Vergessen und Verdrängen – mit dieser Haltung der Mehrheit der westdeutschen Gesellschaft im Umgang mit dem Erbe der Konzentrationslager sahen sich die Überlebenden konfrontiert.
Eine erste Ausstellung, noch unter der Obhut der amerikanischen Militärbehörden, wurde im Spätherbst 1945 von Angehörigen der US-Armee und Überlebenden im großen Krematoriumsgebäude eingerichtet. Sie veranschaulichte zeitgleich zu den Dachauer Prozessen die grauenhaften Zustände im KZ Dachau. Fünf Jahre später eröffnete das für das Gelände damals zuständige Landesentschädigungsamt am gleichen Ort eine überarbeitete, um die Darstellung des KZ-Systems und der Häftlingskategorisierung erweiterte Ausstellung. Aufgrund einer kritischen Presseberichterstattung schloss die unterdessen für das Gelände zuständige Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung diese Dokumentation im Mai 1953.
Im April 1955 gründete sich das Comité International de Dachau (CID) mit dem Ziel der Errichtung einer würdigen Gedenkstätte.
Gefordert wurden der Rückbau der zahlreichen Überformungen, die Räumung des Flüchtlingslagers und der Bau eines zentralen Mahnmals auf dem ehemaligen Appellplatz. In seinem Kampf gegen die lokalen Behörden erhielt das Komitee wesentliche Unterstützung von einer Gruppe ehemaliger Verfolgter in Bayern wie von Alois Hundhammer, Otto Kohlhofer, Johannes Neuhäusler, Ruth Jakusch und Leonhard Roth.
Am 23. Juli 1960 wurde im Gebäude des ehemaligen Krematoriums ein provisorisches, von Überlebenden konzipiertes Museum eröffnet. Auf Initiative der Überlebenden, organisiert im CID, entstand 1965 mit Unterstützung des Freistaates Bayern die KZ-Gedenkstätte Dachau. Sie gehört heute zur Stiftung Bayerische Gedenkstätten.
In den Jahren zwischen 1960 und 1995 entstanden auf dem Gedenkstättengelände verschiedene religiöse Gedenkorte: Während des Eucharistischen Weltkongresses in München (31.7.-7.8.1960) wurde die Katholische Todesangst-Christi-Kapelle eingeweiht (5.8.1960). Es folgten die Errichtung des Karmel Heilig Blut (1964), der Evangelischen Versöhnungskirche, der Jüdischen Gedenkstätte (1967) und der russisch-orthodoxe Kapelle Auferstehung unseres Herrn (1995).
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Das Gelände
im Wandel der Zeit
The compound over the course of time
Herzlich willkommen!
An dieser interaktiven Recherche-Station können Sie die Veränderungen und Umnutzungen des Geländes des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau tiefer erforschen.
Welcome!
At this interactive research station you can explore the various changes and different uses of the grounds of the former Dachau concentration camp.
Gun Powder and Munitions Factory +
Pulver- und Munitionsfabrik
Gun Powder and Munitions Factory
Kriegsrüstung in Dachau: Die Königlich Bayerische Pulver- und Munitionsfabrik geht in Betrieb (1915-1918)
Wartime Armaments Production in Dachau: the Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory (1915-1918)
Das Konzentrationslager Dachau wurde im März 1933 auf dem ehemaligen Gelände der
Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik eingerichtet. Die Fabrik, etwa fünf
Kilometer östlich von der Stadt Dachau zwischen den Flüssen Amper und Würm gelegen, stammte
aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Sie wurde zwischen 1915 und 1916 im Auftrag des
Bayerischen Kriegsministeriums erbaut.
Das Gelände bot alle Vorzüge für die Produktion: Anbindung an eine Eisenbahnstrecke, die
Nähe zu einem Industriestandort mit gut ausgebildeten Facharbeitern. Auf einer Gesamtfläche
von fast 200 Hektar wurden insgesamt 304 Gebäude und die dazugehörige Infrastruktur wie
Wasser- und Stromanbindung, eine Heizkraftanlage, Hochwasserschutz sowie Straßen und Gleise
gebaut.
Außer der Fabrik entstanden auf dem südlichen Teil des Geländes auch Wohnhäuser für
Offiziere und Beamte, sowie Arbeiterwohnungen östlich der Würm. Für Munitionstests wurden
Schießstände errichtet.
The Dachau concentration camp was set up in March 1933 on the former grounds of the Royal
Bavarian Gunpowder and Munitions Factory. Located around five kilometers to the east
of the town of Dachau between the Amper and Würm Rivers, the factory was commissioned by the
Bavarian War Ministry and built between 1915 and 1916.
The grounds offered all the advantages needed for production: connection to a railway line
and close proximity to an industrial base with skilled workers. On an area covering almost
200 hectares, a total of 304 buildings and the requisite infrastructure were built,
including water and electrical mains, a heating and power station, flood protection
facilities as well as roads and rail tracks.
Besides the factory, residential houses were built for officers and civil servants on the
southern section of the grounds, as were apartments for workers to the east of the Würm.
Shooting stands were erected to test the munitions.
Eugen Mondt
Nachdem die Pulver-und Munitionsfabrik gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags ihre
Produktion einstellen musste, berichtet der Dachauer Eugen Mondt in den 1920er Jahren:
„Da ist die große Pulverfabrik gekommen, der ein ganzer Wald zum Opfer fiel. Was standen
dort für herrliche Kiefern und für prächtige Föhren. Jetzt steht eine lange Reihe
Doppelvillen: Beamtenhäuser mit roten Dächern; wo sie aufhören, beginnt eine unendliche
lange Betonmauer, die den Fabrikkomplex abschließt. […] Jetzt liegt das Werk lahm. Es
wirkt wie eine Totenstadt“.
After the munitions factory ceased production in line with the Versailles Peace Treaty, the
Dachau resident Eugen Mondt reported on the situation in the 1920:
“A huge munitions factory was built, a whole forest area had to be cleared. Splendid
pines had to make way. Standing there now is a long row of double mansions: homes for
civil servants with red roofs; right where they stop begins an endlessly long concrete
wall that closed off the factory complex. […] Now the plant lies dormant. It’s like a
ghost town.”
Wasserturm und Wasserleitungen
Water Tower and Mains
Aus der Zeit der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik (1915) stammt die eigenständige Wasserversorgungsanlage des späteren SS-Lagers. Herzstück der Anlage bildeten ein Wasserturm und ein Pumpenhaus, hier zu sehen auf einer Aufnahme aus den 1940er Jahren. Im Turm konnten 100 cbm Trinkwasser und 420 cbm Gebrauchswasser gespeichert werden. Das Wasser wurde über ein Pumpensystem verteilt.
The water supply facility serving the later SS camp was built for the Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory (1915). A water reservoir tower and a pump house formed the heart of the facility, seen here on a photo from the 1940s. The tower was able to store 100 m³ drinking water and 420 m³ service water. A pump system distributed the water.
Das Heizkraftwerk der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik (1910-1983)
The Heat and Power Station of the Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory (1910-1983)
Das 1910 errichtete Gebäude diente bis 1983 als Heizkraftwerk für das gesamte Areal der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik und deren Nachnutzungen. Da es ab 1937/38 die ehemalige SS-Kaserne und das Häftlingslager mit Fernwärme und Elektrizität versorgte, ist das Heizkraftwerk auch ein Denkmal aus der Zeit des Konzentrationslagers.
Built in 1910, the building served as a heat and power station for the entire grounds of the Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory and all its later utilizations until 1983. Because it provided the former SS compound and the prisoner camp with long-distance heating and electricity from 1937/38, the station is also a monument from the time of the concentration camp.
Holländerhalle
Holländer hall
Die sogenannte Holländerhalle von 1915 war der größte Gebäudekomplex auf dem Gebiet der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik. Die dreischiffige Halle stammt aus der Anfangszeit des Stahlbetonskelettbaus und diente zur Aufnahme der als „Holländer“ bezeichneten Maschinen. Diese wurden benötigt, um Holz und Textilien zu zerfasern. Als bedeutsames Industriedenkmal mit Anklängen an den Jugendstil ist sie heute stark baufällig erhalten und darf nicht mehr betreten werden.
The so-called Holländer hall from 1915 was the largest complex of buildings on the grounds of the Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory. The three-aisled hall is an early example of precast concrete skeleton construction and served to house the machinery known as “Holländer”, which were used to defiber timber and textiles. An important industrial monument with elements reminiscent of Jugendstil, the hall remains preserved today although in disrepair and may no longer be entered.
Munitionsbunker
Munitions Bunkers
Für die Pulver- und Munitionsfabrik wurden um 1915 neun oder zehn Munitionsbunker erbaut. Detaillierte Angaben können nach der aktuellen Quellenlage nicht gemacht werden. Nach den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrags blieben sie nach dem Ersten Weltkrieg ungenutzt. Ab 1940/41 nutzte die Schraubenfabrik Präzifix die Munitionsbunker zur Fertigung von Präzisionsteilen für Flugmotoren. Diese wurden der Messerschmitt AG und der Bayerischen Motorenwerke AG zugeliefert.
Nine or ten munitions bunkers were built around 1915 for the factory. The currently available sources do not allow for any detailed information. In line with the stipulations of the Versailles Peace Treaty, they remained unused after the First World War. From 1940/41 these munitions bunkers were used by the Präzifix screw factory to manufacture precision components for aircraft engines. These were then delivered to the Messerschmitt AG and the Bayerische Motorenwerke AG.
Holländerhalle (1933-1945)
Holländer hall (1933-1945)
Die sogenannte Holländerhalle von 1915 diente der SS als Großgarage und Pferdeställe. Als bedeutsames Industriedenkmal mit Anklängen an den Jugendstil ist sie heute stark baufällig erhalten und darf nicht mehr betreten werden.
The building known as the Holländer hall, completed in 1915, was used by the SS as a large garage and stables. An important industrial monument with typical Jugendstil features, today the building is in a state of disrepair and may not be entered.
Erste Häftlingsunterkunft (1933)
First Prisoner Quarters (1933)
Nach der Instandsetzung der Licht- und Wasserleitungen wurden Mitte März 1933 die ersten 120 Häftlinge für eine Woche im Gebäude 281 der ehemaligen Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik untergebracht. In dieser kurzen Zeit setzten die Häftlinge zehn ebenerdige, gemauerte Arbeiterbaracken aus der Zeit der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik instand. Die Einrichtung für die ersten Häftlinge bestand lediglich aus Strohsäcken, die auf dem Betonfußboden lagen.
After the lighting and water mains were repaired, in mid-March 1933 the first contingent of prisoners, numbering 120, were accommodated for a week in building 281 at the former Royal Gunpowder and Munitions Factory. In just this short period the prisoners had refurbished ten ground-level, brick-built workers’ barracks erected for the munitions factory. The first prisoners slept solely on straw mattresses laid out on the concrete floor.
Heizkraftwerk und Kohlenhof (1937-1945)
Power Station and Coal Yard (1937-1945)
Das 1910 errichtete Gebäude versorgte auch die ehemalige SS-Kaserne und das Häftlingslager mit Fernwärme und Elektrizität. Bei der Befreiung des KZ Dachau am 29. April 1945 kam es auf dem Kohlenhof am Heizkraftwerk zur Erschießung von SS-Wachleuten durch amerikanische Soldaten. Unter dem schockierenden Eindruck der Tausenden Leichen auf dem gesamten Gelände des Häftlingslagers, im Krematoriumsbereich und in vorgefundenen Waggons töteten sie etwa 39 SS-Wachmänner. Die völkerrechtswidrigen Erschießungen wurden von der amerikanischen Armee umgehend vor einem Militärgericht verhandelt.
Built in 1910, the power station also supplied the former SS barracks complex and the prisoner camp with long-distance heating and electricity. During the liberation of the Dachau concentration camp on April 29 1945, American soldiers shot SS guards at the station’s coal yard. Shocked by the thousands of corpses they encountered in the prisoner camp, the crematorium area, and abandoned railroad wagons, they killed 39 SS guards. Contravening international law, the U.S. Army immediately brought the cases before a military court.
Unterkünfte der SS-Verfügungstruppe (1934-1939)
Quarters of the SS-Verfügungstruppe (1934-1939)
Westlich des Pollnbachs befanden sich aus der Zeit der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik eingeschossige Werkstattgebäude. Zwischen 1934 und 1939 entstanden hier Unterkünfte für die SS-Verfügungstruppen, das sogenannte "Übungslager Prittlbach". Während des Zweiten Weltkriegs wurde hier das SS-Lazarett eingerichtet.
Located to the west of the Pollnbach was a single-story workshop from the time of the munitions factory. Quarters for the SS Verfügungstruppen (‘Dispositional Troops’, a special paramilitary unit) were built here between 1934 and 1939, the so-called "Prittlbach training camp". The SS infirmary was located here during the Second World War.
Das Gleisstück
The Rail-Track Section
Das KZ Dachau war über ein Nebengleis mit dem Dachauer Bahnhof verbunden. Auf den Schienen, die entlang eines heutigen Fuß- und Radweges an der heutigen Friedensstraße verliefen, wurden während des Krieges Häftlinge mit Güterwaggons in das Lager transportiert. Die Züge endeten im SS-Bereich des KZ Dachau. Der größte Teil der Gefangenen musste vom Bahnhof Dachau zu Fuß entlang der damaligen „Adolf-Hitler-Straße“ (heute: Frühlingsstraße) über die Friedensstraße und „die Straße der SS“ (heute: Straße der KZ-Opfer) in das Lager marschieren. Andere Transporte in das KZ Dachau führte die SS mit Lastwagen durch. Die SS hatte eigens für diese Transporte 1938 die „Lagerstraße“ (heute: Theodor-Heuss-Straße) bauen lassen. Am 29. April 1945 stießen Einheiten der US-Armee auf einen auf dem Gleisstück abgestellten Güterzug, in dem 2.310 Tote lagen. Es handelte sich um einen ,,Evakuierungstransport“ aus dem Konzentrationslager Buchenwald.
The Dachau concentration camp was linked to the Dachau railway station via a sidetrack. During the war prisoners were transported to the camp in goods wagons using this section of track, which ran parallel to the footpath and bicycle track on today’s Friedensstraße. The trains terminated in the SS area of the Dachau concentration camp. The majority of prisoners had to march to the camp from Dachau station, passing through the then „Adolf-Hitler-Straße“ (today: Frühlingsstraße), across Friedensstraße and the „die Straße der SS“ (today: Straße der KZ-Opfer). The SS also used trucks to transport prisoners to the Dachau camp. In 1938 the SS had the „Lagerstraße“ (today: Theodor-Heuss-Straße) specially built for this purpose. On April 29 1945 units of the U.S. Army came across a goods train on this section of track. 2 310 dead were inside. It was an “evacuation transport” from the Buchenwald concentration camp.
Headquarters +
Kommandantur (1933-1941)
Commandant Headquarters (1933-1941)
Das Gebäude der SS-Kommandantur, des Dienstsitzes des Lagerkommandanten, stammt aus der Zeit der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik. Östlich, aber außerhalb des Gebäudes gelegen, ist eine zweischiffige Kellerhalle, die der SS als Kegelbahn diente.
Freizeiteinrichtungen wie die Kegelbahn, sollten den Gemeinschaftssinn innerhalb der SS fördern. Dazu stellten sie einen Versuch dar, die SS-Wachmannschaften an das Konzentrationslager zu binden und die Weitergabe über die Geschehen im Konzentrationslager zu minimieren.
Stark baufällig kann die Kegelbahn heute nicht mehr betreten werden.
The SS headquarters and camp commandant’s office is a building from the period of the Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory. To the east, but located outside the building, is a two-aisled basement hall that the SS used as a bowling alley.
Recreational facilities like the bowling alley were designed to bolster the sense of community within the SS. They were also an attempt to strengthen the ties of the SS guard squads to the concentration camp and thus prevent news about what was going on in the camp from spreading.
In a state of severe disrepair, entering the bowling alley is no longer permitted.
Kommandanturbereich
Commandant Headquarters
Im Kommandanturbereich waren die SS-Verwaltung des Lagers, die Politische Abteilung, Werkstätten und die Unterkünfte der Wachmannschaften angesiedelt. Diesem schloss sich der größere Bereich des SS-Übungslagers an. Das zentrale Gebäude des Kommandanturbereiches war die Kommandantur. Sie war die Zentrale der uneingeschränkten Willkür- und Terrorherrschaft im Lager.
Located in the commandant headquarters were the SS administrative offices, the Political Department, various workshops, and the accommodation of the guard squads. It adjoined the larger area of the SS training camp. The main building in these headquarters was the commandant’s office. It was the hub of the unlimited reign of terror in the camp.
Auf dem Luftbild aus den 1950er Jahren sind drei große Hallen aus der Zeit der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik zu erkennen. Ab März 1933 wurden in den Hallen die Hauptwache der SS, Garagen der SS-Fahrbereitschaft, eine Großbäckerei, die Häftlingsküche und verschiedene Werkstätten und SS-eigene Betriebe wie eine Schlosserei, Metzgerei, Schneiderei, Sattlerei und eine Schusterwerkstatt eingerichtet. Häftlinge wurden in allen Arbeitsbereichen eingesetzt. Auch der Schubraum, wo die Gefangenen der demütigenden Einlieferungsprozedur unterworfen wurden, befand sich bis zur Erweiterung des Konzentrationslagers (1937/38) in einer der Hallen. Zwei Hallen wurden in den 1980er Jahren abgerissen und zu dem heute noch vorhandenen Erdwall angehäuft.
On the aerial photograph from the 1950s it is possible to recognize three large halls from the time of the munitions factory. Located in these halls from March 1933 were: the main guardhouse of the SS, the garages of the SS motor pool, a large bakery, the prisoner kitchen, as well as various workshops and SS enterprises such as a metalworking shop, a butchery, a tailor workshop, a saddlery, and a shoemaker’s workshop. Prisoners were deployed in all these work areas. The shuntroom, where the prisoners were subjected to the humiliating arrival procedure, was also located in one of the halls until the concentration camp was enlarged (1937/38). Two of the halls were demolished in the 1980s and an earth wall piled up, still present today.
