Gedenkbotschaft Dee Eberhart

Gedenkbotschaft Dee Eberhart

Befreier des KZ Dachau

 

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(Übersetzung des englischen Transkripts)

Ich grüße Sie, Frau Dr. Hammermann. Vielen Dank für die Einladung zur Teilnahme an den virtuellen Feierlichkeiten zum 76. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau. Sie haben vorgeschlagen, dass ich mich auf die jeweiligen Tage beziehe. Es muss aus meinem Gedächtnis heraus erfolgen. Ich habe keine Notizen, kein Tagebuch oder sonstiges dieser Art. Aus meinem gefühlten Langzeitgedächtnis zu den Daten vom 29. April bis 2. Mai 1945: Am Morgen des 29. April, war meine Einheit der 3. Zug der I-Kompanie, 242. Infanterieregiment, 42. Regenbogen-Division. Wir waren irgendwo in der Nähe von Augsburg, neben oder in der Nähe der Autobahn. Unser Regiment war eines der beiden Divisions-Angriffsregimenter an diesem Tag. Das 222. und 242. Regiment waren von dem Divisionskommandanten motorisiert worden. Wir, mein Zug, zu dem ich gehörte. Wir waren startklar, einen dieser großen Armeelastwagen zu besteigen, wir nannten sie Sechs-mal-sechser. Aber sie waren alle im Einsatz. Von unserem Regiment war keiner mehr verfügbar. Es gab nur mündliche Befehle von einem unserer Zug-Feldwebel. Er verkündete, dass wir nun, ab dem Morgen des 29. April, dem ersten Bataillon des 222. Infanterieregiments zugeteilt seien. Ein weiteres, das zweite Angriffsregiment an diesem Tag.

Wir fuhren auf der Autobahn weiter, mit ziemlichem Stau in eine Richtung, durch Militär, der US-Armee. LKWs und Panzer der 7. Armee fuhren in Richtung München. Irgendwann wurden wir dann von der Autobahn auf Nebenstraßen umgeleitet. Und ich habe später herausgefunden, dass unser Ziel nicht mehr München war, sondern das Konzentrationslager, das wahrscheinlich vom Nachrichtenaufklärungstrupp gemeldet worden war. Ich bin mir nicht mehr sicher, wer es gemeldet hat. Also steuerten wir das Konzentrationslager an. Irgendwo, als wir uns näherten, konnte ich deutlich den Schornstein sehen und dachte, es sei eine Industriestadt. Wir stiegen aus und bildeten eine lange, sehr lange Kampflinie, die auf den Haftbereich des Konzentrationslagers Dachau zuging.

Wir kamen nahe genug an den Stacheldraht heran, so dass ich sehen konnte, was mir als komplett schlimmes heilloses Durcheinander erschien, innerhalb der Stacheldrahtumzäunung. Später fand ich heraus, dass die Opfer der Nazi-Gräueltaten gerade dabei waren zu töten! Sie verprügelten und töteten die Kapos, die dort waren, so wurde es mir einige Jahre später von den ehemaligen Opfern erzählt. Sie [die Kapos] waren noch sadistischer als die SS gewesen. Mit dieser Einführung in die Wirren des Tages wurden wir Zeugen der Auswirkungen von Unterernährung, Fleckfieber grassierte, Hungersnot und der allgemeinen Misshandlung der Gefangenen durch die SS und die Capos.

Nebenbei sollte ich wohl erwähnen, dass sich eine Reihe von Opfern außerhalb des Zauns befanden. Ich weiß nicht, warum, ob sie vielleicht in Arbeitskommandos gewesen waren. Und einige von ihnen stürzten auf uns zu, umarmten uns, und wir sollten ihnen versichern, dass sie frei seien, dass sie befreit worden seien, was wir ihnen gerne bestätigten.

