Gedenkbotschaft Nick Hope
Gedenkbotschaft Nick Hope
Überlebender des KZ Dachau
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(Übersetzung des russischen Transkripts)
Der Friede des Herrn sei mit euch, liebe Freunde! Einen herzlichen Gruß aus dem sonnigen Kalifornien! Mein Name ist Nikolaj Choprenko, mein amerikanischer Name – Nick Hope. Ich bin 96 Jahre alt. [Mein Sohn] George und ich wollten Sie schon lange besuchen, aber Corona ist uns dazwischengekommen.
Nun möchten wir am Tag der Feier mit Wort und Geist bei Ihnen sein und den 76. Jahrestag der Befreiung aller Konzentrationslager begehen. Wir gedenken auch derer, die dort durch das NS-Regime umgekommen sind. Ich habe diese Tragödie selbst erlebt. 1942 hat Hitler mich als 17-Jährigen aus der Ukraine nach Wolfratshausen bei München gebracht, in eine Sprengstofffabrik, wo ich ein Jahr lang gearbeitet habe. Schrecklich, ganz furchtbar war das alles. Dann geschah irgendeine Explosion und sie dachten, dass ich daran beteiligt gewesen wäre. Sie brachten mich nach Dachau.
Als ich nach Dachau kam, gaben sie mir diese Nummer – 44 249. Ich war ab da kein Mensch mehr, sondern ein Sklave, ein Roboter. Ich verbrachte dort – wenn Sie nachschauen, wissen Sie es. Dann wurden wir ausgewählt, wir waren 50 Personen, um bei den Autos zu arbeiten, in Allach, in der Fabrik von BMW. Aber wir haben nicht in der Fabrik zu arbeiten begonnen, sondern in der Bunkerhalle, wir haben sie aus Zement gebaut, das war ein schreckliches Gebäude. Ich habe dort sechs Monate gearbeitet und war bereits völlig erschöpft, mein Leben ging dem Ende zu.
Aber der gute Gott verlegte uns in die Halle 2 – das war drinnen, wo es warm und trocken war. Und dort habe ich weitergearbeitet, zwei Jahre habe ich dort gearbeitet. Aber ich wurde erneut von jemandem misshandelt – vom Nazi Eisenbart, einem Obermeister. Er hat mich ständig geschlagen und mit mir geschimpft. Was er nicht alles mit mir gemacht hat – aber ich habe es ertragen. Zweimal hat er angeordnet, mir 25 Schläge zu geben. Ich habe das ausgehalten. Eines Tages haben Flugzeuge die Fabrik bombardiert und wir konnten nicht mehr arbeiten.
Man schickte uns – 7 000 Menschen – auf den Todesmarsch. Sie wollten uns im Wald erschießen, brachten uns in den Wald. Dort trafen wir auf [Leute] aus der Fabrik. Als wir ihnen in Wolfratshausen im Wald begegneten, wollten sie mich erschießen, aber die amerikanischen Soldaten kamen ihnen zuvor und haben uns befreit. Unter ihnen waren zwei Soldaten – wir sind ihnen [später] in Amerika [wieder] begegnet. Der eine war Dan Dougherty und der andere Henry Stuehmeyer. Er ist schon verstorben. Dan lebt noch, wir sind in Verbindung. Danach kam ich in ein Sanatorium – für drei Jahre. Ich war im Sanatorium und sie haben mir – mehr oder weniger – geholfen. Als ich aus dem Sanatorium kam, habe ich in München als Fahrer für die Amerikaner, für die 7. Armee, gearbeitet.
Dann, schon in Dachau, war ich in einer schrecklichen Situation. Mein Zustand war nicht gut und der Doktor sagte zu mir: „Suche Gott“. Und ich habe Gott gefunden. Dort arbeitete ein Kamerad, der trug eine Bibel bei sich und hat mir geholfen. „Weißt du, wenn wir beten und wenn du das alles aufgeben möchtest – rauchen, trinken, den Alkohol und alles, dann wird Er [Gott] es möglich machen – glaube und bete“. Und Gott hat es möglich gemacht. Gott hat mich eines Tages vom Rauchen befreit, vom Rauchen und vom Alkohol, von alledem, bis zum heutigen Tag. Ich war so froh. Am Anfang konnte ich nirgendwo hinfahren, in kein Land, aber Gott hat gemacht, dass ich ganz gesund wurde, ganz gesund. Ich habe dann ziemlich lange gearbeitet und schon vor meiner Abreise nach Amerika – ich hatte beschlossen, nach Amerika überzusiedeln – habe ich diesen Nazi Eisenbart in irgendeinem Büro getroffen. Als ich ihn erkannte hatte – er mich aber nicht – ging ich hin und sagte: „Mister Eisenbart!“ Ich habe mich ihm vorgestellt und gesagt: „Ich bin gekommen, um dir zu vergeben“. Er war verwundert: „Was, wie?“ Er hatte Angst und dachte, dass ich ihn ins Gefängnis bringe, ihn schlage oder so etwas. „Nein“, sagte ich, „ich bin gekommen, um zu vergeben. Gib mir die Hand“. Ich drückte ihm die Hand und sagte: „Denk daran, dass Gott existiert, es gibt ihn. Ich werde beten, dass Gott in dein Herz einkehrt, dass du dich so änderst, wie ich mich geändert habe, dass Gott mir hilft und auch dir, und dass du ein neues Leben beginnst.“
Danach bin ich nach Amerika gefahren, wo ich 61 Jahre gelebt habe. Gott hat mich reich gesegnet. Und mein letzter Wunsch ist, dass sich diese schreckliche, furchtbare Tragödie niemals, niemals, niemals wiederholt, dass die Menschen in Frieden leben und dass Gott in jeden Menschen einkehren möge, nicht nur in die Menschen, sondern in die ganze Welt. Das ist mein letzter Wunsch. Ich danke Gott, dass Sie mir die Möglichkeit gegeben haben, dies zu sagen. Der Herr segne Sie! Ich werde dafür beten, dass, wenn es Gott gefällt, wir uns von Angesicht zu Angesicht treffen. Ich danke Ihnen, danke für Ihre Güte und für all Ihre Hilfe. Auf Wiedersehen und alles Gute! Wenn Sie mehr über diese Geschichte wissen möchten, mehr im Detail, bitte ich Sie, im Büro [der Gedenkstätte] meine Telefonnummer und meine E-Mail-Adresse in Erfahrung zu bringen. Ich antworte gerne auf alle Ihre Fragen. Danke, auf Wiedersehen und alles Gute!
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