Gedenkbotschaft William Dempsey
Gedenkbotschaft William Dempsey
Befreier des KZ Dachau
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(Übersetzung des englischen Transkripts)
(Aufnahme!) Ok. Hallo! Mein Name ist Bill Dempsey und ich lebe in Malden, Massachusetts, einem Teil der Vereinigten Staaten von Amerika.
Vor etwa fünfundsiebzig Jahren war ich in Deutschland und wir hatten unseren Vormarsch gestoppt. Die Deutschen zogen sich zurück, wir folgten ihnen in Richtung München. Und als wir vorrückten, waren wir auf einer Nebenstraße. Wenn ich mich richtig erinnere, von Westen, Südwesten her. Wir hatten am Straßenrand angehalten, um die regelmäßige Meldung zu machen, die wir jede Stunde oder so machten, wenn wir marschierten oder uns bewegten – wir sahen zwei Jeeps anhalten, zwei Jeeps auf denen 55er-Maschinengewehre montiert waren. Am ersten befand sich die Flagge eines Ein-Sterne Generals. Es war General Henning Linden. Er war unser stellvertretender Divisionskommandeur. Er erkannte, dass wir ein Schwerwaffenzug waren. Und so hielt er an und rief nach dem Hauptmann. Hauptmann Mack ging hinüber und wir waren zufällig ganz in seiner Nähe und konnten hören, was los war. Er sagte, „Voraus ist ein Gefangenenlager. Wir wissen nichts darüber, außer dass die Deutschen vielleicht noch da sein könnten. Wir wollen vorwärtskommen und diese Menschen befreien.“ Es ist… ich glaube nicht, dass er zu diesem Zeitpunkt den Begriff „Konzentrationslager“ benutzt hat. Er nannte es ein Gefangenenlager. Nun, wir… der Hauptmann sagte, „Zu Befehl!“.
Er fand die Mannschaft für zwei Jeeps. Wir waren die H-Kompanie des 232. Infanterieregiments, Rainbow Division, 42. Division. Er verlangte zwei Jeeps mit aufmontierten 50ern. Er bekam sie von der ersten oder zweiten Einheit und er sagte, „Jetzt setzt ein paar Soldaten rein.“ Und so machten sie es. Sie sagten, „Ihr fahrt jetzt mit dem General. Wir folgen euch die Straße entlang.“ Also fuhren die vier Jeeps los, es hieß übrigens, es wären drei Jeeps gewesen, aber ich habe nur zwei gesehen. Und ich habe Marguerite Higgins nicht gesehen, die Frau, die angeblich bei ihnen gewesen ist. Sie muss aus einer anderen Richtung gekommen sein. Nun, kurze Zeit später knisterte das Funkgerät, das sich in einem unserer Jeeps befand. Er rief an und sagte, „Die Deutschen sind hier und bringen die Gefangenen um. Kommt her und helft uns.“
Also sah sich General [gemeint: Hauptmann] Mack um. Er sah einige Panzer auf der anderen Straßenseite. Er schrie hinüber. Er sagte, dass die beiden Kommandeure in diesen Panzern herüberkommen sollen. Er sagte, „Versammeln Sie Ihre Einheit, versammeln Sie Ihre Einheit.“ Also, sagte er, „Sie setzen Ihre Einheit auf diesen Panzer, setzen Sie Ihre Einheit auf jenen Panzer. Vorwärts, immer geradeaus. Voraus ist ein Lager und sie brauchen Hilfe.“ Nun, ich war auf einem dieser Panzer, sie schickten uns voraus und da war eine ebene Rasenfläche, ein große[s] Konzentration[slager]. Wir waren im Hauptlager. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keine Ahnung, was das war. Und wir hielten an und der Panzer fuhr über den Drahtzaun mit dem Stacheldraht oben drauf. Und nach sehr kurzer [Zeit] konnten wir in der Ferne Schüsse hören. Kurze Zeit später war der ganze Aufstand beendet. Wir hatten es eingenommen. Irgendein Deutscher kam heraus, kein Offizier, und er übergab das Lager an Hauptmann [gemeint: General] Henning Linden. Wir stellten fest, dass wir jetzt Zeit hatten, uns umzusehen. Wir stellten fest, dass es ein Konzentrationslager war. Sie ermordeten die jüdischen Menschen. Wir erfuhren auch, dass dort einige katholische Priester aus Polen waren. Außerhalb standen verschlossene Eisenbahnwaggons voller Leichen. Sie waren aus anderen Lagern gekommen und waren nicht ins Lager aufgenommen worden. Ok? Und also, von dort sah ich die Öfen, wo sie die Leichen verbrannten. Ich sah die aufgehäuften Leichen, die noch verbrannt werden sollten. Ich sah die Eisenbahnwaggons. Wir öffneten eine der Türen, sie waren voller Leichen. Wir bemerkten, dass die Gefangenen nicht wussten, was sie tun sollten. Sie warteten einfach, gingen uns aus dem Weg. Dann, als sie merkten, dass wir ihnen nichts tun würden, kamen sie ein bisschen auf uns zu. Ich ging ein bisschen durch das Lager. Wir fingen an, ihnen Essen zu geben. Sie sahen so aus, als könnte man eine Hand so nehmen und damit ihre Oberschenkel umfassen. Das war eigentlich nicht möglich, aber es sah so aus – sie waren so hungrig. Also gaben wir ihnen die D-Rationen, einen Schokoladenriegel und anderes Essen, das wir in unseren Taschen hatten. Jemand rief, „Hört auf damit, ihr schadet ihnen!