Vortrag

Francesco Lotoro: „Auf der Suche nach der verschollenen Musik“

Musik hatte im „Alltag“ der Konzentrationslager höchst unterschiedliche Funktionen. Sie konnte Trost spenden, Hoffnungen eine Stimme verleihen oder ein Zeichen für Solidarität und Widerstand setzen. Ebenso fand sie Verwendung als Unterdrückungsinstrument, wenn beispielsweise die Häftlinge zum Appell antraten, zum Singen gezwungen oder einer Dauerbeschallung ausgesetzt wurden.

In seinem Vortrag berichtet Francesco Lotoro davon, wie er Musikkompositionen aus Konzentrationslagern aufspürt und für die Nachwelt sichert – so auch die Werke von Nico Richter, einem niederländischen Komponisten und Kaufering-Überlebenden. Ein Ausschnitt aus dem aktuellen Dokumentarfilm „Le Maestro“ zeigt einen Einblick in die arbeit von Francesco Lotoro.

Es werden Beispielstücke präsentiert und die Hintergründe und Umstände ihrer Entstehung erläutert. Häufig entstanden die Musikstücke im Geheimen – von Autodidakten wie Profimusikern gleichermaßen komponiert. Ihr Schaffen zeigt eine große Bandbreite: Francesco Lotoro fand einfache Lieder genauso wie eine komplexe Oper, klassische Sinfonien ebenso wie den damals verbotenen Jazz.

Francesco Lotoro ist ein italienischer Pianist, Komponist und Musikwissenschaftler. Er gilt als der weltweit größte Sammler von Musikkompositionen, die zwischen 1933 und 1945 in Konzentrationslagern, Kriegsgefangenenlagern und Militärgefängnissen entstanden sind.

Für seine Sammlung reist er seit 25 Jahren durch die Welt und spricht mit Überlebenden oder Familienangehörigen ehemaliger Gefangener.

Mehr als 5000 Werke hat er bereits wiederentdeckt, archiviert und zum Teil unter dem Titel „KZ-Musik“ auf CD eingespielt.