Eingang SS-Übungslager
Entrance to the SS Training Camp
Das SS-Übungslager diente der ideologischen und militärischen Schulung der SS-Angehörigen. Dieser Bereich und das eigentliche Konzentrationslager bildeten formal getrennte Bereiche auf dem Gesamtgelände des KZ Dachau. Die SS-Einheiten des SS-Übungslagers gehörten, wie das KZ-Personal ab 1939/40 zur Waffen-SS.
The SS training camp is where members of the SS received ideological and military instruction. This camp and the actual concentration camp were two formally separate areas making up the grounds of the Dachau concentration camp. The SS units stationed in the training camp were, like the concentration camp personnel, were attached to the Waffen-SS as of 1939/40.
mit Scheinwerfern + Machinegun Towers
with Searchlights +
Bewachungsanlage (1933)
Guard Installations (1933)
Das Konzentrationslager von 1933 war von einer etwa drei Meter hohen stacheldrahtbewehrten Mauer umgeben. Diese Mauer umschloss das Häftlings- wie das SS-Lager. Zudem waren die Häftlingsunterkünfte mit einem elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun und einem Lattenzaun umgrenzt. Vier mit Maschinengewehrständen und Schweinwerfern bestückte Wachtürme umgaben den Häftlingslagerbereich. Im Zuge des Umbaus und der Erweiterung des KZ Dachau ab 1937 erfolgte der Abriss und Neubau der Wachtürme und der Sicherungsanlagen im Häftlingslagerbereich.
Prisoner Quarters +
Die Unterbringung der Häftlinge 1933-1937
Accommodating the Prisoners 1933-1937
Von 1933 bis 1937 waren die Häftlinge in zehn ebenerdigen, gemauerten Arbeiterbaracken aus der Zeit der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik untergebracht. Die Instandsetzungsarbeiten hatten die ersten 120 Häftlinge Mitte März 1933 leisten müssen. Jede Baracke war in fünf Stuben aufgeteilt, die zugleich als Aufenthalts- und Schlafraum dienten. Die Häftlingsunterkünfte wurden mit dreistöckigen Bettgestellen, langen Tischen und Stühlen ausgestattet. Noch hatte jeder Häftling eine eigene Schlafstelle und einen Platz am Tisch.
From 1933 to 1937 the prisoners were accommodated in ten ground-level, brick workers’ barracks from the time of the munitions factory. The first 120 prisoners were forced to do the necessary refurbishing work in mid-March 1933. Each barrack was divided into five rooms, which served both as living and sleeping quarters. The prisoner quarters were furnished with triple-bunk beds, long tables, and stools. Each prisoner still had his own sleeping spot and a place at a table.
Augenzeugenbericht von Ludwig Schecher
Eyewitness Account Ludwig Schecher
„Die Baracken hatten Betonböden, die mit großen Holzrosten bedeckt waren.
Jede Baracke war in fünf Räume abgeteilt, die zugleich als Wohn- und Schlafräume
für je etwa fünfzig Häftlinge dienten. Dreistöckige primitiv gezimmerte Bettgestelle trugen die Strohsäcke. Es gab keine Schränke. Bekleidungsstücke, Handtücher, Emailgeschirre waren in offenen Regalen untergebracht.“
„Rückblick auf Dachau“, Häftlingsbericht von Ludwig Schecher, 1960er-Jahre (Auszug).
Der Jurist Ludwig Schecher lebte in den 1930er Jahren in München. Von
1935 bis 1945 war als „Schutzhäftling“ in den Konzentrationslagern Dachau und Flossenbürg. Am 29. April 1945 erlebte er seine Befreiung im KZ Dachau. Von 1945 bis 1947 war Ludwig Schecher der erste Landrat im Landkreis Kehl am Rhein. Er starb im Jahr 1954 in München.
“The barracks had concrete floors which were covered with large wooden grates. Every barrack was divided into five rooms, and they served as living and sleeping quarters for around fifty prisoners in each. Three-tiered bunks, primitively made, with straw mattresses on them. There weren’t any lockers. Clothes, towels, enamel dishes were stored on open shelves.”
„Rückblick auf Dachau“, report of Ludwig Schecher, 1960er-Jahre (excerpt).
Ludwig Schecher, a lawyer, lived in Munich during the 1930s. From 1935 to 1945 he was detained in the Dachau and Flossenbürg concentration camps as a “protective custody” prisoner. He was liberated on April 29 1945 while in Dachau. From 1945 to 1947 Ludwig Schecher served as district commissioner for Kehl am Rhein. He died in Munich in 1954.
Funktionsgebäude Nord
Functional Building North
Werkstätten der Deutschen Ausrüstungswerke (DAW)
Workshops of the “Deutsche Ausrüstungswerke” (DAW)
Lagergefängnis / Bunker (1933 bis 1937) Camp Prison / the Bunker (1933 to 1937)
Lagergefängnis / Bunker (1933 bis 1937)
Camp Prison / the Bunker (1933 to 1937)
Zu den ersten Maßnahmen der SS nach der Gründung des KZ Dachau gehörte die Errichtung eines Lagergefängnisses im ehemaligen Toilettentrakt der Pulver- und Munitionsfabrik, das die Häftlinge Bunker nannten. Da schon im Herbst 1933 der erste improvisierte Bunker unzureichend war, wurde mit dem Bau eines zusätzlichen Lagergefängnisses mit 20 Zellen begonnen. Dieses lag nicht im Häftlingslager, sondern im Bereich des SS-Areals. Hier konnte die SS ohne Zeugen missliebige Häftlinge foltern und morden. Die Häftlinge im Bunker befanden sich in Einzelhaft, bei eingeschränkter Verpflegung. Es ist belegt, dass manche Häftlinge elf Monate in verdunkelten und unbeheizten Zellen eingesperrt waren. Die Ernährung bestand in der Regel aus einem Brot, das für Tage reichen musste. Nur jeden vierten Tag erhielten die Arrestgefangenen die gleiche Lagermahlzeit, wie die übrigen Gefangenen. Ab Juni 1933 wurden die Häftlinge zusätzlich mit einem Fuß an schwere Eisenketten gefesselt.
One of the first measures taken by the SS after the founding of the Dachau concentration camp was to set up a camp prison in the former toilet block of the munitions factory. The prisoners called it the bunker. Already in the fall of 1933, as the first improvised bunker was proving inadequate, building work began on an additional camp prison with 20 cells. This was not located in the prisoner camp but in the SS area. Here the SS could torture and murder prisoners without any witnesses. The prisoners in the bunker were kept in solitary confinement and received limited rations. There is evidence that some prisoners were locked up in darkened and unheated cells for eleven months. They were generally given only bread to eat and this had to last for days. The detention prisoners received the same camp meal as the other prisoners only every fourth day. From June 1933 the prisoners were bound on one foot to heavy iron chains.
Bericht von Ludwig Göhring über seinen Arrest im Bunker
Ludwig Göhring on his detention in the bunker
Der im September 1933 internierte Häftling Ludwig Göhring schildert seinen Arrest im Bunkerbau, nachdem er durch die SS misshandelt wurde: „Ich kam in die Zelle […] auf der Pritsche gab es keinen Strohsack, gegenüber der Türseite oben unter der Decke gab es eine Luke mit Bretterverschlag. Nachdem das Licht ausgegangen war, stand ich in totaler Finsternis. […] Solange das Licht brannte, konnte ich mich im Wasserspiegel [des Kruges] sehen. Nach etwa acht Tagen konnte ich feststellen, dass meine bis dahin verschobenen Gesichtszüge wieder normale Form annahmen. Die Trommelfelle ließen allerdings, beim Schnauben Luft durch; sie waren demnach zerfetzt. Einige Zähne wackelten. […] Das Kommissbrot machte ich essbar, indem ich es in Wasser aufweichte. So gestaltete sich der Alltag in der Zelle.“
Interned in September 1933, the prisoner Ludwig Göhring describes his detention in the bunker after he had been beaten by the SS: “I entered the cell […] there wasn’t a straw mattress on the plank bed, opposite the door, underneath the ceiling, was a boarded-up skylight. After lights out I stood there in total darkness. […] As long as the lights were on outside I could see my reflection in the water [of the jug]. After about eight days I could make out that my distorted facial features were returning to normal. My eardrums though let air through whenever I snorted; they were obviously mangled. A few of my teeth were loose. […] I softened the dark-rye army bread in water so that I could eat it. That was life in the cell, day in, day out.”
Kommandanturbereich - Politische Abteilung
Commandant Headquarters – Political Department
Die Politische Abteilung leitete als Außenstelle der Politischen Polizei die Registrierung der Häftlinge und verwaltete die Häftlingsakten. Sie unterstand der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Unter Einsatz von Folter führte sie Vernehmungen durch. Die Politische Abteilung hatte ein Vernehmungszimmer im Jourhaus. Dazu befand sich vor dem Eingang des Jourhauses eine lang gestreckte, parallel zur Würm verlaufende Baracke für die Registrierung der Häftlinge. Die Baracke der Politischen Abteilung wurde vermutlich zwischen 1978 und 1982 abgerissen. Den Standort der ehemaligen Politischen Abteilung kennzeichnen seit 2005 Eisenwinkel, die im Boden eingelassen sind.
The Political Department, a branch office of the Political Police, was responsible for registering the prisoners and administering the prisoner files. It was under the authority of the Secret State Police (the Gestapo). The Department conducted interrogations, using torture. An interrogation room was in the Jourhaus. There was also, in front of the entrance to the Jourhaus, a long barrack running parallel to the Würm, used to register prisoners. The barrack of the Political Department was demolished presumably between 1978 and 1982. The location of the former Political Department is marked since 2005 by angle irons embedded in the ground.
SS-Bereich: Lagerbäckerei
SS-Area: Camp Bakery
Die Lagerbäckerei befand sich in einem Gebäude, das schon 1916 errichtet und als Fabrikationshalle genutzt wurde. Eine Besonderheit waren zwei gegenüberliegende Tore, die eine Durchfahrt durch die Halle ermöglichten. Ab 1934 wurde die Halle als Lagerbäckerei genutzt, die auch die SS-Einheiten versorgte. 1938 wurde die Bäckerei ein direkter Bestandteil des Lagers. Ab dem 13. Oktober 1941 gehörte der Betrieb zur Deutschen Lebensmittel GmbH und versorgte den gesamten SS-Stützpunkt und das Häftlingslager. Die Backleistung erreichte einen immer größeren Umfang: Im September 1941 betrug die monatliche Backleistung 143.000 Brote. Im Herbst 1944 wurden täglich 20.000 Brote produziert.
The camp bakery was located in a building from 1916 that was used as a manufacturing hall. One special feature were the two gates at the opposite ends of the hall which allowed vehicles to drive in and out. The hall was turned into the camp bakery in 1934. It also supplied the SS units. In 1938 the bakery was integrated fully into the camp. As of October 13 1941 it was owned by the Deutschen Lebensmittel GmbH and supplied the entire SS base and the prisoner camp. Production increased continuously: in September 1941 the monthly output was 143000 loaves; in the fall of 1944 20000 loaves were produced daily.
Guardhouse +
SS-Hauptwache (1935)
SS Main Guardhouse (1935)
Die SS-Hauptwache bildete seit 1935 den äußeren Zugang zum KZ Dachau und zum SS-Kommandanturbereich. Dieser war seit 1936 durch eine Mauer vom SS-Übungslager getrennt. Das Torgebäude ist heute nicht mehr erhalten. Bei den Bauarbeiten für das Besucherzentrum konnten im Jahr 2008 Fundamente und der historische Straßenbelag der ehemaligen Tordurchfahrt freigelegt werden.
From 1935 the SS main guardhouse was the entrance to the Dachau concentration camp and the SS commandant headquarters. The latter area was separated from the SS training camp by a wall in 1936. The gate building is not preserved today. During construction work on the Visitors' Center in 2008, the foundations and the original road surface of the former gate thoroughfare were uncovered.
Jourhaus +
Jourhaus
Jourhaus
Das 1936 errichtete Jourhaus war der Ein- und Ausgang des Häftlingslagers und das Dienstgebäude der Lager-SS. Das Gebäude mit dem schmiedeeisernen Tor und der Inschrift „Arbeit macht frei“ war aus Sicht der Häftlinge die passierbare Grenze zwischen dem „Innen“ und „Außen“. Es verband das Häftlingslager mit dem SS-Lager.
Im oberen Stockwerk des Hauses befanden sich der Büroraum des Schutzhaftlagerführers, der das Häftlingslager leitete, sowie Räume der Politischen Abteilung, die für Vernehmungen und Strafen zuständig waren. Im Erdgeschoss waren die Diensträume der Rapportführer, die den Appell und Häftlingsstand überwachten, der Blockführer, in deren Verantwortung die einzelnen Wohnbaracken fielen und der für die Bewachung zuständige Postenführer untergebracht.
Built in 1936, the Jourhaus was the entrance and exit to the prisoner camp and the service building for the camp SS. With its wrought-iron gate and the inscription “Arbeit macht frei”, in the eyes of the prisoners it marked the boundary between “inside” and “outside”. The building connected the prisoner camp with the SS camp. Located on the upper floor were the office of the protective custody camp leader, who was responsible for running the prisoner camp, and rooms used by the Political Department, responsible for interrogations and imposing punishments. On the ground floor were the offices of the report leader, who was in charge of roll call and monitoring prisoner numbers, the block leader, responsible for the prisoner barracks, and the guard squad leader.
Augenzeugenbericht von Edgar Kupfer-Koberwitz
Eyewitness account by Edgar Kupfer-Koberwitz
Die Lüge am Tor
„Arbeit macht frei –„ ist mitten im Tor
in Eisen geschmiedet zu sehn, -
die Augen halten staunend davor,
jedes Mal wenn durchs Tor wir gehen. -
Arbeit macht frei, - so lügen sie,
Arbeit macht frei, - so trügen sie,
Arbeit macht frei, - so prahlen sie,
Arbeit macht frei, - doch zahlen sie,
Arbeit mit Tod zurück. –
Arbeit macht frei, - das ist ein Hohn,
Arbeit macht frei, o Deutschlands Sohn,
Arbeit macht hier nicht frei! –
So sei es doch, was alle sehn.
„Der Tod macht frei! –„ das sollte stehn:
„= Tod löst die Tyrannei! =“
Edgar Kupfer-Koberwitz, Dachauer Tagebücher. Die Aufzeichnungen des Häftlings 24814, München 1997, S. 540.
The Lies in the Gate
“Work sets one free” is in the middle of the gate
To see forged in iron, -
Wide-eyed we stare
Every time we go through the gate.
Work sets one free, - so they lie
Work sets one free, - so they deceive
Work sets one free, - so they boast
Work sets one free, - but they pay
Work back with death.
Work sets one free, - oh what a taunt,
Work sets one free, - oh Germany’s son,
Here work doesn’t set one free!
At least see it as it is,
“Death sets one free!” – should stand:
“= death releases from tyranny!=”
Edgar Kupfer-Koberwitz, Dachauer Tagebücher. Die Aufzeichnungen des Häftlings 24814, München 1997, p. 540.
SS-Siedlung & "Theodor-Eicke-Platz"
SS Residential Estate & "Theodor-Eicke-Platz"
Die SS-Siedlung an der „Straße der SS“
The SS Residential Estate on the “Straße der SS”
An der heutigen Straße der KZ-Opfer, in der NS-Zeit „Straße der SS“ befanden sich wie am „Theodor-Eicke-Platz“ Wohnhäuser der SS-Angehörigen und ihrer Familien. Einige Gebäude stammen aus dem Ersten Weltkrieg; zusätzliche Bauten mussten Häftlinge für die SS errichten.
Die Siedlung befand sich in der NS-Zeit außerhalb des Lagergeländes und war öffentlich zugänglich.
Nach der Befreiung wurden die heute noch sichtbaren Häuser von der US-Armee genutzt. Heute sind sie Dienstgebäude der Bayerischen Bereitschaftspolizei und nicht frei zugänglich.
Located on today’s Straße der KZ-Opfer, which was called “Straße der SS” in the Nazi period, were – as on “Theodor-Eicke-Platz” – residential houses for members of the SS and their families. Some of these buildings were built during the First World War; prisoners were forced to build additional housing for the SS.
The estate was outside the camp grounds in the Nazi years and accessible to the general public.
After liberation, the houses still visible today were used by the U.S. Army. They are currently used as service buildings by the Bavarian Riot Police and are out of bounds to the general public.
Die SS-Siedlung am „Theodor-Eicke-Platz“
The SS residential estate on “Theodor-Eicke-Platz”
Die Siedlung am „Theodor-Eicke-Platz“ wurde von KZ-Häftlingen erbaut. Neben Wohnhäusern umfasste sie eine Bäckerei, einen Laden, eine Gastwirtschaft, eine Poststelle und das Gemeinschaftshaus mit Veranstaltungsräumen. Benannt war der Platz nach dem zweiten Lagerkommandanten des KZ Dachau, Theodor Eicke. Er hatte maßgeblich Anteil daran, dass das KZ Dachau zum Modell für die späteren Konzentrationslager wurde.
Die Siedlung lag außerhalb des ummauerten KZ-Bereichs und war öffentlich zugänglich. 1937 richtete die Stadt Dachau eine eigene Buslinie vom Bahnhof zum Konzentrationslager ein.
In den 1980er Jahren wurden die Gebäude abgerissen und mit neuen Wohnhäusern überbaut. Nur im Nordwesten sind noch Reste alter Bordsteine des ursprünglichen Platzes erhalten.
The residential estate on “Theodor-Eicke-Platz” was built by concentration camp prisoners. Besides residential buildings, it included a bakery, a general store, an inn, a post office, and a community center with rooms for holding events. The square was named after the second camp commandant of Dachau, Theodor Eicke. He was instrumental in turning the Dachau concentration camp into the model for later concentration camps.
The estate was located outside the SS area and was accessible to the general public. In 1937 the City of Dachau authority introduced a bus line connecting the rail station to the concentration camp.
In the 1980s the buildings were demolished and replaced by new residential buildings. The only remains are those of the old curbs of the original square in the northwest corner.
„Theodor-Eicke-Platz“
„Theodor-Eicke-Platz“
Der „Theodor-Eicke-Platz“ war benannt nach dem zweiten Kommandanten des KZ Dachau. Alte Aufnahmen lassen einen weitläufigen, begrünten Platz erkennen. Der Platz wurde zivil von den anwohnenden SS-Angehörigen und ihren Familien genutzt. Heute ist der Platz überbaut. Er befand sich unweit des heutigen Besucherzentrums der KZ Gedenkstätte Dachau, ungefähr an der Straßenkreuzung Pater-Roth-Straße und Pfarrer-Lechner-Weg.
