Gedenkbotschaft Maria Novakova

Gedenkbotschaft Maria Novakova

Im Außenlager Kaufering geboren

 

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(Übersetzung des Ungarischen Transkripts)

Ich bin Mária Novák. Ich wurde am 8. Januar 1945 in Kaufering, einem Konzentrationslager, geboren. Ich war mit meiner Mutter im Konzentrationslager bis Anfang Mai, als die amerikanischen Soldaten das Konzentrationslager befreiten. Von Kaufering wurden die Häftlinge nach Dachau überstellt, und von Dachau wurden meine Mutter und ich nach Dunaszerdahely gebracht. Ich habe mein Leben bis jetzt hier verbracht. Ich habe zwei Kinder, vier Enkelkinder und zwei Urenkelkinder. Leider ist mein Vater, und es ist sehr, sehr traurig, nicht zurückgekommen. Er wurde in Auschwitz von meiner Mutter getrennt. Meine Mutter hat wieder geheiratet und ich habe einen Bruder. Ich habe hier die Schule beendet, ich habe das Gymnasium mit dem Abitur abgeschlossen. Und ich habe viele Jahre lang als Kulturorganisatorin gearbeitet.

Als ich Eva, eine Journalistin, kennenlernte, lud sie mich nach Dachau ein, und das war das erste Mal, dass ich damit konfrontiert wurde, was ein Konzentrationslager eigentlich ist. Sie erzählte mir, dass sieben Kinder geboren wurden, was zu dieser Zeit als Wunder angesehen wurde. Denn während des ganzen Krieges, als diese Lager existierten, waren diese dafür berüchtigt, dass schwangere Mütter ins Gas gebracht werden. Weil die SS sie nicht gebrauchen konnte. Meine Mutter hatte das Glück, stark genug zu sein, um zu arbeiten. Weil sie ihre Schwester an ihrer Seite hatte, die sie unterstützte. Wenn das Essen knapp war, erzählte Mama, wie sie zu solcher Zwangsarbeit gebracht wurden und sie am Markt vorbeigingen, dann stahl ihre Schwester einen Kohlrabi oder eine Karotte. Aber damit riskierte sie ihr Leben. Denn wenn die SS-Soldaten, die sie begleiteten, das bemerkt hätten, hätten sie sie auf der Stelle erschossen. Hier auf dem Friedhof findet jedes Jahr eine Gedenkfeier statt. Auf dem jüdischen Friedhof. Einmal stand eine Frau neben mir und sagte: „Weißt du, als wir auf dem Appellplatz aufgereiht waren, war deine Mutter die neunte und meine Schwester die zehnte…“. Sie reihten sich auf und jeder zehnte musste hervortreten und wurde erschossen. Meine Mutter hatte zu dem Zeitpunkt schon einen dicken Bauch, und amerikanische Soldaten waren im Anmarsch. So konnten meine Mutter und die anderen sechs Mütter überleben. Und die SS hat sich nicht mehr getraut, jemanden zu verletzen, zu erschießen oder zu vergasen. Aber sie benahmen sich schlecht und Mama war es kalt, sie war mit mir schwanger und sie fragte Mengele [Anm.: Der KZ-Arzt Dr. Josef Mengele war nie im KZ Dachau oder einem seiner Außenlager tätig. Hier ist vermutlich ein Dachauer SS-Lagerarzt gemeint], ob sie ein paar Kleider haben könnte. Und er sagte, dann komm, trete hervor. Und statt der Kleidung schlug er sie so heftig, dass sie zusammenbrach.

Da war ein rumänischer Arzt, ein unendlich, unendlich netter Mann, der auch ein Gefangener war. Und er kümmerte sich sehr um die Mütter. Natürlich gab es keine medizinische Ausstattung. Und er half der Reihe nach allen bei der Geburt, wie er nur konnte. Und diese Mutter aus Toronto [Anm.: Miriam Rosenthal wanderte nach dem Krieg nach Toronto aus, sie verstarb 2018], sie hatte Fieber, das war damals ein sehr ernstes Problem, weil sie keine Medikamente hatten. Aber dieser Arzt tat sein Bestes, um alle sieben Mütter und sieben Kinder zu retten. Und diese Tante, Miriam aus Toronto, es sah so aus, als würde sie es nicht schaffen, dann versprach ihr dieser Arzt, dass er ihren Sohn adoptieren würde. Aber Gott sei Dank hat sie überlebt, alle sieben Mütter, so waren sie bis zur Befreiung in diesem Lager. Sie haben sich gegenseitig geholfen, so gut sie konnten. Und dann war es gegen Ende, sie wurden nach Dachau verlegt. Sie wurden mit dem Zug gebracht, und dann wurden sie aus dem Zug geholt, und es gab diese Art von Fußmarsch. Er wurde Todesmarsch genannt. Viele Menschen sind unterwegs gestorben, sie sind zusammengebrochen, weil sie natürlich abgemagert waren. Und im Gedenken daran wurden denen [Anm.: Denkmäler errichtet], denen, die in Dachau ankamen, und Gott sei Dank den Müttern mit den Kindern, wurde dort geholfen. Amerikanische Soldaten haben sie befreit.

Sie haben Essen gebracht. Dann wurden die, die übriggeblieben waren, aufgenommen und versorgt. Und in Dachau gibt es eine Denkmal für den Todesmarsch. Es war also sehr rührend, und als der Zug sie von Kaufering nach Dachau brachte, fingen amerikanische Soldaten, die nicht wussten, wer im Zug war, an zu schießen, und dann fingen diese Häftlinge an, mit allen möglichen Lumpen zu winken, als ob es weiße Fahnen wären, damit sie es nicht taten. Sie sprangen aus dem Zug und meine Mutter sagte, ich sei auf ihrem Arm gewesen, sie sprang auch aus dem Zug. Und sie legte mich so unter sich, damit, wenn sie sterben müsste, sie sterben würde, nicht das Baby. Dann kamen sie nach Dachau, wo sie befreit wurden, und die Befreiung kam im Mai 1945 [Anm: Das Stammlager KZ Dachau wurde am 29. April 1945 befreit.] Es ist mein Herzenswunsch, der Wunsch meiner Seele, dass das nie wieder passiert. Nie wieder.

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