, die ihr so fleißig an diesem Ereignis gearbeitet habt. Zusätzlich hätten wir es genossen, die anderen Befreier und die Überlebenden jener grauenhaften Zeit der Geschichte zu treffen und diese Erfahrung mit den Enkelkindern zu teilen.
Dachau in einer Friedenszeit zu sehen, ist unendlich kostbar. Wir sind dort bereits einmal gewesen und es war eine bewegende Erfahrung – diesmal, mit dieser Gruppe von Menschen, wäre es einzigartig gewesen. Hoffentlich wird es einen neuen Termin dafür geben.
Don Greenbaum, Befreier
Hilbert Margol
Am frühen Morgen des 29. April 1945, zwei Monate nach unserem 21. Geburtstag, betraten mein Zwillingsbruder Howard und ich das Konzentrationslager Dachau, nachdem wir in der Nähe auf einen Zug mit Viehwagen, die viele Leichen enthielten, gestoßen waren. Wir wurden Zeugen schrecklicher Bilder, ohne dass wir verstanden, was diese verursacht hatte.
Ich hatte an der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers teilgenommen und hatte mich schon darauf gefreut, auch zur Gedenkfeier zum 75. Jahrestag zu kommen. Mein Hauptgrund zur Teilnahme war, die Erinnerung an die, die umgekommen sind, zu ehren und den Erinnerungen der Überlebenden zu lauschen. Ich hoffe, dass die Gedenkfeier zum 76. Jahrestag stattfinden wird.
Hilbert Margol, Befreier