The “Theodor-Eicke-Platz” was named after the second commandant of the Dachau concentration camp. Old photographs show a spacious, greened square. The square was used by members of the SS and their families who lived nearby. Today the square is built over. It was located not far from the Visitor Center in the Dachau Memorial Site, roughly at the intersection between Pater-Roth-Straße and Pfarrer-Lechner-Weg.
Lagerbücherei 1933–1937
Camp Library 1933–1937
Die ersten Häftlinge brachten bei ihrer Einlieferung in das Konzentrationslager auch Bücher mit. Anfangs war der individuelle Besitz von Büchern die einzige Gelegenheit, an Lesestoff zu kommen. Dazu war es möglich, dass Angehörige Bücher ins Lager schicken konnten, die allerdings von der SS zensiert wurden. Auf Vorschlag des Häftlings Heinrich Bergmann wurde in der zweiten Jahreshälfte 1933 in der Baracke 10 eine Lagerbücherei eröffnet. Der Dachauer Pfarrer Pfanzelt stiftete eine größere Anzahl religiöser Schriften. Schließlich waren es die Häftlinge selbst, die Unterhaltungsromane, Klassiker und Reiseliteratur sowie wissenschaftliche Fachbücher sammelten. Die Lagerleitung steuerte Standardwerke der NS-Ideologie bei. Der Ausleihbetrieb ermöglichte eine verdeckte Kontaktaufnahme unter den Häftlingen. Jedoch blieb den jüdischen Häftlingen prinzipiell der Zutritt versagt. Nach dem Umbau des Lagers zog die Bücherei in die Baracke A. Die alte Lagerbücherei von 1933 ist nicht mehr erhalten.
The first prisoners interned in the concentration camp brought books with them. At first, owning books was the only chance the prisoners had to read. It was possible to have relatives send books to the camp; these had to pass through an SS censor however. Following a suggestion by the prisoner Heinrich Bergmann, a camp library was opened in barrack 10 in the second half of 1933. The Dachau parish priest, Father Pfanzelt, donated a large number of religious works. Ultimately, it was the prisoners who collected the light novels, the classics, and travel literature as well as science books. The camp leadership contributed standard works of Nazi ideology. Borrowing from the library enabled the prisoners to covertly establish contact with one another. Jewish prisoners were principally denied access however. After the renovation work on the camp was finished, the library moved into barrack A. The old camp library from 1933 is no longer preserved.
Sanierte und neue Gebäude 1936
Redeveloped and New Buildings 1936
1936 entstanden für die SS-Totenkopfverbände eine neue Kaserne mit L-förmigem Grundriss, eine Großküche mit Speisesaal für 1.200 Personen, Mannschaftsheime mit Kantine sowie Bäder, eine Friseurstube und Verwaltungsbüros. Am 25. März 1936 weihte Heinrich Himmler die Anlage ein.
In 1936 a new barracks complex with an L-shaped layout, a large kitchen with a dining hall seating 1 200 persons, enlisted clubs with messes, as well as bathhouses, barber shops, and administrative offices were built for the SS Death’s Head Units. The complex was officially opened by Heinrich Himmler on March 25 1936.
Kommandanturbereich
Commandant Headquarters Area
Im Kommandanturbereich waren die SS-Verwaltung des Lagers, die Politische Abteilung, Werkstätten und die Unterkünfte der Wachmannschaften angesiedelt. Diesem schloss sich der größere Bereich des SS-Übungslagers an. Das zentrale Gebäude des Kommandanturbereiches war die Kommandantur. Sie war die Zentrale der uneingeschränkten Willkür- und Terrorherrschaft im Lager.
Located in the commandant headquarters were the SS administrative offices, the Political Department, various workshops, and the accommodation of the guard squads. It adjoined the larger area of the SS training camp. The main building in these headquarters was the commandant’s office. It was the hub of the unlimited reign of terror in the camp.
Auf dem Luftbild aus den 1950er Jahren sind drei große Hallen aus der Zeit der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik zu erkennen. Ab März 1933 wurden in den Hallen die Hauptwache der SS, Garagen der SS-Fahrbereitschaft, eine Großbäckerei, die Häftlingsküche und verschiedene Werkstätten und SS-eigene Betriebe wie eine Schlosserei, Metzgerei, Schneiderei, Sattlerei und eine Schusterwerkstatt eingerichtet. Häftlinge wurden in allen Arbeitsbereichen eingesetzt. Auch der Schubraum, wo die Gefangenen der demütigenden Einlieferungsprozedur unterworfen wurden, befand sich bis zur Erweiterung des Konzentrationslagers (1937/38) in einer der Hallen. Zwei Hallen wurden in den 1980er Jahren abgerissen und zu dem heute noch vorhandenen Erdwall angehäuft.
On the aerial photograph from the 1950s it is possible to recognize three large halls from the time of the munitions factory. Located in these halls from March 1933 were: the main guardhouse of the SS, the garages of the SS motor pool, a large bakery, the prisoner kitchen, as well as various workshops and SS enterprises such as a metalworking shop, a butchery, a tailor workshop, a saddlery, and a shoemaker’s workshop. Prisoners were deployed in all these work areas. The shuntroom, where the prisoners were subjected to the humiliating arrival procedure, was also located in one of the halls until the concentration camp was enlarged (1937/38). Two of the halls were demolished in the 1980s and an earth wall piled up, still present today.
Appellplatz
Appellplatz
Der ehemalige Appellplatz erstreckt sich heute zwischen dem Internationalen Mahnmal des Künstlers Nandor Glid und den beiden rekonstruierten Baracken. Der Platz wurde gemäß dem Zustand des Appellplatzes nach der Vergrößerung des Lagers 1937/38 rekonstruiert. Die Fläche konnte 40.000 bis 50.000 Menschen fassen und diente vor allem den morgendlichen und abendlichen Häftlingsappellen. Ebenso wurden auf dem Appellplatz öffentliche Strafen vollzogen und die Häftlinge zur Arbeit eingeteilt. In den letzten Monaten vor der Befreiung des Konzentrationslagers trafen in Dachau große Gefangenentransporte ein. Viele der kranken und erschöpften Häftlinge starben auf dem Appellplatz.
The former roll call area is today located between the International Monument by the artist Nandor Glid and the two reconstructed barracks. The area was reconstructed in accordance with the layout after the enlargement of the camp in 1937/38. Capable of holding between 40,000 and 50,000 persons, the area was mainly used for the morning and evening roll calls of the prisoners. Corporeal punishment was also meted out in full view of the other prisoners, while the prisoners were divided into their work details here. Large prisoner transports arrived in Dachau during the months prior to the liberation of the concentration camp. Many of the ill and exhausted prisoners died on the roll call area.
Häftlingslager-Lagerstraße (1937 bis 1945)
Camp Road (1937 to 1945)
Die Lagerstraße war die Hauptverbindung zwischen den Unterkunftsbaracken und dem Appellplatz. Rechts und links der Lagerstraße erstreckten sich die Baracken. Die Lagerstraße war so konzipiert worden, dass beim Antreten der Häftlinge zwei Blocks in Zehnerreihen gleichzeitig nebeneinander her marschieren konnten. In den wenigen freien Stunden konnten sich Häftlinge aus verschiedenen Baracken treffen und Informationen austauschen. Der „Geist der Lagerstraße“, wie es die Häftlinge ausdrückten, war ein Symbol für die Solidarität unter den Gefangenen, die sich trotz der allgegenwärtigen Gewalt entwickelte. In Erinnerung an den Terror bei der Errichtung der Straße 1938, wurde die Lagerstraße unter den Häftlingen auch „Blutstraße“ genannt. Die Betonfundamente und Nummern aus den 1960er Jahren kennzeichnen die Umrisse und Nummerierung der ehemaligen Häftlingsbaracken aus der Zeit nach dem Um- bzw. Neubau des Lagers 1937/38.
The camp road was the main link between the accommodation barracks and the roll call area. The barracks lined the camp road to the left and right. The road was planned to be wide enough so that the prisoners could fall into two blocks of rows of ten which could then march alongside one another. In the few hours of free time they had, the prisoners from the different barracks could met here and exchange information. The “spirit of the camp road”, as the prisoners called it, was a symbol of the solidarity that developed amongst them despite the ever-present violence. In remembrance of the terror imposed while being built in 1938, the prisoners called it the “blood street.” The concrete foundations and numbers from the 1960s mark the outlines and numbering of the former prisoner barracks after the rebuilding and redevelopment of the camp in 1937/38.
Holländerhalle (1933-1945)
Holländer hall (1933-1945)
Die sogenannte Holländerhalle von 1915 diente der SS als Großgarage und Pferdeställe. Als bedeutsames Industriedenkmal mit Anklängen an den Jugendstil ist sie heute stark baufällig erhalten und darf nicht mehr betreten werden.
The building known as the Holländer hall, completed in 1915, was used by the SS as a large garage and stables. An important industrial monument with typical Jugendstil features, today the building is in a state of disrepair and may not be entered.
Heizkraftwerk und Kohlenhof (1937-1945)
Power Station and Coal Yard (1937-1945)
Das 1910 errichtete Gebäude versorgte auch die ehemalige SS-Kaserne und das Häftlingslager mit Fernwärme und Elektrizität. Bei der Befreiung des KZ Dachau am 29. April 1945 kam es auf dem Kohlenhof am Heizkraftwerk zur Erschießung von SS-Wachleuten durch amerikanische Soldaten. Unter dem schockierenden Eindruck der Tausenden Leichen auf dem gesamten Gelände des Häftlingslagers, im Krematoriumsbereich und in vorgefundenen Waggons töteten sie etwa 39 SS-Wachmänner. Die völkerrechtswidrigen Erschießungen wurden von der amerikanischen Armee umgehend vor einem Militärgericht verhandelt.
Built in 1910, the power station also supplied the former SS barracks complex and the prisoner camp with long-distance heating and electricity. During the liberation of the Dachau concentration camp on April 29 1945, American soldiers shot SS guards at the station’s coal yard. Shocked by the thousands of corpses they encountered in the prisoner camp, the crematorium area, and abandoned railroad wagons, they killed 39 SS guards. Contravening international law, the U.S. Army immediately brought the cases before a military court.
SS-Lazarett
SS-Infirmary
Westlich des Pollnbachs gelegen befand sich das Lazarett der SS in den Werkstattgebäuden der ehemaligen Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik. Mit zunehmender Kriegsdauer wurde es vergrößert und erstreckte sich über fast sämtliche Gebäude westlich des Pollnbachs. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte auch die US-Armee das ehemalige SS-Lazarett. Zunächst wurden hier kranke ehemalige KZ-Häftlinge behandelt, später auch deutsche Kriegsgefangene.
The SS infirmary was located to the west of the Pollnbach in the workshop buildings of the former munitions factory. It was enlarged as the war progressed and eventually included almost all of the buildings to the west of Pollnbach. After the Second World War, the U.S. Army also used the former SS infirmary. At first, ill former concentration camp prisoners received treatment, later German prisoners of war.
Das Gleisstück
The Rail-Track Section
Das KZ Dachau war über ein Nebengleis mit dem Dachauer Bahnhof verbunden. Auf den Schienen, die entlang eines heutigen Fuß- und Radweges an der heutigen Friedensstraße verliefen, wurden während des Krieges Häftlinge mit Güterwaggons in das Lager transportiert. Die Züge endeten im SS-Bereich des KZ Dachau. Der größte Teil der Gefangenen musste vom Bahnhof Dachau zu Fuß entlang der damaligen „Adolf-Hitler-Straße“ (heute: Frühlingsstraße) über die Friedensstraße und „die Straße der SS“ (heute: Straße der KZ-Opfer) in das Lager marschieren. Andere Transporte in das KZ Dachau führte die SS mit Lastwagen durch. Die SS hatte eigens für diese Transporte 1938 die „Lagerstraße“ (heute: Theodor-Heuss-Straße) bauen lassen. Am 29. April 1945 stießen Einheiten der US-Armee auf einen auf dem Gleisstück abgestellten Güterzug, in dem 2.310 Tote lagen. Es handelte sich um einen "Evakuierungstransport“ aus dem Konzentrationslager Buchenwald.
The Dachau concentration camp was linked to the Dachau railway station via a sidetrack. During the war prisoners were transported to the camp in goods wagons using this section of track, which ran parallel to the footpath and bicycle track on today’s Friedensstraße. The trains terminated in the SS area of the Dachau concentration camp. The majority of prisoners had to march to the camp from Dachau station, passing through the then "Adolf-Hitler-Straße” (today: Frühlingsstraße), across Friedensstraße and the "Straße der SS” (today: Straße der KZ-Opfer). The SS also used trucks to transport prisoners to the Dachau camp. In 1938 the SS had the “Lagerstraße” (today: Theodor-Heuss-Straße) specially built for this purpose. On April 29 1945 units of the U.S. Army came across a goods train on this section of track. 2 310 dead were inside. It was an “evacuation transport” from the Buchenwald concentration camp.
Die Kaserne
The barracks complex
1936 entstanden für die SS-Totenkopfverbände eine neue Kaserne mit L-förmigem Grundriss, eine Großküche mit Speisesaal für 1.200 Personen, Mannschaftsheime mit Kantine sowie Bäder, eine Friseurstube und Verwaltungsbüros. Am 25. März 1936 weihte Heinrich Himmler die Anlage ein.
In 1936 a new barracks complex with an L-shaped layout, a large kitchen with a dining hall seating 1 200 persons, enlisted clubs with messes, as well as bathhouses, barber shops, and administrative offices were built for the SS Death’s Head Units. The complex was officially opened by Heinrich Himmler on March 25 1936.
Headquarters +
Kommandantur
Commandant Headquarters
Das Gebäude der SS-Kommandantur, der Dienstsitz des Lagerkommandanten, stammt aus der Zeit der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik. Östlich, aber außerhalb des Gebäudes gelegen ist eine zweischiffige Kellerhalle, die der SS als Kegelbahn diente.
Freizeiteinrichtungen wie die Kegelbahn, sollten den Gemeinschaftssinn innerhalb der SS fördern. Dazu stellten sie einen Versuch dar, die SS-Wachmannschaften an das Konzentrationslager zu binden und die Weitergabe über die Geschehen im Konzentrationslager zu minimieren.
Stark baufällig kann die Kegelbahn heute nicht mehr betreten werden.
The SS headquarters and camp commandant’s office is a building from the period of the Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory. To the east, but located outside the building, is a two-aisled basement hall that the SS used as a bowling alley.
Recreational facilities like the bowling alley were designed to bolster the sense of community within the SS. They were also an attempt to strengthen the ties of the SS guard squads to the concentration camp and thus prevent news about what was going on in the camp from spreading.
In a state of severe disrepair, entering the bowling alley is no longer permitted.
Kommandanturbereich - Politische Abteilung
Commandant Headquarters – Political Department
Die Politische Abteilung leitete als Außenstelle der Politischen Polizei die Registrierung der Häftlinge, verwaltete die Häftlingsakten. Sie unterstand der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Unter Einsatz von Folter führte sie Vernehmungen durch. Die Politische Abteilung hatte ein Vernehmungszimmer im Jourhaus. Dazu befand sich vor dem Eingang des Jourhauses die Baracke für die Registrierung der Häftlinge. Die Baracke der Politischen Abteilung wurde vermutlich zwischen 1978 und 1984 abgerissen. Ihren kennzeichnen seit 2005 Eisenwinkel, die im Boden eingelassen sind.
The Political Department, a branch office of the Political Police, was responsible for registering the prisoners and administering the prisoner files. It was under the authority of the Secret State Police (the Gestapo). The Department conducted interrogations, using torture. An interrogation room was in the Jourhaus. There was also, in front of the entrance to the Jourhaus, a long barrack running parallel to the Würm, used to register prisoners. The barrack of the Political Department was demolished presumably between 1978 and 1984. The location of the former Political Department is marked since 2005 by angle irons embedded in the ground.
Abteilung “F”, Dr. Fahrenkamp:
Dept. “F”, Dr. Fahrenkamp
Ernährungswissenschaftliches Versuchsgut. Fahrenkamps Aufgabe bestand vor allem in der Entwicklung von Präparaten u.a. zur Förderung des Pflanzenwachstums.
Nutritional science. Fahrenkamp's task consisted primarily in the development of preparations for the promotion of plant growth.
SS-Siedlung & "Theodor-Eicke-Platz"
SS Residential Estate & "Theodor-Eicke-Platz"
Die SS-Siedlung an der „Straße der SS“
The SS Residential Estate on the “Straße der SS”
An der heutigen Straße der KZ-Opfer, in der NS-Zeit „Straße der SS“ befanden sich wie am „Theodor-Eicke-Platz“ Wohnhäuser der SS-Angehörigen und ihrer Familien. Einige Gebäude stammen aus dem Ersten Weltkrieg; zusätzliche Bauten mussten Häftlinge für die SS errichten.
Die Siedlung befand sich in der NS-Zeit außerhalb des Lagergeländes und war öffentlich zugänglich.
Nach der Befreiung wurden die heute noch sichtbaren Häuser von der US-Armee genutzt. Heute sind sie Dienstgebäude der Bayerischen Bereitschaftspolizei und nicht frei zugänglich.
Located on today’s Straße der KZ-Opfer, which was called “Straße der SS” in the Nazi period, were – as on “Theodor-Eicke-Platz” – residential houses for members of the SS and their families. Some of these buildings were built during the First World War; prisoners were forced to build additional housing for the SS.
The estate was outside the camp grounds in the Nazi years and accessible to the general public.
After liberation, the houses still visible today were used by the U.S. Army. They are currently used as service buildings by the Bavarian Riot Police and are out of bounds to the general public.
Die SS-Siedlung am „Theodor-Eicke-Platz“
The SS residential estate on “Theodor-Eicke-Platz”
Die Siedlung am „Theodor-Eicke-Platz“ wurde von KZ-Häftlingen erbaut. Neben Wohnhäusern umfasste sie eine Bäckerei, einen Laden, eine Gastwirtschaft, eine Poststelle und das Gemeinschaftshaus mit Veranstaltungsräumen. Benannt war der Platz nach dem zweiten Lagerkommandanten des KZ Dachau, Theodor Eicke. Er hatte maßgeblich Anteil daran, dass das KZ Dachau zum Modell für die späteren Konzentrationslager wurde.
