Gedenkbotschaft Birney Havey
Gedenkbotschaft Birney Havey
Befreier des KZ Dachau
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(Übersetzung des englischen Transkripts)
Mein Name ist Birney Havey und ich war bei der „42nd Division“, der „Rainbow“, während der Ardennenoffensive und beim Angriff auf Dachau.
Wir waren Fronttruppen und wir fuhren Panzer und wir waren im Kriegseinsatz. Am ersten Tag haben wir Dachau angegriffen, die Stadt selbst, die ein wenig abseits liegt und wir haben dort kampiert. Dort waren wir im Mörserbeschuss und haben kampiert. Am nächsten Morgen waren wir wieder auf unseren Panzern und der Angriff ging in Richtung eines Gefangenenlagers. Wir wussten nicht, dass es ein Todeslager war. Aber, wie auch immer, ungefähr eine halbe Stunde später hielten wir entlang von Bahngleisen, einer Gleiskreuzung und beschlossen, den Gleisen zu folgen. Wir hatten mehrere Panzer, ich fuhr auf dem zweiten Panzer. Und wir folgten dem Bahngleis, bis wir zu einem großen Lagerbereich kamen, wir hielten es für den Militärposten. Und wir begannen einen Geruch wahrzunehmen, einen fürchterlichen Geruch, würde ich sagen. Und ziemlich bald kamen wir auf das Lagergelände und da waren Menschen hinter Stacheldraht, einem elektrischen Draht. Wir hörten Gebrüll und Jubel und Geschrei und wir hörten, dass geschossen wurde. Wir wurden nicht beschossen, aber es gab eine Schießerei im Gefängnis selbst.
Und diese armen Menschen – als wir näherkamen, konnten wir sehen, dass sie ausgemergelt waren, sie waren nur noch Haut und Knochen. Und da waren ganz verschiedene – solche, die einigermaßen gut genährt waren und solche, die kaum noch stehen konnten.
Wir griffen an… wir kamen auf ein Bahngleis und da befanden sich etwa 30 Waggons, die abgestellt waren, direkt an einem Bahnsteig und einer Laderampe.
Und wir sind da reingegangen, haben die Türen im Ladebereich aufgemacht und sind dann in das Lager gelangt, wir haben das große Tor aufgemacht und diese Leute waren… wir konnten nicht glauben, wie abgemagert sie waren und sie waren am Sterben, einige lagen tot auf dem Boden… Wir fragten: „Was zum Teufel haben wir… haben sie getan, dass sie in dieses Lager kamen?“ Und das wurde später herausgefunden.
Aber… da war ein großes Getümmel und worüber wir uns die meisten Sorgen machten, war, dass diese Leute uns umarmen und küssen und anfassen wollten, sie wollten uns die Hände schütteln und uns ihre Zuneigung zeigen… Aber wir wollten ihnen nicht so nahe kommen wegen der Krankheiten und so hielten wir uns fern so gut wir konnten.
Es war… den Gestank kann man sich nicht vorstellen – je mehr wir sahen, desto mehr wurde uns klar, was dort vor sich gegangen war, und dann waren da Baracken, einstöckige Baracken, normale Flachbau-Baracken mit schlafenden Menschen. Und ich schaute mir eine davon an und der Gestank… – man konnte nicht… er war überwältigend. Und sie lagen da, tot, sterbend, sie lagen in ganz engen Schlafkojen, ihre Köpfe ragten heraus und sie waren zu schwach, um aufzustehen oder herauszukommen. Einige von ihnen waren auf, einige waren draußen, einige gingen herum.
Lieutenant Fielding hatte eine Kamera, es war, soweit ich weiß, die einzige Kamera in der Kompanie, seine kleine 35-mm-Kamera. Und er begann zu fotografieren. Er fotografierte den Zug voller Toter. Wir begannen, die Wagen zu öffnen und sie standen in den Waggons, die kniehoch mit Leichen gefüllt waren. Die Toten waren abgemagert, sie waren verhungert und hatten kein Wasser gehabt und nichts… Und er hat das fotografiert, – tatsächlich habe ich eines der Fotos hier, Aufnahmen dieser armen Menschen. Später in den Nachrichten, im Life Magazine, sah ich die gleichen Bilder, sie waren vom gleichen Bahnsteig gemacht worden, an den gleichen Standorten. Aber wie dem auch sei…
Wir haben es nicht begriffen. Sie müssen wissen, dass wir damals so abgestumpft waren, dass es keine Bedeutung für uns hatte. Wir haben zu der Zeit nicht wirklich darüber nachgedacht. Aber wir waren so abgestumpft, nach sechs Monaten Kampfeinsatz, wir hatten viel Tod gesehen und befassten uns nicht so sehr mit diesem Lager.
Und erst später, Tage und Tage und Tage später… erkannten wir, was wir getan hatten. Wir hatten dieses Dachauer Konzentrationslager befreit, tatsächlich befreit. Und Dachau war das erste, wie ich später gelesen habe, war es eines der ersten Konzentrationslager, das die Nazis vor dem Krieg errichtet hatten.
Aber – seither habe ich etwas erfahren über ein paar, die in Dachau waren, und ich kann mir das einfach nicht mehr vorstellen, wenn ich daran zurückdenke. Man kann es sich einfach nicht vorstellen, wie diese armen Menschen gequält wurden.
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