Gedenkbotschaft David Lenga
Gedenkbotschaft David Lenga
Überlebender des KZ Dachau
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(Übersetzung des englischen Transkripts)
Shalom, meine Mitüberlebenden des Konzentrationslagers Dachau.
Ich fühle mich zutiefst geehrt, aus dem tragischen Anlass des 76. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau zu Ihnen zu sprechen.
Ich heiße David Lajb Lenga. Als ehemaliger jüdischer Gefangener des KZ Dachau erinnere ich mich lebhaft an die Schrecken, das Trauma und die ständige, allgegenwärtige Angst, die mich und meine jüdischen Mithäftlinge in diesem Lager, das die reinste Hölle war, umgab.
Ich kam in Viehwaggons aus Auschwitz dorthin, wurde von den Nazi-Mördern herumgescheucht, geschlagen und entmenschlicht. Ich wurde geschoren, entlaust, desinfiziert und erfasst, indem ich mich als Häftling mit einer Nummer anstelle meines Namens anmelden musste. Hier ist meine unterschriebene und datierte Häftlingskarteikarte aus einem deutschen Archiv. Ich wurde Zeuge von Brutalitäten, willkürlichen Misshandlungen und Erhängungen unschuldiger Juden. Dies sollte als Abschreckungsmaßnahme eines möglichen Aufstands dienen. Von dort wurde ich zur Sklavenarbeit in eines der Außenlager des KZ Dachau in Kaufering geschickt. Nach mehr als einem Jahr mörderischer Zwangsarbeit, Hunger und Krankheit wurde das Lager aufgelöst und die noch überlebenden Juden nach Norden in das KZ Bergen-Belsen transportiert. Unterwegs wurde der Konvoi von einer Armada amerikanischer Kampfjets angegriffen. So viele der jüdischen Gefangenen wurden durch Maschinengewehrfeuer getötet. Der Zug und die Lokomotive wurden in Brand gesetzt, und einige Tage später fanden wir uns auf einem deutschen Bauernhof in Bayern wieder, wo wir im Mai 1945 von amerikanischen Streitkräften befreit wurden. Ich war damals erst 17 Jahre alt.
Nachdem der Krieg in einer bitteren Niederlage für Deutschland geendet hatte, verspürten ich und meine Mitüberlebenden ein Hochgefühl, endlich frei zu sein. Aber wir empfanden auch große Angst, Ratlosigkeit und Beklommenheit angesichts des grauenhaften Verlustes unserer gesamten Familien durch den Nazi-Mord und angesichts der Unsicherheit unseres eigenen Lebenswegs. Doch auf wundersame Weise erhoben wir uns wie Phönix aus der Asche, beschlossen, unsere zerstörten Lebenswege wieder aufzunehmen und weigerten uns mit eisernem Willen und Mut, unsere schreckliche Vergangenheit unser zukünftiges Leben bestimmen zu lassen. Wir fanden unsere Seelenverwandten, verliebten uns, heirateten, gründeten wieder neue Familien, wagten Geschäfte, Unternehmertum und bauten ein erfolgreiches Leben in verschiedenen Ländern und Gesellschaften auf. Wir wurden gebildete, weltgewandte, kultivierte Bürger. Wir wurden Finanziers, Ingenieure und Pädagogen und trugen maßgeblich zur gesellschaftlichen Kultur und zu fortschrittlichen Unternehmungen bei. Auf all das müssen wir sehr stolz sein.
Am Ende des Krieges kam es auch zu einer großen Abrechnung, indem die Weltstaaten ihrer tiefen Schuld und Mitschuld am Abschlachten eines Drittels der jüdischen Weltbevölkerung Ausdruck verliehen. Wegen deren kollektiven, ohrenbetäubenden Schweigens angesichts dieses schändlichen Verbrechens mussten Konsequenzen gezogen werden. Antisemitismus wurde in gehobener Gesellschaft instinktiv unterdrückt. Wenn darüber gesprochen wurde, dann hinter vorgehaltener Hand. Wir Überlebenden dachten, das sei das Ende des toxischen Antisemitismus, ein für allemal. Es gab ein Jahrzehnt Pause… Wie schrecklich desillusioniert sind wir heute, wieder den beängstigenden Aufstieg des toxischen weltweiten Antisemitismus zu erleben, der sich in verschiedenen Formen wiederholt. Er geht von der extremen Rechten und der extremen Linken aus. Glücklicherweise sind die heutigen Juden ein völlig anderer Menschenschlag. Nach 2000 Jahren Exil hat die Geschichte dem jüdischen Volk wieder einen eigenen, erneuerten Staat gestiftet. Die Juden sind heute nicht mehr demütig, machtlos und irgendeiner Nation ausgeliefert. Israel ist unser starker, sicherer Fels und Rückhalt und wir sind gewillt und äußerst fähig, aufzustehen und den Antisemitismus zu unseren eigenen Bedingungen zu bekämpfen. Er wird in Schmach besiegt werden.
Am Israel chai!
עם ישראל חי
Das Volk Israel lebe!
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