Die Siedlung lag außerhalb des ummauerten KZ-Bereichs und war öffentlich zugänglich. 1937 richtete die Stadt Dachau eine eigene Buslinie vom Bahnhof zum Konzentrationslager ein.
In den 1980er Jahren wurden die Gebäude abgerissen und mit neuen Wohnhäusern überbaut. Nur im Nordwesten sind noch Reste alter Bordsteine des ursprünglichen Platzes erhalten.
The residential estate on “Theodor-Eicke-Platz” was built by concentration camp prisoners. Besides residential buildings, it included a bakery, a general store, an inn, a post office, and a community center with rooms for holding events. The square was named after the second camp commandant of Dachau, Theodor Eicke. He was instrumental in turning the Dachau concentration camp into the model for later concentration camps.
The estate was located outside the SS area and was accessible to the general public. In 1937 the City of Dachau authority introduced a bus line connecting the rail station to the concentration camp.
In the 1980s the buildings were demolished and replaced by new residential buildings. The only remains are those of the old curbs of the original square in the northwest corner.
„Theodor-Eicke-Platz“
„Theodor-Eicke-Platz“
Der „Theodor-Eicke-Platz“ war benannt nach dem zweiten Kommandanten des KZ Dachau. Alte Aufnahmen lassen einen weitläufigen, begrünten Platz erkennen. Der Platz wurde zivil von den anwohnenden SS-Angehörigen und ihren Familien genutzt. Heute ist der Platz überbaut. Er befand sich unweit des heutigen Besucherzentrums der KZ Gedenkstätte Dachau, ungefähr an der Straßenkreuzung Pater-Roth-Straße und Pfarrer-Lechner-Weg.
The “Theodor-Eicke-Platz” was named after the second commandant of the Dachau concentration camp. Old photographs show a spacious, greened square. The square was used by members of the SS and their families who lived nearby. Today the square is built over. It was located not far from the Visitor Center in the Dachau Memorial Site, roughly at the intersection between Pater-Roth-Straße and Pfarrer-Lechner-Weg.
SS-Bereich: Lagerbäckerei
SS-Area: Camp Bakery
Die Lagerbäckerei befand sich in einem Gebäude, das schon 1916 errichtet und als Fabrikationshalle genutzt wurde. Eine Besonderheit waren zwei gegenüberliegende Tore, die eine Durchfahrt durch die Halle ermöglichten. Ab 1934 wurde die Halle als Lagerbäckerei genutzt, die auch die SS-Einheiten versorgte. 1938 wurde die Bäckerei ein direkter Bestandteil des Lagers. Ab dem 13. Oktober 1941 gehörte der Betrieb zur Deutschen Lebensmittel GmbH und versorgte den gesamten SS-Stützpunkt und das Häftlingslager. Die Backleistung erreichte einen immer größeren Umfang: Im September 1941 betrug die monatliche Backleistung 143.000 Brote. Im Herbst 1944 wurden täglich 20.000 Brote produziert.
The camp bakery was located in a building from 1916 that was used as a manufacturing hall. One special feature were the two gates at the opposite ends of the hall which allowed vehicles to drive in and out. The hall was turned into the camp bakery in 1934. It also supplied the SS units. In 1938 the bakery was integrated fully into the camp. As of October 13 1941 it was owned by the Deutsche Lebensmittel GmbH and supplied the entire SS base and the prisoner camp. Production increased continuously: in September 1941 the monthly output was 143,000 loaves; in the fall of 1944 20,000 loaves were produced daily.
SS-Hauptwache
SS Main Guardhouse
Die SS-Hauptwache bildete seit 1935 den äußeren Zugang zum KZ Dachau und zum SS-Kommandanturbereich. Dieser war seit 1936 durch eine Mauer vom SS-Übungslager getrennt. Das Torgebäude ist heute nicht mehr erhalten. Bei den Bauarbeiten für das Besucherzentrum konnten im Jahr 2008 Fundamente und der historische Straßenbelag der ehemaligen Tordurchfahrt freigelegt werden.
From 1935 the SS main guardhouse was the entrance to the Dachau concentration camp and the SS commandant headquarters. The latter area was separated from the SS training camp by a wall in 1936. The gate building is not preserved today. During construction work on the Visitors' Center in 2008, the foundations and the original road surface of the former gate thoroughfare were uncovered.
Kommandantur-Arrest
Detention Facility
Kommandantur-Arrest (1937-1941)
Detention Facility in the Commandant Headquarters(1937-1941)
Der heute noch erhaltene Kommandantur-Arrest, von den Häftlingen Bunker genannt, wurde im Oktober 1937 errichtet. Die vorherigen Gefängnisbauten existieren nicht mehr. Durch die Lage des Baus entstand zwischen ihm und dem Wirtschaftsgebäude ein Hof. Im Westen schirmte eine Mauer den Hof vom Häftlingslager ab, eine weitere Mauer zwischen Zellenbau und Wirtschaftsgebäude trennte einen kleineren Platz ab. Hier ließ die SS eine Erschießungswand mit Kugelfang und Hinrichtungspfahl errichten und bis 1941 Lagerstrafen vollstrecken. Der Arrestbau bestand aus mehr als 130 Einzelzellen, welche in Dunkelzellen umgewandelt werden konnten. Im mittleren Gebäudeteil befanden sich zudem mehrere Funktionsräume wie eine Wachstube und ein Vernehmungszimmer. Der Bunker war der zentrale Ort des Terrors. Häftlinge wurden dort wochen- und monatelang eingesperrt und gefoltert. Sie erhielten lediglich Wasser und Brot und nur an jedem vierten Tag das gleiche Essen, wie die übrigen Häftlinge.
Still preserved, the detention facility located in the commandant headquarters, called the bunker by the prisoners, was built in October 1937. Previous prison buildings no longer exist. Due to its position, a courtyard was formed between it and the maintenance building. To the west, a wall screened this courtyard off from the prisoner camp, while another wall between the cells and the maintenance building partitioned off a smaller area. Here the SS installed an execution wall with a bullet catcher and stake; up until 1941 punishments were carried out here. The detention building held more than 130 single cells; these could be converted into dark cells. Various functional rooms were located in the middle of the building, for instance a guardroom and an interrogation room. The bunker was the main place of terror. Prisoners were confined and tortured there for weeks and months on end. Given merely bread and water, they received the same food as the other prisoners only every fourth day.
Erweiterungen des Kommandantur-Arrests (1941-1945)
Extensions to the Commandant Headquarters Detention Facility (1941-1945)
1941 wurde der Kommandantur-Arrest um einen querstehenden Anbau erweitert. Dieser Neubau diente als SS- und Polizeigefängnis, in dem bis zu 400 Personen inhaftiert werden konnten. Im Unterschied zu dem bereits bestehenden Häftlingsbunker gab es im angebauten Quergebäude keine Zellen sondern Hafträume, die mit der Ausstattung einer Häftlingsbaracke vergleichbar waren. Die dort Inhaftierten wurden strikt von den KZ-Häftlingen getrennt, eine Gittertür grenzte die beiden Bunkerbereiche voneinander ab. Sie hatten gegen Grundsätze der SS und Polizei verstoßen, teilweise wurden auch Todesurteile gegen SS- und Polizeimitglieder im Bunkerhof von Dachau vollstreckt.
Im Januar 1944 richtete die SS als weitere Foltermethode in mindestens zwei Gefangenenräumen des westlichen Bunkerflügels sogenannte Stehzellen ein. In den ca. 80 mal 80 cm kleinen Unterteilungen hatten die KZ-Häftlinge, die teilweise über Tage darin eingesperrt waren, weder Platz für Bewegungen noch zum Sitzen.
In 1941 the detention facility in the commandant headquarters was extended by an annex. The new building was used as an SS and police prison in which up to 400 persons could be held. In contrast to the already existing prisoner bunker, the rear annex had no cells but prisoner rooms, similarly fitted to a prisoner barrack. The prisoners detained there were kept strictly apart from the concentration camp prisoners, a grille gate separating the two bunker areas. The prisoners kept here had violated the principles of the SS and police; some death sentences passed against members of the SS and police were carried out in the bunker courtyard at Dachau.
In January 1944, the SS had standing cells built in at least two prisoner rooms of the western bunker wing. Used to inflict torture, these cells measured a mere 80 x 80 cm; concentration camp prisoners were locked in for days at a time, unable to either move or sit.
„Prominente Sonderhäftlinge“
High-Profile “Special Prisoners”
Neben den zu Arreststrafen Verurteilten, wurden im Kommandantur-Arrest ab dem 11. Juni 1941 auch prominente Sonderhäftlinge inhaftiert, die als Geiseln des Regimes festgehalten wurden. Unter ihnen befanden sich die katholischen Geistlichen Johannes Neuhäusler und Michael Höck und der evangelische Priester und Wortführer der Bekennenden Kirche, Martin Niemöller. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs kamen prominente Militärs, Diplomaten und Angehörige des Widerstands in den besetzten Gebieten hinzu. Zu den bekanntesten Sonderhäftlingen gehörte Georg Elser, der Anfang 1945, nach fünfjähriger Haft in Sachsenhausen, nach Dachau verlegt und am 9. April 1945 im Krematoriumsbereich ermordet wurde.
Besides those prisoners put in special detention, beginning on June 11 1941 high-profile special prisoners were also kept as hostages of the regime in the commandant headquarters detention building. They included the Catholic priests Johannes Neuhäusler and Michael Höck as well as the pastor and prominent voice of the Confessing Church, Martin Niemöller. Over the course of the Second World War an array of high-profile military officers, diplomats, and members of the resistance in occupied countries were all imprisoned here. One of the best-known special prisoners was Georg Elser, who in early 1945, after five years imprisonment in Sachsenhausen, was transferred to Dachau and murdered in the crematorium area on April 9 1945.
Prisoner Sickbay & Arrivals Block +
Krankenrevier & Zugangsblock
Prisoner Sickbay & Arrivals Block
Krankenrevier
Prisoner Sickbay
Das Krankenrevier bestand 1937/38 aus den Baracken A und B mit Verwaltung, Operationssälen, Ambulanzen und der Totenkammer, in der SS-Ärzte Leichensektionen durchführten. Die moderne und gute technische Ausstattung des Reviers diente gegenüber Besuchern des Lagers zur Tarnung. Die ansteigende Zahl der Häftlinge führte schon Anfang 1940 zur Erweiterung des Krankenreviers um Block 1, wo eine zweite Chirurgie und die Innere Abteilung eingerichtet wurden. Im September 1940 kamen Block 3 mit einer weiteren Inneren Abteilung zum Revier, bald darauf Block 5 für Tuberkulosekranke und Block 7 für Kranke mit Infektionskrankheiten. Auf den Luftbildern sind die Erweiterungen an den hinzu gebauten Übergängen zwischen den Baracken zu erkennen. Aufgrund von Epidemien, des Mangels an Medikamenten und Verbandsmaterial dehnte sich der Krankenbereich bis Ende 1944 bis Block 21 aus. Das gesamte Krankenrevier wurde in den 1960er Jahren abgerissen.
In 1937/38 the prisoner sickbay was located in barracks A and B. It included an administrative office, operating rooms, casualty rooms, and the death chamber, where SS doctors carried out postmortem dissections. The modern and well-equipped facility served merely to hide what was really going on from camp visitors. Already in early 1940 the rising number of prisoners meant that the sickbay had to be extended to include block 1, where a second surgery and an internist section were set up. In September 1940 block 3 with a further internist section was then included in the sickbay, followed by block 5 for tuberculosis sufferers, and block 7 for infectious diseases. The extensions made can be seen on the aerial shots – they are the built sections between and joining the barracks. Due to epidemics, shortages of medicine and dressing materials, the sickbay area extended to block 21 by the end of 1944. All the buildings in the sickbay area were demolished in the 1960s.
Zugangsblock ab 1941
Arrivals Block from 1941 onwards
Der Zugangs- oder Quarantäneblock in der Baracke Nr. 9 wurde 1941 eingerichtet. Er diente dazu, neue Häftlinge für vier bis sechs Wochen zu isolieren, bevor sie auf die Wohnbaracken verteilt wurden. Der Zugangsblock war zusätzlich umzäunt, um den Kontakt mit anderen Häftlingen zu unterbinden. In der Zeit der „Quarantäne“ wurden die neuen Häftlinge auf das Lagerleben „vorbereitet“. Sie lernten die Befehle und auch die Lagersprache. Die Lebensbedingungen im Zugangsblock waren nach Aussagen vieler Überlebender sehr hart, denn hier mussten sich die Häftlinge an das Leben im Lager anpassen. Durch die Ausweitung des Krankenreviers wurde der Zugangsblock erst nach Baracke 15 verlegt, dann zusätzlich auf Baracke 17 ausgeweitet. 1945 bestanden vier Zugangsblöcke im Häftlingslager.
The arrivals or quarantine block in barrack no. 9 was set up in 1941. It served to isolate new prisoners for four to six weeks before they were assigned to the accommodation barracks. The arrivals block was additionally enclosed with a fence to prevent contact with other prisoners. In the “quarantine” period the new prisoners were “prepared” for camp life. They learnt the commands and the language of the camp. Many survivors reported that the living conditions in the block were extremely hard because they were forced to adjust to life in the camp. With the extension of the sickbay, the arrivals block was first moved to barrack 15, then extended to include barrack 17. In 1945 there were four arrivals blocks in the prisoner camp.
Augenzeugenbericht von Heinrich Stöhr zu den zu den medizinischen Versuchen
Eyewitness account by Heinrich Stöhr of the medical experiments
In verschiedenen Blöcken führten SS-Ärzte, teilweise auch Funktionshäftlinge im Auftrag der SS, ab 1942 grausame medizinische Experimente an Häftlingen durch. Dazu zählten Malaria-, Phlegmone, Unterdruck- und Unterkühlungsversuche. Für viele Häftlinge, die nicht schnell geheilt werden konnten, war das Revier ein Ort des Sterbens.
Der frühere Revierpfleger Heinrich Stöhr sagte während der Dachauer Prozesse aus:
„Kapo Heiden befahl den Gefangenen, sich auf den Untersuchungstisch zu legen und gab ihnen eine leichte Dosis Betäubungsmittel. Wenn der Gefangene nach Heidens Meinung simuliert, schlugen sie ihn mit nassen Handtüchern. Dann wickelten sie den Patienten in wollene Decken ein und stellten drei bis vier Stunden unter eine kalte Dusche. Die Wolldecken saugten sich voll und der Patient starb an hohem Fieber und Unterkühlung.“
From 1942, SS doctors, and at times prisoner functionaries under SS orders, carried out cruel medical experiments on prisoners in several blocks. These included malaria, phlegmon, high-altitude, and hypothermia experiments. For many prisoners who were not able to recover quickly, the sickbay became a place of death.
The former sickbay orderly Heinrich Stöhr gave the following evidence at the Dachau Trials:
“Kapo Heiden ordered the prisoners to lie on the examination table and gave them a light dose of anesthetics. If Heiden thought that the prisoner was faking, they beat him with wet towels. Then they wrapped up the patient tightly in woolen blankets and placed him under a cold shower for three to four hours. The woolen blankets became saturated and the patient died of high fever and hypothermia.”
Accommodation
Barracks +
Unterkunftsbaracken 1937/38-1945
Accommodation Barracks 1937/38-1945
In den Jahren 1937/38 errichteten die Häftlinge 34 Baracken. Sie hatten eine einheitliche Größe von ca. 100 Metern Länge, 10 Metern Breite und 4 Metern Höhe. Die Baracken wurden aus Weichfaser- und Eternitplatten gebaut. Bis 1941 wurden sie mit grüner Ölfarbe angestrichen. Die ersten beiden Baracken westlich der Lagerstraße wurden im Laufe der Jahre für verschiedene Zwecke genutzt. So befanden sich dort u. a. die Kantine und die Bücherei. Dahinter lagen die Unterkünfte der Häftlinge, die die Häftlinge als „Block“ bezeichneten. Jede Baracke gliederte sich in vier so genannte Stuben, die aus Aufenthaltsraum und Schlafsaal bestanden. Die Unterkünfte waren für 200 Gefangene eingerichtet, gegen Kriegsende mit bis zu 2.000 Häftlingen jedoch völlig überfüllt. Östlich der Lagerstraße befand sich in den Baracken mit der Bezeichnung „A“ und „B“ das Krankenrevier. Bis 1945 wurde das Krankenrevier um die Baracken 1-7 und 13-21 erweitert. Dahinter lagen die Strafblöcke und die Quarantänebaracken.
In the years 1937/38 the prisoners built 34 barracks. They were a uniform size: 100 meters in length, 10 meters wide, and 4 meters high. The barracks were made of soft fiber and eternit panels. They were painted green, using an oil-based paint. The first two barracks to the west of the camp road were used for different purposes over the years, for example the canteen and the library were located there. Set behind them were the barracks accommodating the prisoners, who called them “blocks”. Each barrack was divided into four large rooms, which contained both day and sleeping quarters. Built for 200 prisoners, towards the end of the war the barracks were fully overcrowded, with up to 2 000 prisoners crammed in. On the eastern side of the camp road was the prisoner sickbay in the barracks “A” and “B”. Up until 1945 the sickbay was extended to include the barracks 1-7 and 13-21. Further behind them were the punishment blocks and the quarantine barracks.
Augenzeugenberichte von Sales Heß & Hugo Burkhard
Eyewitness accounts by Sales Heß & Hugo Burkhard
Augenzeugenbericht von Sales Heß
Eyewitness account by Sales Heß
Sales Heß (1899-1989), katholischer Priester und ab September 1941 Gefangener des KZ Dachau beschreibt die peniblen Ordnungs- und Sauberkeitsprinzipien der SS, deren Nichtbefolgung mit strengen Strafen geahndet wurden:
„Im Schrank durfte nicht der leiseste Hauch eines Fleckens zu finden sein. Da das Aluminiumgeschirr leicht schwarze Spuren auf dem Holz hinterlässt, musste es alle paar Tage das Holz mit Glaspapier abgerieben werden. […] Becher, Teller, Schüsseln durften nur auf Hochglanz poliert im Spinde stehen“.
Sales P. Heß, KZ Dachau. Eine Welt ohne Gott. Erinnerungen an 4 Jahre Konzentrationslager Dachau. 3. Aufl., Münsterschwarzach 1985, S. 75.