“. Wir haben nicht erkannt, dass diese Menschen so lange kein ordentliches Essen bekommen hatten, dass sie von ordentlichem Essen krank werden könnten. Wir wollten ihnen nur helfen. Wir sahen eine Gruppe von Gefangenen und da war ein Kerl in einem Häftlingsanzug. Und wir sahen ihn an und uns wurde erzählt, dass er ein deutscher Mann war, der versuchte, sich als Häftling auszugeben, um dort rauszukommen. Einer der großen Kerle, wahrscheinlich ein Pole, ich weiß es nicht genau – ein breiter, großer Kerl, besorgte sich ein Beil und erschlug den Mann. Wir haben absolut nichts getan, um ihn aufzuhalten. Ob wir das hätten tun können oder nicht, weiß ich nicht. Aber wir waren einfach so entsetzt und angewidert von dem, was wir sahen, dass sie alles verdienten, was wir ihnen antun konnten.
Ich weiß nicht, wie lange ich im Lager war. Wir waren für kurze Zeit im Lager und andere Truppen kamen, um uns abzulösen. Als wir abrückten, kamen Truppen herein, um das Lager zu besetzen und es zu übernehmen. Sie waren auch von der Rainbow Division. Sie sagten uns, dass wir zu unseren Kompanien zurückkehren sollten, was wir auch taten. Ich war wahrscheinlich mehrere Stunden dort, aber ich bin mir nicht sicher. Auf dem Weg nach draußen trafen wir einen Gefangenen. Er schien mit uns kommen zu wollen. Ich kann mich jetzt nicht mehr erinnern, warum, aber wir haben ihn mitgenommen. Sein Name war Heini, er war ein Jugoslawe. Er konnte ein wenig Englisch und dem, was wir verstehen konnten, entnahmen wir, dass, wenn er nach Hause zurückging, sie ihn umbringen würden, also hatte er keinen Ort, an den er gehen konnte, und er dachte, sie würden ihn nach Hause schicken. Nun, meine Einheit entschied, dass das nicht passieren würde, also nahmen wir ihn mit. Wir besorgten ein paar Klamotten für ihn und wir gaben ihm zu essen und er war ein zusätzliches Mitglied unseres Teams, wenn Sie es so nennen wollen. Er hat nicht gekämpft, aber er ist zurückgeblieben und hat mit Jessop unsere Sachen oder andere Ausrüstung bewacht. Jessop war unser Jeepfahrer. Sie… sie… er hatte einen Anhänger an seinem Jeep und sie bewachten unser gesamtes Eigentum, während wir an der Front kämpften. Am nächsten Tag waren wir in München, und wenn ich mich recht erinnere, gingen wir die Hauptstraße Münchens entlang, und ich kann mich nicht erinnern, ein einziges Gebäude mit einem Dach darauf gesehen zu haben. So schlimm waren die Luftangriffe gewesen.
Heini blieb bei uns bis zur österreichischen Grenze. Er blieb den ganzen Sommer bei uns. Aber als es Zeit wurde, unsere Heimkehr vorzubereiten, konnten wir ihn nicht nach Hause mitnehmen. Also, was wir getan haben, wir haben ihn ausgestattet, ihm viel Geld gegeben und was auch immer er brauchte.
Und wir fuhren nach Tittmoning, ich glaube, so hieß die Stadt an der österreichisch-tschechoslowakisch-deutschen Grenze, um einen Zug nach Le Havre zu erreichen, um nach Hause zu kommen. Wir kehrten mit einer anderen Gruppe heim. Wir kehrten gemäß dem Punktesystem nach Hause zurück und die meisten von uns waren im gleichen Alter, ich war damals 21 oder erst 20, tut mir leid. Und die meisten anderen auch. Aber Heini schaffte es schließlich nicht, dort wo er war. Er ging in die französische Besatzungszone, schloss sich der französischen Fremdenlegion an und wurde in Điện Biên Phủ in Vietnam – damals Französisch-Indochina – getötet.
Das über meine Beziehung zu diesem Ort. Es ist unglaublich, wie grausam Menschen zu anderen Menschen sein können, unglaublich. Und wenn wir jemals einen Grund zum Kämpfen gebraucht hätten, dann war es das. Vielen Dank.
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