Gedenkbotschaft Hilbert Margol

Gedenkbotschaft Hilbert Margol

Befreier des KZ Dachau

 

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(Übersetzung des englischen Transkripts)

Hallo, alle zusammen, mein Name ist Hilbert „Hibby“ Margol. Ich bin 97 Jahre alt und komme aus Atlanta, Georgia. Mein Zwillingsbruder Howard und ich waren Soldaten in der 42. Rainbow Division. Am frühen Sonntagmorgen des 29. April 1945 waren wir etwa neun Meilen nördlich von München, Deutschland, stationiert.

Ein sehr starker Geruch erfüllte die Luft. Mein Bruder Howard und ich baten um Erlaubnis, die Quelle des Geruchs zu lokalisieren. Als wir durch ein Waldstück gingen, stießen wir auf eine Reihe von Güterzugwaggons. Die Schiebetüren in einigen der Waggons waren offen, sodass wir Leichen sehen konnten, die in jedem Waggon zusammengepackt waren.
Wir betraten dann ein offenes Tor, das sich in der Mitte eines nahegelegenen Gebäudes befand. Wir wurden Zeugen einiger unvergesslicher Anblicke, ohne zu verstehen, was passiert war. Außer anderen Soldaten der 42. Division waren nur sehr wenige lebende Personen zu sehen. Da herrschte eine unheimliche Stille.

Jahre später erfuhren wir, dass wir an dem Sonntagmorgen das Konzentrationslager Dachau betreten hatten und haben Details über die Ursache, was wir gesehen hatten und wer dafür verantwortlich war, erfahren. Im April 1995 besuchte mein Bruder Howard den 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau. Ich war nicht in der Lage, daran teilzunehmen. Howard erzählte mir nach seiner Rückkehr einige Details des Ereignisses, was meine Erinnerungen an Dachau wieder aufleben ließ. Vor fast sechs Jahren nahm ich zusammen mit fünf Familienmitgliedern am 70. Jahrestag der Befreiung teil.
In Dachau zu sein, ermöglichte es mir, einigen Überlebenden die gleiche Frage zu stellen:

„Wo waren Sie und was haben Sie am Morgen des 29. April 1945 gemacht?“ Ich erhielt unterschiedliche Antworten. Die emotionalste Antwort erhielt ich, als ich in einem Rollstuhl saß und zwei Damen zu mir kamen. Die Dame mittleren Alters stellte ihre Mutter als eine Überlebende von Dachau vor. Auf meine Frage antwortete sie: „Ich war so schwer an Fleckfieber erkrankt, dass ich nicht wusste, was inner- und außerhalb der Baracken passiert ist.“ Dann küsste sie mich auf beide Wangen und sagte: „Wenn ihr ein paar Tage später gekommen wärt, hätte ich es nicht geschafft.“ Sehr emotional.

Bevor die 75. Befreiungsfeier abgesagt wurde, hatte ich zusammen mit sieben Familienmitgliedern Verabredungen getroffen, um teilzunehmen, und freute mich auf ein Wiedersehen mit denen, die ich vorher getroffen hatte, aber vor allem, um das Andenken an die Gefallenen zu ehren. Und auch, um die Erfahrungen von weiteren Überlebenden zu hören. Ich möchte der Organisation der KZ-Gedenkstätte Dachau dazu gratulieren, dass sie die Veranstaltung zum 76. Jahrestag trotz schwieriger Umstände arrangiert hat.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass ich nach meinem 98. Geburtstag am 22. Februar nächsten Jahres zur 77. Befreiungsfeier von Dachau eingeladen werde und persönlich dabei sein kann.

Zum Schluss möchte ich sagen:
„Auf Wiedersehen“, was soviel heißt wie: „Wir sehen uns wieder“.

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