Sales Heß (1899-1989), Catholic priest and imprisoned in the Dachau concentration camp from September 1941, describes the fastidious principles of order and cleanliness imposed by the SS. Not observing them resulted in severe punishment:
“Not the tiniest speck of dust was allowed to be found in the locker. Because the aluminum utensils left behind black marks on the white wood, sandpaper had to be used every few days to rub the surface clean […] Cups, plates, and bowls were only permitted to stand in the locker when brightly polished.”
Sales P. Heß, KZ Dachau. Eine Welt ohne Gott. Erinnerungen an 4 Jahre Konzentrationslager Dachau. 3. ed., Münsterschwarzach 1985, p. 75.
Augenzeugenbericht von Hugo Burkhard
Eyewitness account by Hugo Burkhard
Der Neubau der Baracken musste von den Häftlingen selbst durchgeführt werden. Dabei waren sie dem Terror der sie zur Arbeit antreibenden SS-Wachmannschaft ausgesetzt. Der ehemalige Häftling Hugo Burkhard erinnert sich an den Arbeitsablauf:
„Wir hatten die Aufgabe, die Grundpfeiler für die neu zu erbauenden Baracken mittels eines schweren, eisernen Gewichts, das an einem Seil befestig war – dem sogenannten Rammbock – in den Boden zu rammen. Der Häftling zog das Seil mit dem schweren Gewicht in die Höhe und ließ es auf den Pfahl niedersausen.“
(Hugo Burkhard, Tanz mal Jude! Meine Erlebnisse in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald, Getto Shanghai, 1933-1948, R. Reichenbach Vlg., 1967, S. 101.)
The prisoners had to build the new barracks themselves. While driven on to work at an unrelenting pace, they were also exposed to the terror of the SS guard details. The former prisoner Hugo Burkhard recalls one instance of how work was done:
“We had to ram the foundations pillars for the new barracks into the ground using a heavy, iron weight that was attached to a rope – a device known as the battering ram. The prisoner pulled the rope with the heavy weight upwards and then let it drop down onto the pillar.”
(Hugo Burkhard, Tanz mal Jude! Meine Erlebnisse in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald, Getto Shanghai, 1933-1948, R. Reichenbach pub.comp., 1967, p. 101.)
Häftlingslager-Sicherungsanlage (1937/38 bis 1945)
Prisoner Camp Security Facility (1937/38 to 1945)
Das Häftlingslager war von einer Umzäunung umgeben, die jede Flucht unmöglich machen sollte. Von insgesamt sieben Wachtürmen überwachten SS-Männer mit Maschinengewehren rund um die Uhr das Lagergelände. Die Befestigung des Häftlingslagers bestand aus fünf Hindernissen: Mit Ausnahme zur Westseite, also zum SS-Bereich hin, war das Areal von einer Außenmauer umgeben, über der vier Reihen Stacheldraht gespannt waren. Es folgten der Postengang, der elektrisch geladene Lagerzaun, der Graben und die Sperrzone, auch Todesstreifen genannt. Sobald ein Häftling dieses acht Meter breite Rasenband betrat, wurde auf ihn ohne Vorwarnung geschossen. Zur Straße hin lag der Patrouillestreifen, auf dem SS-Hundeführer Wache liefen. Die Lagerumzäunung wurde 1965 teilrekonstruiert. Die teilweise Rekonstruktion der heute vorhandenen Wachtürme erfolgte in den späten 1960er Jahren.
The prisoner camp was enclosed by a boundary fence designed to make escape impossible. Positioned in seven towers, SS men armed with machineguns kept watch around the clock. The on-ground fortification around the prisoner camp was made up of five obstacles. With the exception of the western side, i.e. facing the SS area, the grounds were surrounded by an outer wall spanned with four rows of barbed wire. Then came the guard walkway, the electrically-charged camp fence, the ditch, and the restricted zone, also known as the death strip. Guards opened fire without warning as soon as a prisoner entered this eight meter-wide strip of grass. In the direction of the camp road was the patrol strip where SS dog leaders kept watch. The camp fence was partly reconstructed in 1965. The part reconstruction of the guard towers existing today was undertaken in the 1960s.
Häftlingslager-Funktionsgebäude
Functional Buildings
Im Zuge der Eingliederung des KZ-Systems in das Wirtschaftssystem der SS und der damit einhergehenden Ausweitung der Zwangsarbeit der Häftlinge entstand 1940 im Bereich hinter den Wohnbaracken ein abgezäunter Bereich mit Produktionsstätten und Funktionsgebäuden. Dazu zählten zunächst eine Lagergärtnerei und ein Stallgebäude für die Zucht von Angorakaninchen. 1941 entstand ein Desinfektionsgebäude für die Kleidung der Gefangenen. Im Frühjahr 1944 richtete die SS die sogenannte Sonderbaracke ein. Dies war das Lagerbordell, in dem weibliche Häftlinge aus dem KZ Ravensbrück zur Prostitution gezwungen wurden. Der Abriss der Gebäude erfolgte während der Umgestaltung des Geländes zur Gedenkstätte im Jahr 1964. Heute befinden sich dort verschiedene religiöse Gedenkorte.
As part of the integration of the concentration camp system into the economic operations of the SS, which entailed increasing the burden of forced labor on the prisoners, a fenced-off area with production workshops and functional buildings was set up in 1940 behind the accommodation barracks. These included at first a camp market garden and sheds for breeding Angora rabbits. In 1941 a facility was built for disinfecting the clothes of the prisoners. In the spring of 1944 the SS set up the so-called special barrack. This was the camp bordello, where female prisoners from the Ravensbrück concentration camp were forced into prostitution. These buildings were demolished during the remodeling of the grounds into a memorial site in 1964. Today different religious memorials are located there.
Das erste Krematorium (1940)
The First Crematorium (1940)
Dieses Krematorium wurde im Sommer 1940 erbaut, nachdem mit dem Eintreffen der ausländischen Häftlinge die Sterblichkeit stark angestiegen war. Das Gebäude lag etwas abseits zwischen Bäumen auf dem SS-Gelände. Der Zugang zum Kreamtoriumsbereich zweigte vor dem Jourhaus ab; die heutige Brücke zum ehemaligen Häftlingslager wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen.
Das erste Krematorium war mit einem sogenannten Doppelmuffelofen ausgestattet. Ein spezielles Häftlingskommando, das „Arbeitskommando Krematorium“ durfte das Gelände betreten, um die Einäscherungen vorzunehmen. Das Kommando hatte keinerlei Kontakt zu den übrigen Häftlingen. Bereits 1941 reichte die Kapazität des Krematoriums nicht mehr aus. Es war noch bis etwa April 1943 in Betrieb. In diesem Zeitraum wurden hier rund 11.000 Leichen eingeäschert.
This crematorium was built in summer 1940 after the death rate increased dramatically with the arrival of foreign prisoners. The building was somewhat isolated, located between trees on the SS grounds. Access to the crematorium area forked off in front of the Jourhaus; the bridge that today leads to the former prisoner camp was first built after the Second World War. The first crematorium was fitted with a so-called double muffle oven. A special prisoner detail, the “crematorium work detail”, was permitted to enter the area. The members of the detail had no contact to the other prisoners. The capacity of the crematorium was already insufficient by 1941. It remained in operation until around April 1943. Up until then, around 11,000 bodies were cremated here.
Das ehemalige große Krematorium, die „Baracke X“ nach 1945
The Former Large Crematorium, “Barrack X” after 1945
Das Gebäude wurde vom Mai 1942 bis April 1943 als Tötungseinrichtung und zur Einäscherung von Leichen errichtet. In den Baudokumenten wurde es zunächst als „Gebäude X“, später als „Baracke X“ bezeichnet. In der Mitte des Baus befand sich das „Brausebad“. Diese als Dusche getarnte Gaskammer wurde Überlebenden zufolge von der SS zur Ermordung einzelner Häftlinge und kleinerer Gruppen durch Giftgas genutzt. In der „Baracke X“ befanden sich zudem die Kleiderdesinfektionskammern, der Eingangs- , Warte- und Auskleideraum, zwei Totenkammern und der Verbrennungsraum mit vier Verbrennungsöfen. Dahinter lagen die Räume für den SS-Kommandoführer, die Garage und Unterkünfte für ein Häftlingskommando. Im Februar 1945, eventuell auch schon im Oktober 1944, wurde das Krematorium wegen Kohlemangels außer Betrieb gesetzt. Häftlinge wurden gezwungen, die Leichen auf dem Leitenberg in Dachau-Etzenhausen zu begraben. Mit dem Näherrücken der alliierten Truppen wurden die Leichen im Krematoriumsbereich und in der Nähe des Krankenreviers gesammelt.
Constructed between May 1942 and April 1943, the building served as a killing facility and for incinerating the corpses. On the architectural plans it was first called “Building X”, then later “Barrack X”. Located in the middle of the building was the “shower” room. According to survivors, the gas chamber, disguised as a shower facility, was used by the SS to murder individual prisoners and smaller groups with poison gas. Also located in “Barrack X” were the clothing disinfection chamber, the entrance, waiting, and undressing room, two death chambers, and the crematorium room with four ovens. Behind this section of the building lay the rooms for the SS detail leader, the garage, and sleeping quarters for a prisoner detail. In February 1945, or possibly even earlier in October 1944, the crematorium ceased operations because of a coal shortage. Prisoners were forced to bury the bodies on the Leitenberg in Dachau-Etzenhausen. As Allied troops approached, the corpses were piled in the crematorium area and close to the sickbay.
SS-Bereich - Entomologisches Institut
SS Area – Entomological Institute
Auf Anordnung von Heinrich Himmler wurde 1942 das Entomologische Institut im KZ Dachau zur Erforschung und biochemische Bekämpfung der für Menschen schädlichen Ungezieferinsekten gegründet. Die Leitung des Instituts übernahm der parteilose Zoologe Dr. Eduard May im Februar 1942. Für das Institut waren zwei Holzbaracken vorgesehen, die auf einem Grundstück in der Nähe der Würmmühle im Herbst 1943 bezugsfertig wurden. Knapp 20 Mitarbeiter nahmen 1944 ihre Arbeit zur Erforschung der Schädlingsbekämpfung auf. Das als Wohnbaracke genutzte Gebäude wurde bereits 1945 abgerissen. Die Forschungsbaracke diente bis 1965 zur Unterbringung von Flüchtlingen und Überlebenden des KZ Dachau. Heute steht auf dem Gelände ein Wohnhaus.
Following orders issued by Heinrich Himmler, the Entomological Institute was founded in the Dachau concentration camp in 1942 to research insect pests harmful to humans and find biochemical methods to combat them. Dr. Eduard May, a zoologist without any party affiliations, was named director in February 1942. Two wooden barracks were set aside on a property near the Würm mill and the Institute was able to move in during the fall of 1943. Some 20 staff began researching pest control methods in 1944. The building used as a housing barrack was torn down as early as 1945, while the research barrack served to accommodate survivors of the Dachau concentration camp und refugees until 1965. Today a residential house is on the grounds.
"Deer Park" +
SS-Bereich: "Wildpark"
SS-Area: "Deer Park
Der „Wildpark“ der SS befand sich im Norden der Häftlingsbaracken, außerhalb der Umzäunung des Häftlingslagers. 1937/38 mussten Häftlinge dieses weitläufige Gelände, das sie selbst auch Fuchsbau nannten, in ein Freigehe mit einem Schwanenweiher, Fischteichen und Wegen umgestalten. Es wurden ein Blockhaus, mehrere Schuppen, Lager- und Gerätehäuser sowie Geflügelställe errichtet. Der „Wildpark“ war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein persönliches Bauprojekt des damaligen KZ-Kommandanten Hans Loritz, das nicht von der "Inspektion der Konzentrationslager" genehmigt worden war. Heute ist der „Wildpark“ nicht mehr erhalten. Seit 1964 befinden sich auf seinem Gelände ein Teil des Golfplatzes und das Karmel Heilig Blut. Nur der dicht bewaldete Klostergarten zeugt von der ursprünglichen Geschichte des Ortes.
The SS “deer park” was located to the north of the prisoner barracks, outside the perimeter fence of the prisoner camp. In 1937/38 the prisoners had to redevelop these spacious grounds, which they called the fox den, into an outdoor enclosure with swan and fish ponds as well as paths. A log cabin, several sheds for various purposes, and poultry coops were also built. The “deer park” was most likely a personal building project of the camp commandant of the time, Hans Loritz, and was not approved by the Inspectorate for Concentration Camps. The “deer park” no longer exists today. Since 1964 a section of the golf course and the Carmelite convent are located on the grounds. Only the densely wooded convent garden testifies to the original history of the site.
Augenzeugenbericht von Alfred Hübsch
Eyewitness account by Alfred Hübsch
Die Errichtung des „Wildparks“ war mit schwerster körperlicher Arbeit verbunden, die meist jene Häftlinge verrichten mussten, die in der Lagerhierarchie weit unten standen. Alfred Hübsch schildert die Zustände, die im Februar 1938 herrschten:
„Zu allem Unglück für uns Karrenfahrer setzte gerade jetzt Tauwetter ein, [das] das ganz große Gelände in einem einzigen Breimatsch verwandelte. […] Diese Erdbewegungen, dieses ‚Fahren‘ machte uns derart fertig, daß wir nur noch in dumpfer Verzweiflung dahin trotteten und auf die Anfeuerung der Posten und der Capos überhaupt nicht mehr achteten. […] Zu allem Hohn dann unter Zwang noch singen […].“
Alfred Hübsch, Insel des Standrechts, unveröff. Manuskript (1961), Nr. 9438, Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, S. 65.
The development of the “deer park” involved extremely strenuous work, and it was detailed to those prisoners who were on the lowest rungs of the camp hierarchy. Alfred Hübsch describes the conditions in which the prisoners were forced to work in February 1938:
“To the grave misfortune of us who had to push the wheelbarrows a thaw in the weather set in, turning the whole grounds into one single expanse of mud. […] Moving the earth around, this ‘driving’ of the cart was so exhausting that we could only keep trudging along in a dull despair and pay no more attention to the guards and kapos spurring us on. […] To add insult to injury, we were then forced to sing […].”
Alfred Hübsch, Insel des Standrechts, unpublished manuscript(1961), No. 9438, Archive of the Concentration Camp Dachau memorial site, p. 65.
Desinfektionsbaracke
Disinfection Barrack
Die Bebauung des Geländes nördlich der Häftlingsbaracken wurde 1941 durch ein Gebäude zur Desinfektion der Kleidung der Gefangenen erweitert. Genauere Angaben zu diesem Gebäude sind nicht überliefert. Während der Zeit des Flüchtlingswohnlagers Dachau Ost wurde die ehemalige Desinfektionsbaracke zu einem Restaurant umgenutzt. 1963 erfolgte der Abriss des Gebäudes.
A facility for disinfecting prisoner clothing was added to the buildings on the grounds to the north of the prisoner barracks in 1941. Precise details on this building have not survived. During the years of the residential estate for refugees, known as Dachau East, the former disinfection barrack was converted into a restaurant. The building was demolished in 1963.
Camp Bordello +
Lagerbordell
Camp Bordello
Das Lagerbordell existierte zwischen Mai 1944 und dem Jahreswechsel 1944/45 und sollte die Produktivität der Häftlinge für die Arbeit in der Kriegswirtschaft steigern. Bis zu 14 Frauen aus dem Konzentrationslager Ravensbrück wurden hier von der SS zur Prostitution gezwungen.
Der Bordellbesuch der männlichen KZ-Häftlinge wurde durch die Einführung von Vergünstigungen per Dienstvorschrift geregelt. Einen Antrag für einen Besuch im Bordell durften nur „arische“ Häftlinge stellen. Die Bordellbesucher wurden meist mit Pfiffen und spöttischen Zurufen bedacht. Anhand einer Bordellabrechnung vom 24. Oktober 1944 lässt sich rekonstruieren, dass an diesem Tag 76 Häftlinge das Bordell besucht haben und jede der Frauen Kontakt zu acht bis zehn Männern hatte.
The camp bordello existed between May 1945 and the turn of the year 1944/45. It was supposed to raise the productivity of the prisoners in the war economy. Up to 14 women from the Ravensbrück concentration camp were forced by the SS into prostitution here. For the male concentration camp prisoners, visiting the bordello was regulated by the introduction of privileges per a SS reward system. Only “Aryan” prisoners were permitted to apply for a bordello visit. Those visiting the bordello were accompanied by whistles and mocking shouts. A bordello account statement from October 24 1944 shows that 76 prisoners visited the bordello on this day and each of the women had contact with eight to ten men.
Augenzeugenbericht von Edgar Kupfer-Koberwitz
Eyewitness Account Edgar by Kupfer-Koberwitz
Der Häftling Edgar Kupfer-Koberwitz notierte in seinen Tagebüchern über den Bau des Lagerbordells: „12. Juli 1943 […] Es wird im Lager eine Baracke gebaut, man sagt, ein Bordell. Die Frauen, die man hineintun will, sollen auch Häftlinge sein, denen man für diesen Dienst anscheinend die Freiheit versprochen hat.“
The prisoner Edgar Kupfer-Koberwitz made the following entry in his diary on the building of the camp bordello: “July 12, 1943 […] A barrack is being built in the camp, it’s said that it’s a brothel. The women who are to work there are also supposed to be prisoners, and they’ve apparently been promised freedom for their services.”
Angorakaninchenzucht
Breeding of Angora Rabbits
1940 wurde in Konzentrationslagern mit der Zucht von Angorakaninchen begonnen. Besonders bei der Luftwaffe bestand zur Wärmeisolierung der Fliegerjacken eine große Nachfrage nach Angorawolle. Eine der größten Zuchtanlagen befand sich im KZ Dachau im nordöstlichen Bereich des Häftlingslagers. Bis 1945 wurden in den Ställen über 4.500 Tiere gehalten.
Während der Umbaumaßnahmen zur Gedenkstätte wurden die Stallanlagen abgerissen. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Areal der Zuchtanlage die jüdische Gedenkstätte.
In 1940 the breeding of Angora rabbits was begun with in the concentration camps. The German Air Force was particularly interested in Angora wool for the thermal isolation of flight jackets. One of the largest breeding facilities was in the Dachau concentration camp, located in the northeastern area of the prisoner camp. Up until 1945 over 4 500 animals were kept in the stalls.