In der Nacht gab es ein paar Häuser in der Stadt Dachau, die von unserem, wahrscheinlich dem 1. Bataillon des 222. Regiments, übernommen und dem Zug zur Verfügung gestellt wurden. Die Zivilisten in den Häusern leugneten jegliche Kenntnis, jegliches Bewusstsein der Gräueltaten, die die SS im Lager oder die Verantwortlichen bis vor Kurzem, bis zu diesem Tag, dem 29., an den Opfern begangen hatten. Am nächsten Morgen waren wir wieder mit der I-Kompanie vereint und gehörten nicht mehr zum 1. Bataillon des 222. Regiments. Unser Angriff ging dann gegen München weiter. Wir haben Häuser und Gebäude geräumt. Und mein zweiter Späher und ich behaupteten, dass wir die zwei-, mehrstöckigen botanischen Gärten, Gebäude am Stadtrand von München, befreit haben. Der Hausmeister meinte… als ich fragte, ob noch deutsche Soldaten in den oberen Stockwerken seien, bestritt er es. Doch kurz nachdem ich den Vordereingang verlassen hatte, gingen Willi, mein zweiter Späher, und ich weg. Ich schaute zurück, und da waren, ich glaube, Dutzende deutscher Soldaten, die weiße Fahnen schwenkten, und es schien, als ob auch ein General dabei wäre.

Wir setzten den Angriff auf München fort. Ich war manchmal zu Fuß unterwegs, manchmal in Lastwagen und manchmal auf dem Dach von Panzern. Ich wurde Zeuge einer Tötung aus Rache durch einen ehemaligen Häftling in der blau-grauen Uniform, sie trugen längsgestreifte Uniformen, und einer von ihnen rannte auf einen deutschen Soldaten zu, ob von der Wehrmacht oder SS, weiß ich nicht mehr, schlug ihn nieder und tötete ihn, trat ihn zu Tode, bevor unser Panzer, auf dessen Dach ich war, oder einer unserer Panzer dort ankam, aber niemand machte irgendwelche Anstalten einzugreifen. Am späten Nachmittag war es stark bewölkt, und in der Nacht begann es zu schneien. Am nächsten Morgen hatten wir eine beträchtliche Schneedecke auf dem Boden, es war wohl der 30. und wir griffen München an. Am Morgen danach hatten wir Quartiere irgendwo in einem Vorort von München gefunden. Einer meiner Kumpel in meiner Einheit hob eine Kastenkamera auf, die er dort liegen sah, in ihr war ein Film und sie war einsatzbereit, er machte Fotos von einigen von uns, mehr als einigen, wahrscheinlich fünf oder sechs von uns, vom 3. Zug und ließ sie später entwickeln.

Das betrifft den 29. und 30. [April] bis zum 1. Mai, so gut ich mich erinnern kann. Wir waren in östlicher Richtung auf dem Weg vom östlichen Rand Münchens zu einer Überquerung des Inns, eine Salzbootüberquerung. Einer der Offiziere kam in die Nähe der Stelle, an der ich gerade stand. Und er fragte Mitglieder unseres 3. Zuges. Er sagte: „Wir brauchen Militärangehörige, Soldaten, die zurückgehen, damit sie Zeugenaussagen machen können zu den Gräueltaten, die an den Opfern der Nazis verübt wurden.“ Und niemand, soweit ich mich erinnere, keiner vom 3. Zug meldete sich freiwillig, da wir am Tag zuvor dort gewesen waren. Damit ist der Zeitraum vom 29. [April] bis zum 1. Mai ziemlich abgeschlossen, und später an diesem Tag haben wir den Inn überquert. Meine fünf Minuten, die mir zur Verfügung gestellt wurden, sind nicht nur vorbei, sondern ich habe wahrscheinlich noch die Zeit von jemand anderem beansprucht. So danke ich Ihnen nochmals für die Einladung, und ich bin sehr enttäuscht, dass dies nicht persönlich stattfinden und dass ich Sie, gute Freunde aus dem Münchner und Dachauer Raum, nicht wiedersehen konnte. Also nochmals vielen Dank, Frau Dr. Hammermann, und wir erhoffen das Beste für Ihr virtuelles Treffen zum 76. Jahrestag der Befreiung.

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