The stalls were torn down during the reconstruction work to turn the grounds into a memorial site. The Jewish memorial is located today on the area once covered by the breeding facility.
Jourhaus
Jourhaus
Das 1936 errichtete Jourhaus war der Ein- und Ausgang des Häftlingslagers und das Dienstgebäude der Lager-SS. Das Gebäude mit dem schmiedeeisernen Tor und der Inschrift „Arbeit macht frei“ war aus Sicht der Häftlinge die passierbare Grenze zwischen dem „Innen“ und „Außen“. Es verband das Häftlingslager mit dem SS-Lager.
Im oberen Stockwerk des Hauses befanden sich der Büroraum des Schutzhaftlagerführers, der das Häftlingslager leitete, sowie Räume der Politischen Abteilung, die für Vernehmungen und Strafen zuständig waren. Im Erdgeschoss waren die Diensträume der Rapportführer, die den Appell und Häftlingsstand überwachten, der Blockführer, in deren Verantwortung die einzelnen Wohnbaracken fielen und der für die Bewachung zuständige Postenführer untergebracht.
Built in 1936, the Jourhaus/Gatehouse was the entrance and exit to the prisoner camp and the service building for the camp SS. With its wrought-iron gate and the inscription “Arbeit macht frei”, in the eyes of the prisoners it marked the boundary between “inside” and “outside”. The building connected the prisoner camp with the SS camp.
Located on the upper floor were the office of the protective custody camp leader, who was responsible for running the prisoner camp, and rooms used by the Political Department, responsible for interrogations and imposing punishments. On the ground floor were the offices of the report leader, who was in charge of roll call and monitoring prisoner numbers, the block leader, responsible for the prisoner barracks, and the guard squad leader.
Wirtschaftsgebäude
Maintenance Building
Anfang 1937 begannen die Bauarbeiten im Zuge der Erweiterung des KZ Dachau. Während dieser Bauphase entstand das Wirtschaftsgebäude, in dem der Schubraum lag, wo sich die neu angekommenen Häftlinge in einer demütigen Einlieferungsprozedur erfassen lassen mussten und aller persönlichen Gegenstände beraubt wurden. Im Wirtschaftsgebäude befanden sich zudem die Lagerküche, das Häftlingsbad, die Lagerwäscherei, Lagerräume und Werkstätten. Auf dem Dach des Gebäudes prangte ab März 1939 in weißer Schrift der zynische Spruch: „Es gibt einen Weg zur Freiheit. Seine Meilensteine heißen Gehorsam, Ehrlichkeit, Sauberkeit, Nüchternheit, Fleiß, Ordnung, Opfersinn, Wahrhaftigkeit, Liebe zum Vaterlande“. Es handelte sich um ein Zitat aus einer Rundfunkrede Heinrich Himmlers. Anfang Oktober 1943 wurde das Wirtschaftsgebäude von einer Leuchtbombe getroffen, so dass der Dachstuhl über dem Häftlingsbad ausbrannte. Nach der Reparatur, wurde die Aufschrift auf diesen Teil des Daches nicht wieder aufgemalt.
Building work to enlarge the Dachau concentration camp began early in 1937. It was in this phase that the maintenance building was constructed, the location of the shunt room, where newly arrived prisoners were registered in a humiliating procedure and dispossessed of all their personal belongings. The maintenance building also housed the camp kitchen, the prisoner baths, the camp laundry, storerooms, and workshops. In March 1939 a cynical saying was painted in white across the roof of the building: “There is one path to freedom. Its milestones are obedience, honesty, cleanliness, sobriety, diligence, order, sacrifice, truthfulness, love of the Fatherland.” This was a quote from a radio address given by Heinrich Himmler. At the beginning of October 1943 the maintenance building was hit by a flare bomb, gutting the truss over the prisoner baths. After the repairs were finished the saying was not repainted on this part of the roof.
Häftlingsbad Prisoner Baths Küche Kitchen Werkstätten Workshops Schubraum Shunt Room
Wirtschaftsgebäude-Häftlingsbad
Maintenance Building-Prisoner Baths
In der großen Duschanlage konnten sich zwischen 100 und 150 Personen gleichzeitig waschen. Im Bad wurden die neuen Häftlinge nach ihrer Ankunft einer Ganzkörperrasur unterzogen und im Anschluss in ein Fass mit brennendem Desinfektionsmittel getaucht. Nach einer Dusche erhielten sie ihre Häftlingskleidung. Doch auch die übrigen Häftlinge hatten im Bad die seltene Gelegenheit, sich auf Anordnung zu waschen. Ab 1940 vollzog die SS im Bad auch Körper- und Folterstrafen, wie das „Pfahlhängen“. Ab 1943 wurden im Häftlingsbad auch Propagandaveranstaltungen mit Tanz-, Musik- und Gesangsprogrammen durchgeführt.
Between 100 and 150 persons could wash at one time in the large shower facility. After arriving in the camp, prisoners had their whole bodies shaved and were then dunked in a tub of burning disinfectant. They then showered and received their prisoner clothing. But the rest of the prisoners also had the rare opportunity, when the order was issued, to shower in the baths. Beginning in 1940 the SS also used the baths to mete out corporeal punishment and inflict torturous procedures such as the “pole hanging”. From 1943 the prisoner baths served as a venue for propaganda events with dance, music, and singing programs.
Küche
Kitchen
Die Küche diente zur Zubereitung des Essens für die Gefangenen. Zu den Mahlzeiten holten die dafür eingeteilten Häftlinge das Essen in Kesseln und verteilten es in allen Wohnbaracken.
The kitchen was where the meals were prepared for the prisoners. At mealtime the detailed prisoners had to fetch the food in large pails and carry them to all the residential barracks.
Wirtschaftsgebäude- Werkstätten
Maintenance Building: Workshops
Die Werkstätten befanden sich im Westflügel des Wirtschaftsgebäudes. Die Häftlinge arbeiteten hier als Schreiber, Schlosser, Elektriker, Installateure und Maler. In einem Laboratorium für Hochfrequenztechnik wurden ab 1943 Funkgeräte untersucht, die aus abgeschossenen Flugzeugen der Alliierten stammten.
The workshops were located in the west wing of the maintenance building. The prisoners worked here as clerks, metalwork fitters, electricians, plumbers and painters. From 1943 radio equipment from downed Allied planes was examined in a laboratory for high-frequency technology.
Wirtschaftsgebäude-Schubraum
Shunt Room
Das Wort „Schub“ bezeichnet einen Häftlingstransport.
Im Schubraum vollzog sich die Einlieferungsprozedur. Getrennt durch lange Tische mussten sich die neu angekommenen Häftlinge registrieren lassen. Hier erhielten sie ihre Häftlingsnummern. Ihr mitgeführter Besitz wie ihre Kleidung („Effekten“) gingen an die Gefangenen-Eigentums-Verwaltung, ihr Geld an die Gefangenen-Geld-Verwaltung über. Die Effekten wurden in der „Effektenkammer“ über dem Schubraum und im Schubraum selber verwahrt.
Die Gefangenen-Geld-Verwaltung befand sich im Kassenraum neben dem Schubraum. Dort erfassten Häftlinge auf Karteikarten und Listen die Häftlings-Eigengelder. Häftlinge durften sich für den Kantinenbesuch monatlich bis zu 30 RM auszahlen lassen. Im Mai 1943 wurden der bargeldlose Zahlungsverkehr und Prämienscheine eingeführt.
The word “Schub” (“shunt”) refers to a prisoner transport.
The arrival procedure was carried out in the shunt room. Separated by long tables, the newly arrived prisoners were registered and given their prisoner number. They had to hand over their belongings such as their clothes (“effects”) to the prisoner possession administration, while their money was placed in the prisoner money administration. The effects were stored in the “effects room” located above the shunt room and the shunt room itself.
The office of the prisoner money administration was located in the cash office next to the shunt room. Here prisoners kept an account of an inmate’s money on file cards and lists. Prisoners were permitted to withdraw up to 30 Reich marks a month to spend in the canteen. In May 1943 cashless payment and premium certificates were introduced.
Zeitzeugenbericht von Edgar Kupfer-Koberwitz
Eyewitness Account by Edgar Kupfer-Koberwitz
Edgar Kupfer-Koberwitz schildert seine Einlieferung in das KZ Dachau und sein Betreten des Schubraums:
„Wir kamen durch einen Vorraum und dann in eine große Halle. Viereckige Pfeiler trugen die Decke. Zwischen ihnen standen Tische, die das Ganze in zwei Hälften teilten. Darüber hingen Plakate: A-K, L-P, Q-Z. Hinter den Tischen standen einige Männer mit kahlgeschorenen Köpfen, gestreiften Anzügen und intelligenten Gesichtern. Wieder wurden unsere Personalien aufgenommen. Im Hintergrund schrie ein SS-Mann: ‚Vorwärts, schneller!’ Der SS-Mann, der uns gebracht hatte, kommandierte: ‚ Ausziehen, los, schnell! Kleider und Wäsche, alles auf einen Haufen!’ […] Wir waren alle pudelnackt. Nackt stramm stehen, das erschien mir wie ein schlechter Witz.“
Edgar Kupfer-Koberwitz, Die Mächtigen und die Hilflosen. Als Häftling in Dachau. Bd. I, Stuttgart, 1960, S. 58f.
Edgar Kupfer-Koberwitz describes the arrival procedure at the Dachau concentration camp and entering the shunt room:
“We passed through a kind of outer office and entered a large, long hall. Square columns supported the ceiling. Between them stood tables that divided the whole room into two parts. Signs hung above the tables: A-K, L-P, Q-Z. Standing behind the tables were a few men with shaved heads, striped clothes, and intelligent faces. Our particulars were once again taken down. In the background a SS man shouted: ‘move on, faster!’ The SS man who escorted us here ordered: ‘Undress, come on, get going, faster! Clothes and underwear, everything in one pile!’ […] We were all stark naked. Standing at attention naked, that seemed like a bad joke.”
Edgar Kupfer-Koberwitz, Die Mächtigen und die Hilflosen. Als Häftling in Dachau. Vol. I, Stuttgart, 1960, p. 58f.
Lagerbücherei
Camp Library
Nach dem Neubau des Lagers zog die Lagerbücherei neben Kantine und SS-Lagermuseum in die erste Baracke am Appellplatz ein. Besuchern des Lagers wurde die Bücherei von der SS präsentiert. Die Bücherei enthielt vorrangig klassische Literatur und nationalsozialistische Schriften. Während des Krieges kamen auch fremdsprachige Bücher hinzu. Im Laufe der Zeit gelang es den Häftlingen zudem, verbotene Bücher einzuschmuggeln. Das Lesen dieser war für die Häftlinge ein Akt der Selbstbehauptung. Bis ins Jahr 1945 wuchs der Bestand auf etwa 12.000 bis 15.000 Bände an.
Nicht allen Häftlingen war erlaubt, die Bücherei zu besuchen: Jüdische Häftlinge, Häftlinge der Strafkompanie und die Kranken auf dem Krankenrevier waren ausgeschlossen.
Vor allem den Sozialdemokraten diente die Bücherei zwischen 1935 und 1943 als ein Zentrum des politischen Lebens und heimlicher Treffpunkt, als der vormalige SPD-Reichstagsabgeordnete Kurt Schumacher die Lagerbücherei leitete.
After the rebuilding of the camp, the library moved to the first barrack on the roll call area along with the canteen and the SS camp museum. The SS showed the library to camp visitors. The library held mostly the classics and National Socialist works. Foreign-language books were also added during the war. Over time the prisoners found ways to smuggle in banned books. Reading these books was an act of self-assertion for the prisoners. The collection continued to grow until 1945, ultimately rising to between 12,000 and 15,000 items.
Not all of the prisoners were allowed to visit the library: Jewish prisoners, prisoners assigned to the penal company, and ill prisoners confined to the sickbay were excluded from loaning.
Above all the Social Democrats used the library as a hub of political life and secret meeting place between 1935 and 1943 when it was run by the former SPD Reichstag deputy Kurt Schumacher.
Augenzeugenbericht von Pfarrer Heinrich Grüber
Eyewitness Account by Pastor Heinrich Grüber
Der ebenfalls inhaftierte Pfarrer Heinrich Grüber erinnerte sich später: „Die Sozialdemokraten standen […] unter dem Einfluss von Kurt Schumacher, der die Lagerbücherei zu einer Zelle des sozialdemokratischen Widerstands im KZ Dachau gestaltete“. Viele Zeugnisse bescheinigen Schumacher, er habe „manchem Genossen Halt gegeben für die schweren Tage im Lager und für die Zukunft nach der Beseitigung der Macht der NSDAP“.
The imprisoned pastor Heinrich Grüber later recalled: “The Social Democrats were under the influence of Kurt Schumacher, who turned the camp library into a cell of Social Democratic resistance in the Dachau concentration.” Many acknowledged that Schumacher “gave the comrades the strength they needed for the difficult days in the camp and for the future after disposing the NSDAP from power.”
Kantine
Canteen Barrack
Die Kantinenbaracke von 1937 grenzte unmittelbar an den Appellplatz. Neben der Kantine beherbergte der Block noch die Lagerbücherei und das Lagermuseum der SS. Der SS diente die Kantine als „Schaustück“ gegenüber Besuchern. Heute befindet sich an dieser Stelle die rekonstruierte westliche Modellbaracke.
Häftlinge konnten in der Kantine ihre Lebensmittelrationen aufbessern. Bei ihrer Einlieferung hatten sie ihr Eigengeld an die Gefangenen-Geld-Verwaltung übergeben müssen. Von ihr konnten sie sich monatlich Geld auszahlen lassen, um in zwei- bis dreiwöchentlichen Abständen sonntags gruppenweise die Kantine zu besuchen. Ab Frühjahr 1941 wurden die Besuche zunehmend eingeschränkt. Im Mai 1943 wurde die Barzahlung zugunsten von „Prämienscheinen“ und der Abbuchung der Auslagen vom „Konto“ des Häftlings aufgegeben.
The canteen barrack from 1937 adjoined the roll call area. Along with the canteen, the block also housed the camp library and the camp museum of the SS. The canteen was a “show piece” the SS used to impress visitors. Located here today is the reconstructed western model barrack.
Prisoners were able to supplement their food rations in the canteen. Upon arrival in the camp they were forced to hand over their money to the camp administration. Once a month they could withdraw money and visit the canteen in groups every two to three weeks on Sundays. Opportunities to visit the canteen were increasingly limited from spring 1941. In May 1943 the cash payout system was replaced by “premium certificates” and debiting purchases from the “account” of a prisoner.
Lagermuseum
Camp Museum
Das sogenannte Lagermuseum der SS war im gleichen Gebäude wie die Bücherei und die Kantine untergebracht. Das Gebäude existiert heute nicht mehr.
Der Aufbau des „Museums“ unterstand der Politischen Abteilung. Das „Museum“ inszenierte in verunglimpfender und rassistischer Weise Darstellungen der inhaftierten Häftlingsgruppen. Einen Schwerpunkt bildeten modellierte Wachs- oder Gipsköpfe und großformatige Fotos von Gefangenen. Des Weiteren wurden medizinische Präparate von Missbildungen und Abbildungen von Tätowierungen von Lagerinsassen ausgestellt. Schautafeln zeigten Statistiken über die Häftlinge und das Lager, nicht jedoch die korrekten Todeszahlen.
Das „Museum“ diente einzig der Propaganda und wurde Besuchern des Konzentrationslagers präsentiert, um die Fassade der „Umschulung“ und „Erziehung“ aufrecht zu erhalten. Die Besucher waren meist SS-Führer, deutsche Generäle und Militärangehörige verbündeter Staaten. Vereinzelt hatten auch ausländische Pressevertreter Zugang zum „Museum“.
The so-called camp museum of the SS was located in the same building as the library and canteen. The building no longer exists.
The Political Department was responsible for what was shown in the “museum.” The “museum” presented derogatory and racist characterizations of the prisoner groups. Modelled wax or plaster busts and large-format photos of prisoners formed one main topic. Also exhibited were medically dissected deformities and illustrations of the tattoos of camp inmates. Wall charts featured statistics on the prisoners and the camp, but not the correct number of deaths.
The “museum” served solely propaganda purposes and was presented to visitors of the concentration camp to maintain the façade of “retraining” and “education.” The visitors were mainly SS leaders, German generals and members of the military of allied states. In isolated cases foreign press representatives also had access to the “museum.”
Arbeitseinsatzbüro und Schreibstube
Work Detail Office and Orderly Room
Das Arbeitseinsatzbüro war eine Lagerdienststelle, die ebenfalls in der westlich gelegenen Baracke direkt am Appellplatz eingerichtet worden war. Von den Häftlingen wurde die Dienststelle kurz „Arbeitseinsatz“ genannt. Von hier aus wurde die Einteilung der Häftlinge in Arbeitskommandos koordiniert. Es musste dafür gesorgt werden, dass für die unterschiedlichen Aufgaben die entsprechende Zahl von Häftlingen bereitstand. Ebenso wurde hier über die Eignung der Gefangenen entschieden und die Funktionshäftlinge (Kapos) bestimmt. Die Häftlinge, die im Arbeitseinsatzbüro arbeiteten, hatten wichtige Sonderrechte und konnten bei den Zuteilungen ihrer Mitgefangenen in Arbeitskommandos oder deren Abtransport in andere Lager mitbestimmen.
The work detail office was a camp agency set up in the western barrack direct on the roll call area. The prisoners simply called it the “work detail.” The office was responsible for coordinating the assignment of the prisoners to the respective work details. One major task was ensuring that the necessary number of prisoners was available and ready for the various details. Also decided here was the suitability of the prisoners for a type of work and which prisoners became functionaries (kapos). The prisoners who worked in the office enjoyed important privileges and had a say in assigning their fellow prisoners to work details or their transport to other camps.
Clergy Blocks +
Pfarrerblöcke
Clergy Blocks
Die SS erklärte das KZ Dachau Ende 1940 zum Sammellager für Geistliche. Unter ihnen waren 1.870 Priester aus Polen, etwa 450 aus Deutschland, Österreich, Frankreich und der Tschechoslowakei und zwei als Albaner registrierte Imame.
Die Pfarrerblöcke befanden sich in den Baracken 26, 28 und zeitweise im Block 30. In der Baracke 26 wurde den Geistlichen erlaubt, eine kleine Kapelle einzurichten. Laien war der Besuch dort verwehrt. Ab Herbst 1941 war es nur noch deutschen und österreichischen Geistlichen erlaubt, die Kapelle aufzusuchen. Zur gleichen Zeit trennte die SS deutsche und österreichische Priester von Geistlichen aus anderen Nationen. Durch weitere Einlieferungen polnischer Priester ab Oktober 1941 waren die Priesterblöcke hoffnungslos überbelegt.
Infolge der rücksichtslosen Brutalität der Lagerleitung gegenüber den polnischen Geistlichen, kam beinahe die Hälfte von ihnen ums Leben. Insgesamt wurden nur 643 Geistliche im KZ Dachau und seinen Außenlagern befreit.
At the end of 1940, the SS declared the Dachau concentration camp to be a collection camp for the clergy. From the 2 700 clergy, there were 1 870 priests from Poland, some 450 from Germany, Austria, France, and Czechoslovakia, with two imams registered as Albanians. The clergy blocks were located in the barracks 26, 28, and at times also in 30. In barrack 26 the clergy were allowed to set up a small chapel. Laypersons were not permitted to visit. From the fall of 1941 only German and Austrian clergy were allowed to enter the chapel. At this time the SS separated the German and Austrian clergy from those of other nations. Following the deportation of Polish priests in October 1941 the clergy blocks became hopelessly overcrowded. Almost half of the Polish priests died as a result of the ruthless brutality of the camp leadership. Only 643 were liberated in the Dachau concentration camp and its subcamps.
Augenzeugenbericht Priesterblock
Eyewitness Account Clergy Block
Vom belgischen Jesuitenpater Leo de Coninck sind folgende Schilderungen aus dem Alltag von Geistlichen im KZ Dachau überliefert: „[Den Priestern] oblag die schwere Fron, den Schnee im Lager zu beseitigen. […] Zweimal täglich musste man aus der Küche die schweren Esskübel holen: jeder wog 75 KG und man goss das gleiche Gewicht ‚Suppe‘ hinein. Zu Zweien, in erbärmlichen Sandalen, die man fast unmöglich an den Füßen behalten konnte, mussten wir sie zu den Blocks bringen. […] Aufsicht bei diesen Arbeiten, bei denen es oft zu schlimmsten Verbrennungen kam, hatte der berüchtigte Lagerkapo Rudolf Hentschel.“
The Belgian Jesuit priest, Leo de Coninck, described the everyday routine imposed on the clergy in the Dachau concentration camp: “[the priests] had to do the drudgery of clearing snow from the camp. […] Twice a day they had to fetch the heavy food pails from the kitchen; each one weighed 75 kilograms and the same weight of ‘soup’ was poured in. In teams of two, wearing pitiful sandals one could barely keep on your feet, we had to carry them to the blocks. […] Watching over this work, during which we often suffered severe burns, was the notorious camp kapo Rudolf Hentschel.”
Präzifix Factory +
Das Präzifix-Werk: Vom Munitionsbunker zur Schraubenfabrik
The Präzifix Factory: from Munitions Bunker to Screw Factory
Die Schraubenfabrik Präzifix wurde etwa 1940/41 am Ort der Munitionsbunker der ehemaligen Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik, am sog. Floßlände, in der Nähe der Würmmühle errichtet. Die Bunkerbauten wurden vermutlich 1941 mit eingeschossigen Hallen verbunden, sodass größere Produktionsstätten entstanden. In dem extra umzäunten Bereich arbeiteten zunächst 37, bald 400 Häftlinge in der Fertigung von Präzisionsteilen für Flugmotoren, die der Messerschmitt AG und der Bayerischen Motorenwerke AG zugeliefert wurden. Mit dem Bau eines SS-Bereichs und von Häftlingsbaracken im Werk (1943), kehrten die Häftlinge fortan abends nicht mehr ins Stammlager zurück. Bei einem Luftangriff Ende Oktober 1944 wurden Teile des Werks zerstört; einige Häftlinge kamen zu Tode, 13 wurden verletzt.
The screw factory Präzifix was built in 1940/41 at the site of the munitions bunker of the former Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory, on a stretch of land known as the “raft landing”, close to the Würm mill. The bunker constructs were presumably connected with single-story halls in 1941, creating larger production facilities. In the separately fenced-off area, at first 37, then soon 400 prisoners worked in the manufacturing of precision parts for aircraft engines, which were supplied to the Messerschmitt AG and the Bayerische Motorwerke AG. With the building of a section for the SS and prisoner barracks in the plant (1943), it was no longer necessary for the prisoners to return to the main camp in the evening. Sections of the plant were destroyed during an air raid at the end of October 1944; a few prisoners died, 13 were injured.
Augenzeugenbericht von Edgar Kupfer-Koberwitz
Eyewitness account by Edgar Kupfer-Koberwitz
Der ehemalige Häftling und Schriftsteller Edgar Kupfer-Koberwitz schreibt über seine Arbeit in den Präfix-Werken:
„Ich arbeitete im Büro der kleinen Schraubenfabrik ‚Präzifix‘.- Das Präzifix lag außerhalb des inneren Lagers, etwa 1 ½ Kilometer von diesem entfernt, jedoch noch auf dem Boden des dritten Lagerbereiches, der auch noch mit einem Zaun umgeben war. – Es war dieses Terrain absolutes Lager und von außen nur durch die bewachten Tore erreichbar. – Die kleine Schraubenfabrik war an der Grenze dieses Bereiches, an dem kleinen Fluss Amper gelegen; - es war ein kleines Lager im Lager, wiederum von einem Zaun und 6 Wachttürmen und von elektrisch geladenem Stacheldraht umgeben. – In diesem wohlbewachten Gehege befanden sich die Werkstätten und Büros. – Später dann, nach der ersten Typhus-Epidemie, wurden auch unsere Schlafbaracken dort aufgestellt, sodass wir, die wir im Präzifix arbeiteten, von da an nun ganz in diesem kleinen Lager hausten und es nur selten verließen.“
Edgar Kupfer-Koberwitz kam in Koberwitz zur Welt und arbeitete als Angestellter und Schriftsteller in Stuttgart. 1934 emigrierte er nach Paris und 1937 auf die italienische Insel Ischia. Im September 1940 wurde er nach Deutschland ausgeliefert und zunächst im Gestapogefängnis Innsbruck inhaftiert. Am 11. November 1940 wurde er als „Schutzhäftling“ ins KZ Dachau eingeliefert. Ab November 1942 arbeitete er im Arbeitskommando Präzifix, wo seine heimlichen Aufzeichnungen entstanden. Er konnte seine Schriften im Werk verstecken. Seine Befreiung erlebte er im Krankenrevier. Er starb 1991 in der Nähe von Stuttgart.
The former prisoner and write Edgar Kupfer-Koberwitz writes about working in the Präzifix factory.
“I worked in the office of the small screw factory ‘Präzifix’. – Präzifik was located outside the inner camp, some 1.5 kilometers away, but still on the grounds of the third camp area, which was still surrounded by a fence. – This was the terrain of an absolute camp and reachable from the outside solely through guarded gates. – The small screw factory was situated on the edge of this area, near the small Amper River; - it was a small camp within a camp, surrounded by another fence and 6 watchtowers and electrically-charged barbed wire. – The workshops and offices were located in this well-guarded enclosure. – Later, after the first typhus epidemic, our sleeping barracks were also set up there, so that we, those working in Präzifx, were from now on housed entirely in this small camp and rarely left it.”
Edgar Kupfer-Koberwitz was born in Koberwitz and worked as a clerk and writer in Stuttgart. In 1934 he emigrated to Paris and in 1937 moved to the Italian island of Ischia. In September 1940 he was deported to Germany and first held in the Gestapo prison at Innsbruck. On November 11 1940 he arrived at the Dachau concentration camp as a “protective custody prisoner”. From November 1942 he was assigned to the Präzifix work detail, where he started to secretly take notes. He was able to hide them in the factory. He was in the sickbay at the time of liberation. He died in 1991 near Stuttgart.
Plantation +
Plantage mit Kräutergarten
Plantation / Herb Garden
1937/1938 mussten KZ-Häftlinge östlich des Häftlingslagers eine zunächst 7,5 Hektar große Plantage, bestehend aus einem "Heilkräutergarten" und landwirtschaftlichen Nutzflächen anlegen. Den baulichen Kern der Anlage bildeten zwei lang gestreckte Bauten in West-Ost-Ausrichtung. Zwischen 1939 und 1942 wurden fünf Gewächshäuser errichtet. Ab 1939 betrieb das SS-Wirtschaftsunternehmen „Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung“ (DVA) die Plantage. Im März desselben Jahres wurde mit dem Bau der Gewürzmühlen und des Verwaltungsgebäudes, des Wirtschaftsgebäudes und des Forschungsinstituts begonnen. Flächenmäßig gliederte sich die „Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung“ damit in drei Bereiche: den Heil- und Gewürzkräuteranbau, die Pfeffermühle als Verarbeitungsstätte und das Lehr- und Forschungsinstitut.
In 1937/38 the prisoners had to lay out a plantation to the east of the prisoner camp. At first covering 7.5 hectares, it comprised a "medicinal herb garden" and agricultural land. The main buildings on the facility were two elongated constructs. Five greenhouses were erected between 1939 and 1942. From 1939 the “German Research Institute for Nutrition and Provisions", a SS business enterprise specializing in foodstuffs and provisions, ran the plantation. In March of the same year building work began on the spice mills and administrative office, the maintenance building and the research institute. In terms of its area, the DVA was divided into three sections: the medicinal and spice cultivation, the spice mill as a processing operation, and the training and research institute.
Augenzeugenbericht von Karel Kašák
Eyewitness account by Karel Kašák
Der tschechische Journalist Karel Kašák arbeitete auf der Plantage als botanischer Maler und führte von 1940 bis 1945 heimlich Tagebuch. Am 8. Mai 1941 notierte er:
„8. Mai. Auf dem Freiland II wurden zwei Juden zu Tode geprügelt. Auf einem zweirädrigen Wagen lagen einige Bewusstlose, nach Hause brachten sie nur noch ihre Leichen.“
Aus: Die Aufzeichungen von Karel Kašák. Zusammengestellt, kommentiert und mit Anmerkungen versehen von Stanislav Zámečnik. In: Dachauer Hefte 11 (1995), S. 167-251, hier: S. 175.
The Czech journalist Karel Kašák worked on the “plantation” as a botanical painter and kept a secret diary from 1940 until 1945. On May 8, 1941 he noted:
“May 8. Two Jews were beaten to death on Freiland II. A few men knocked senseless lay on a two-wheel cart, they only brought home their corpses.”
Taken from: Die Aufzeichungen von Karel Kašák. Compiled, commented and annotated by Stanislav Zámečnik. In: Dachauer Hefte 11 (1995), p. 167-251, here: p. 175.
Eingang SS-Übungslager
Entrance to the SS Training Camp
Das SS-Übungslager diente der ideologischen und militärischen Schulung der SS-Angehörigen. Dieser Bereich und das eigentliche Konzentrationslager bildeten formal getrennte Bereiche auf dem Gesamtgelände des KZ Dachau. Die SS-Einheiten des SS-Übungslagers gehörten, wie das KZ-Personal ab 1939/40 zur Waffen-SS.
The SS training camp is where members of the SS received ideological and military instruction. This camp and the actual concentration camp were two formally separate areas making up the grounds of the Dachau concentration camp. The SS units stationed in the training camp were, like the concentration camp personnel, were attached to the Waffen-SS as of 1939/40.
Porzellanmanufaktur
Porcelain Manufacturing
Heinrich Himmler versuchte für die SS eine Monopolstellung in der Porzellanherstellung zu erringen. Die SS betrieb eine Porzellanmanufaktur in München-Allach und im SS-Bereich des KZ Dachau. Ab 1936 wurden in Allach Kunst- und Gebrauchsgegenstände hergestellt. Die Produktion im KZ Dachau setzte am 1. Oktober 1937 in einem sanierten Gebäude aus der Zeit der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik ein. Ab 1940 waren dort zehn Häftlinge eingesetzt. Zwischen Ende 1941 und 1944 arbeiten zeitweise bis zu 90 Häftlinge als Former, Porzellanmacher, Porzellanmaler und als Brenner.
Die produzierte Keramik reichte von Geschirr für SS-Kasernen bis zu Porzellan-Figuren, die als Geschenke an SS-Angehörige ausgegeben oder auch in den freien Verkauf gingen. Das Haupterzeugnis war ein sogenannter Julleuchter, den alle SS-Führer zu Weihnachten erhielten.
Das Gebäude der Manufaktur wurde in den 1970er Jahren abgerissen.
Heinrich Himmler sought to gain a monopoly position for the SS in porcelain manufacturing. The SS ran porcelain factories in Munich-Allach and the SS area of the Dachau concentration camp. Beginning in 1936, art and everyday objects were produced in Allach. Production in the Dachau camp began on October 1 1937 in a renovated building originally from the time of the munitions factory. From 1940 ten prisoners were deployed there. Between the end of 1941 and 1944 up to 90 prisoners worked there at times as molders, porcelain makers and painters, and kiln operators.
The ceramics produced ranged from crockery for SS barracks through to porcelain figures which were given to members of the SS as gifts or sold commercially. The main product was a so-called yule lantern, given to all SS leaders at Christmas.
The building used at Dachau was demolished in the 1970s.
Lagergärtnerei
Camp Garden
Hinter den Häftlingsunterkünften befand sich ein abgezäunter Bereich mit Funktionsgebäuden. Dazu zählte auch die Lagergärtnerei. Dort wurden Pflanzensetzlinge für die Plantage gezogen.
Seit 1967 befindet sich in diesem Bereich die Evangelische Versöhnungskirche.
Located behind the prisoner barracks was a fenced-off area with functional buildings. These included the camp horticultural garden. Seedlings and saplings were grown for the plantation.
The Protestant Church of Reconciliation, built in 1967, now stands on the site.
Kriegsgefangenenlager (1945-1946)
Prisoner-of-War Camp (1945-1946)
Zwischen Juli 1945 und Juni 1946 bestand auf dem Gelände der vormaligen SS-Kaserne als weiterer Teilbereich des Internierungslagers ein Kriegsgefangenenlager. Hier waren überwiegend solche Wehrmachtsangehörige interniert, die aus den mittlerweile sowjetisch besetzten Gebieten stammten. Man sonderte sie strikt von den deutschen Generälen und den ungarischen Kriegsgefangenen ab. Von Juli 1946 bis zum 3. Oktober 1947 diente dieser Bereich auch als Entlassungslager für aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft repatriierte deutsche Kriegsgefangene. Der aktuelle Forschungsstand lässt eine genaue räumliche Verortung des Kriegsgefangenlagers nicht zu.
Between July 1945 and June 1946 a prisoner-of-war camp was set up on the grounds of the former SS barracks complex. Interned here were mainly German soldiers from territories meanwhile under Soviet occupation. They were strictly isolated from German generals and Hungarian prisoners of war. From July 1946 to October 3 1947 this area also served as a release camp for German prisoners of war repatriated from captivity in U.S. hands. Polish squads were mainly entrusted with the guard duties. The current state of research does not permit an exact location of the prisoner-of-war camp.
Converting the Barracks into Apartments +
Umbau der Baracken zu Wohnungen
Converting the Barracks into Apartments
Die Baracken selbst wurden so umgebaut, dass sich jeweils 24 Wohnungen (16 Zweizimmerwohnungen und acht Einzimmerwohnungen) darin befanden. Zusätzlich wurden die sanitären Anlagen verändert.
The barracks were rebuilt to fit in 24 apartments (16 two-room and 8 one-room). The sanitary facilities were also changed.
Augenzeugenbericht von Nico Rost
Eyewitness account by Nico Rost
... dass die Mörder die Schuldigen waren und nicht die Ermordeten
„[…] Und wenn wir dann bei meinem nächsten Besuch wieder zusammen heraus nach Dachau fahren, dann steht der Hofgarten vielleicht wieder in Blüte [..].
Vielleicht sind dann die Baracken im KZ bereits geräumt, haben die jetzigen Bewohner* ein menschenwürdigeres Unterkommen gefunden. […]
vielleicht gehen dann die Kinder der ‚Invaliden-Baracken-Schule’ bereits in geeignete Schulen und lernen dort auch, wie und was die alten KZ-ler waren,
was wir wollten und noch immer wollen; vielleicht wird man ihnen auch endlich, endlich beibringen,
dass die Mörder die Schuldigen waren – und nicht die Ermordeten….“
* Gemeint sind Flüchtlinge und Vertriebene, die von 1948 bis zur Gründung der Gedenkstätte in den historischen Lagerbauten lebten.
Brief von Nico Rost an einen deutschen Freund, der mit ihm im KZ war, in: Rost, Ich war mal wieder in Dachau.
…that the murderers were the guilty and not the murdered
“[…] And when we again journey out to Dachau during my next visit, then perhaps the court garden is once more in blossom […]. Perhaps the barracks in the concentration camp are then vacated, the current inhabitants* having found more decent, humane accommodation. […] perhaps the children of the ‘invalid barracks school’ are attending suitable schools and learning there who and what the old concentration camp prisoners were, what we wanted, and still want; perhaps they’ll finally be taught, at long last, that the murderers were the guilty – and not the murdered…”
*Refugees and expellees who from 1948 to the founding of the Memorial Site lived in the historical camp buildings.
Letter by Nico Rost to a German friend who was a fellow prisoner in the Dachau concentration camp, pub. in: Rost, Ich war mal wieder in Dachau.
Erste-Hilfe- und Zahnstation
First-Aid and Dental Station
In der früheren Kommandantur des Konzentrationslagers brachte die US-Armee eine Erste-Hilfe- und eine Zahnstation unter. Östlich, aber außerhalb des Gebäudes gelegen ist eine zweischiffige Kellerhalle, die der SS als Kegelbahn diente. Ob die US-Armee sie nutzte, ist nicht belegt. Stark baufällig kann sie heute nicht mehr betreten werden.
In the former commandant headquarters the U.S. Army set up a first-aid and dental station. To the east but located outside the building is a basement hall that the SS used as a bowling alley. It is not known whether the U.S. Army also used it for this purpose. In a state of severe disrepair, access is no longer permitted.
Der ehemalige Appellplatz (1953-1964)
The Former Roll Call Area (1953-1964)
Im Jahr 1948 fiel das Gelände des ehemaligen Häftlingslagers an den bayerischen Staat zurück. Dieser richtete dort ein Auffanglager für Flüchtlinge und Heimatlose ein, das später als Wohnsiedlung Dachau Ost bezeichnet wurde. Auf dem ehemaligen Appellplatz entstand 1953 neben der katholischen Kapelle des Interniertenlagers die evangelische Golgatha-Kirche. Beide Kirchen-Gebäude wurden 1964 im Zuge der Umbauten zur Gedenkstätte wieder entfernt. Die Golgatha-Kirche steht bis heute im acht Kilometer entfernten Ort Ludwigsfeld.
In 1948 the grounds of the former prisoner camp reverted to the Bavarian state, which set up a reception camp for refugees and expellees, later called the Dachau East residential estate. In 1953 the Protestant Golgotha Church was built on the former roll call area, next to the Catholic chapel of the internment camp. Both church buildings were removed in 1964 as part of redeveloping the grounds into a memorial site. Today, the Golgotha Church is located eight kilometers away in Ludwigsfeld.
Ehemaliger „Theodor-Eicke-Platz“
Former “Theodor-Eicke-Platz”
Am ehemaligen „Theodor-Eicke-Platz“, der ab 1946 den Namen Kreuz-Platz trug,
bezogen die US-Kommandeure und Offiziere mit ihren Familien die zuvor von den SS-Angehörigen bewohnten Häuser.
In das frühere Postamt zog ein kleines Geschäft ein, das Waren des täglichen Gebrauchs verkaufte.
Im ehemaligen Kino entstanden Gemeinschaftseinrichtungen. Heute ist der Platz überbaut.
On the former “Theodor-Eicke-Platz”, renamed Kreuz-Platz in 1946, U.S. commanders and officers with their families moved into the houses previously inhabited by members of the SS. A small store moved into the former post office, selling goods of everyday use. Community facilities were set up in the former cinema. Today the square is built over.
Heizkraftwerk
Power Station
Das 1910 errichtete Heizkraftwerk versorgte bis 1973 auch die US-Kaserne mit Fernwärme und Elektrizität. Erst 1983 wurde es stillgelegt.
The heat and power station supplied long-distance heating and electricity to the U.S. barracks complex until 1973. It was first taken out of service in 1983.
Holländerhalle
Holländer hall
Die dreischiffige Holländerhalle von 1915 stammt aus der Anfangszeit des Stahlbetonskelettbaus und diente ursprünglich zur Aufnahme
der als „Holländer“ bezeichneten Maschinen. Die US-Armee richtete in der Halle eine Wäscherei ein.
Einen Teil der Halle nutzte sie vermutlich wie zuvor die SS als Unterstellplatz für Fahrzeuge oder als Werkstatt.
Als bedeutsames Industriedenkmal mit Anklängen an den Jugendstil ist sie heute stark baufällig erhalten und darf nicht mehr betreten werden.
The three-aisled Holländer hall from 1915 was built as precast concrete skeleton construction was just beginning and originally served to house the machinery known as the “Holländer”. The U.S. Army equipped the hall with a laundry. Presumably the U.S. Army used one section of the hall – like the SS before them – as a garage for vehicles or as a workshop. An important industrial monument with elements reminiscent of Jugendstil, the hall is in a state of disrepair and may no longer be entered.
Gerichtssaal Dachauer Prozesse (1945-1948)
Court Room of the Dachau Trials (1945-1948)
Zwischen 1945 und 1948 verhandelten im ehemaligen Bekleidungswerk der Waffen-SS verschiedene Gerichtshöfe der US-Warcrimes-Group Kriegsverbrecherprozesse. Nach dem Ende der als Dachauer Prozesse in die Geschichte eingegangenen Gerichtsverfahren wurden Kriegsverbrecher nicht mehr auf dem Gelände interniert.
Between 1945 and 1948 different tribunals of the U.S. War Crimes Group heard proceedings brought against war criminals in the former clothing works of the Waffen-SS. After the cases were heard, which became known as the Dachau Trials, no more war criminals were interned on the grounds.
Ehemaliger Kommandantur-Arrest während der US-Zeit
Former Detention Building during the U.S. Period
Nach 1945 internierte die US-Armee in dem Gefängnisbau mutmaßliche Kriegsverbrecher bis zu ihrem Prozess. Danach wurde das Gebäude bis zum Jahr 1972 als Militärgefängnis der US-Streitkräfte genutzt.
1945 nutzte die US-Armee das ehemalige Lagergefängnis (Bunker) des KZ Dachau ebenfalls als Gefängnisbau.
Zuerst wurden hier mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher festgehalten, zwischen 1948 und 1965 straffällig gewordene US-Soldaten.
In dieser Zeit erhielten die Zellen größere Fenster. Im Bunkerhof wurden die Trennmauern abgerissen.
1972 übergab die US-Armee das Gebäude an den Freistaat Bayern.
After 1945 the U.S. Army interned suspected war criminals in the detention building until their trial. The building was then used as a U.S. Armed Forces military prison until 1972.
In 1945 the U.S. Army also used the former camp prison (the bunker) of the Dachau concentration camp as a prison facility. Initially, suspected Nazi war criminals were detained here, then between 1948 and 1965 U.S. soldiers convicted of offences. In this period the cells were fitted with larger windows. The partition walls were demolished in the bunker courtyard. The U.S. Army handed over the building to the Free State of Bavaria in 1972.
Das Präzifix-Werk nach dem Zweiten Weltkrieg
The Präzifix Factory after the Second World War
Das Präzifix-Werk, in welchem zeitweise 400 Häftlinge des KZ-Dachau Zwangsarbeit leisten mussten, konnte schon kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Produktion von Küchenwaagen und Gewindewalzen mit der alten Zivilbelegschaft wieder aufnehmen. 1949 stellte sich bei einer Gebäudebestandsaufnahme auf dem Fabrikgelände heraus, dass die ehemaligen Häftlingsbaracken abgerissen worden waren. Das Areal wechselte in den folgenden Jahrzehnten mehrmals den Besitzer, blieb jedoch stets ein Fabrikgelände.
The Präzifix factory, where at times 400 prisoners from the Dachau concentration camp had to perform forced labor, was able to resume manufacturing kitchen scales and screw thread rollers with its old civilian workforce shortly after the end of the Second World War. In 1949 an inventory of the buildings on the factory grounds revealed that the former prisoner barracks had been demolished. While ownership of the premises changed hands several times in the ensuing decades, it was always used as factory site.
Häftlingslager-
Lagerbordell + Former
Bordello +
Die Umnutzung des ehemaligen Häftlingslager-Lagerbordells 1948
The use of the former bordello in the prisoner camp, 1948
In der Zeit des Flüchtlingswohnlagers Dachau Ost wurde das Gebäude bis zu seinem Abriss Mitte der 1950er Jahre wahrscheinlich als gastronomischer Betrieb genutzt. An der markierten Stelle wird der historische Standort angezeigt.
For the years of the Dachau East refugee camp, the building was probably used as a gastronomic premises up until its demolition in the mid-1950s. The historical location is shown on the marked position.
Das ehemalige Wirtschaftsgebäude (1945-1965)
The Former Maintenance Building (1945-1965)
Nach der Befreiung des Konzentrationslagers übernahmen die US-Amerikaner die Verwaltung des Gebäudes. Im Keller des Westflügels wurden Werkstätten und eine Kleinkaliberschießanlage untergebracht. Im Erdgeschoss fanden ein Speisesaal, eine Küche und Unterkünfte mit Waschräumen Platz. Im östlichen und mittleren Teil des Gebäudes siedelte sich eine private Lederfabrik an. Zur Einrichtung des Museums waren umfangreiche Um- und Rückbaumaßnahmen erforderlich.
After the liberation of the concentration camp the U.S. Army moved into the building. Workshops and a small-caliber shooting range were set up in the western wing. Located on the ground floor was a mess hall, a kitchen and accommodation quarters with washrooms. A private leather factory located in the eastern and middle section of the building. Extensive renovation and dismantling work was necessary to build the museum.
Wohnlager Dachau-Ost - ehemalige Desinfektionsbaracke
Residential Camp Dachau East – former Disinfection Barrack
Die ehemalige Desinfektionsbaracke des Konzentrationslagers am nördlichen Ende des Geländes wurde zu einem Restaurant umgebaut. Der Abriss der Gebäude erfolgte während der Umgestaltung des Geländes zur Gedenkstätte im Jahr 1964.
The former disinfection barrack of the concentration camp, located on the northern end of the grounds, was converted into a restaurant. The building was then demolished during the redevelopment of the grounds into a memorial site in 1964.
Gatehouse +
Jourhaus
Jourhaus
Nach 1945 wurde das Jourhaus während der Nutzung unter US-Verwaltung leicht umgebaut.
Der Wachturm wurde entfernt, die Inschrift „Arbeit macht frei“ am Gittertor demontiert.
Nachdem das Gebäude 1972 wieder freigegeben war, erfolgte der Rückbau in seinen weitgehend ursprünglichen Zustand.
An den Wänden des Torbogens sind heute zwei Gedenktafeln angebracht, die an die Befreiung des Lagers
durch amerikanische Einheiten am 29. April 1945 erinnern.
After 1945 slight building modifications were made to the Jourhaus/Gatehouse during its use by the U.S. Army. The guard tower was dismantled, the inscription on the paled gate – “Arbeit macht frei” – was removed. After the building was once again vacated in 1972 it was then restored to something closer to its original state. Today two memorial plaques are attached to the walls of the archway, both of which commemorate the liberation of the camp by American units on April 29 1945.
Das ehemalige große Krematorium, die „Baracke X“ nach 1945
The Former Large Crematorium, “Barrack X” after 1945
Das Gebäude wurde vom Mai 1942 bis April 1943 als Tötungseinrichtung und zur Einäscherung von Leichen errichtet. In den Baudokumenten wurde es zunächst als „Gebäude X“, später als „Baracke X“ bezeichnet. In der Mitte des Baus befand sich das „Brausebad“. Diese als Dusche getarnte Gaskammer wurde Überlebenden zufolge von der SS zur Ermordung einzelner Häftlinge und kleinerer Gruppen durch Giftgas genutzt. In der „Baracke X“ befanden sich zudem die Kleiderdesinfektionskammern, der Eingangs- , Warte- und Auskleideraum, zwei Totenkammern und der Verbrennungsraum mit vier Verbrennungsöfen. Dahinter lagen die Räume für den SS-Kommandoführer, die Garage und Unterkünfte für ein Häftlingskommando. Im Februar 1945, eventuell auch schon im Oktober 1944, wurde das Krematorium wegen Kohlemangels außer Betrieb gesetzt. Häftlinge wurden gezwungen, die Leichen auf dem Leitenberg in Dachau-Etzenhausen zu begraben. Mit dem Näherrücken der alliierten Truppen wurden die Leichen im Krematoriumsbereich und in der Nähe des Krankenreviers gesammelt.
In late fall 1945 the first documentary exhibition on the Dachau concentration camp was opened in the former “barrack X”. Held at the same time as the Dachau Trials, the exhibition showed the horrific conditions which had prevailed in the concentration camp. The Bavarian government closed this exhibition in 1953. This move was part of the effort to have the Dachau concentration camp disappear from official public memory. In about 1958 the large chimney needed to be repaired for static reasons and was shortened by four meters.
Der Krematoriumsbereich
The Crematorium Area
Der Krematoriumsbereich ist der zentrale Gedenkort und Friedhof der KZ-Gedenkstätte Dachau.
Der Bereich mit dem ersten Krematorium von 1940 sowie dem 1942/43 erbauten großen Krematorium, der so genannten „Baracke X“, war ursprünglich vom Häftlingslager strikt getrennt. Vor dem Jourhaus zweigte der Weg innerhalb des SS-Lagers hierher ab und nur die Häftlinge, die für die Arbeiten im Krematorium eingesetzt waren, durften das Gelände betreten.
Im hinteren Bereich liegt der Exekutionsort, an dem sowjetische Kriegsgefangene und Häftlinge der Gestapo erschossen wurden.
Schon im Sommer 1945 wurde hier eine Ausstellung gezeigt, die im Zusammenhang mit den im November 1945 beginnenden Prozessen gegen SS-Angehörige deren Verbrechen dokumentieren sollte. Die Ausstellung wurde 1953 vom Bayerischen Staat geschlossen. Zwischen 1960 und 1964 wurde eine weitere Ausstellung des CID gezeigt.
Die heutige Verbindung zwischen Häftlingslagerbereich und Krematoriumsbereich entstand nach dem Zweiten Weltkrieg.
The crematorium area is the main place of remembrance and cemetery at the Dachau Memorial Site.
The area with the first crematorium from 1940 and the large crematorium built in 1942/43, the so-called “barrack X“, was originally strictly separated from the prisoner camp. In front of the Jourhaus the path within the SS camp forked here and only those prisoners detailed to work in the crematorium were allowed to enter the grounds.
At the back of the area is the execution site where Soviet prisoners of war and prisoners of the Gestapo were shot.
An exhibition was shown here in the summer of 1945, which, together with the trials against members of the SS that begun in November 1945, were to document the crimes committed. The exhibition was closed by the Bavarian state in 1953. A second exhibition by the CID was shown between 1960 and 1964.
The connection between the prisoner camp grounds and the crematorium area was created after the Second World War.
Denk- und Mahnmale im Krematoriumsbereich
Memorials and Monuments in the Crematorium Area
Im Krematoriumsbereich sind verschiedene Denk- und Mahnmale entlang eines Rundweges angelegt. Aus dem Jahr 1950 stammt der Findlingsstein mit der Inschrift: „Denket daran, wie wir hier starben“ kurz hinter der Brücke in einer Nische auf der rechten Seite. Ein jüdisches Denkmal mit dem Text „Grab Tausend Unbekannter“ befindet sich auf der rückwärtigen Seite des Krematoriums. Es wird ergänzt durch einen dahinter aufgestellten Grabstein mit dem Namen eines bekannten jüdischen Häftlings „Czitron Dezsö, gestorben 1945“. Daneben steht ein steinernes Denkmal, das den Davidstern mit der Menorah und den Worten „vergiss nicht“ verbindet. Das Denkmal des Bildhauers Fritz Koelle ist dem „Unbekannten Häftling“ gewidmet. In der „ Baracke X“ erinnert eine Gedenktafel an die weiblichen Offiziere der britischen Streitkräfte, die zur Unterstützung der Résistance in Frankreich mit dem Fallschirm abgesprungen waren und in der Nähe des Krematoriums erschossen wurden.
Various memorials and monuments are positioned along a circular path in the crematorium area. From 1950 is the boulder inscribed: “Think of how we died here”, located behind the bridge in a niche on the right-hand side. A Jewish monument with the text “Grave of the Unknown Thousands” is at the rear side of the crematorium. It is complemented by a headstone positioned behind it with the name of a known Jewish prisoner “Czitron Dezsö, died 1945”. Next to it is a stone monument that joins the Star of David with the menorah and the words “don’t forget”. The monument by the sculptor Fritz Koelle is dedicated to the “unknown prisoner”. In “barrack X” a memorial plaque recalls the female officers of the British Armed Forces who had been captured after parachuting into France to support the Résistance and were executed near the crematorium.
Kirchen auf dem ehemaligen Appellplatz
Churches on the Former Roll Call Area
Die im November 1945 auf dem ehemaligen Appellplatz für das Internierungslager errichtete katholische Heiligkreuz-Kirche blieb bis 1964 bestehen. Für das Flüchtlingslager wurde 1951 zusätzlich die evangelische Golgatha-Kirche errichtet. Beide Kirchen-Gebäude wurden 1964 im Zuge der Umbauten zur Gedenkstätte wieder entfernt. Die Golgatha-Kirche steht bis heute im acht Kilometer entfernten Ort Ludwigsfeld.
Built in November 1945 on the former roll call area for the internment camp, the Catholic Holy Cross Church stood until 1964. In 1951 the Protestant Golgotha Church was additionally built for the refugee camp. Both churches were removed in 1964 as part of the redevelopment of the grounds into a memorial site. The Golgotha Church was relocated to Ludwigsfeld, some eight kilometers away, where it stills stands today.
SS-Compound
SS-Compound
Von Juli 1945 bis Juni 1946 wurde auf dem Areal des ehemaligen Häftlingslagers ein so genannter SS-Compound eingerichtet, der auch die Bezeichnungen „Cage 1“ oder „Freiland“ trug. Hier wurden zwischen 10.000 und 13.000 Angehörige der SS, Waffen-SS sowie Funktionäre der NSDAP und ihrer Organisationen interniert. Im Januar 1946 kam es zur Entlassung von SS-Männern mit niedrigeren Dienstgraden. Nach weiteren Entlassungswellen löste die US-amerikanische Lagerleitung ab dem 27. Mai 1946 den Bereich vollständig auf. Die verbliebenen SS-Männer verlegte sie in die Internierungslager in Bad Aibling bei Rosenheim bzw. Plattling in Niederbayern.
Nach der Auflösung des SS-Compound wurde das Zivilinternierungslager Camp Nr. 29 geschaffen. Es bildete den vierten Funktionsbereich des Internierungslagers Dachau und bestand bis zum 31. August 1948.
From July 1945 to June 1946, a so-called SS Compound was set up on the area of the former prisoner camp, which was also known as “Cage 1” or “Freiland”. Here between 10,000 and 13,000 members of the SS, Waffen SS as well as functionaries of the Nazi Party and its organizations were interned. In January 1946, low-ranking SS men were released. After further waves of releases, the US camp leadership completely disbanded the area on May 27 1946. The remaining SS men were transferred to the internment camps at Bad Aibling near Rosenheim or Plattling in Lower Bavaria.
After the disbanding of the SS compound, a civilian internment camp, called Camp No. 29, was set up. It was the fourth functional area of the internment camp Dachau and existed until August 31 1948.
Die ehemalige Plantage des KZ Dachau nach 1945
Transformation eines Geländes:
Vom Häftlingskommando zur Gärtnerei und Sozialwohnheim
The Former Plantation of the Dachau Concentration Camp after 1945
Transformation of the Grounds:
from Prisoner Work Detail to a Horticultural Business and Hostel
Die ehemalige Plantage des KZ Dachau wurde nach dem Krieg unter dem neuen Namen Deutsche Versuchsanstalt weitergeführt. Der Betrieb stand unter staatlicher Aufsicht, wurde jedoch am 1. April 1949 aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt. Eine Privatfirma übernahm das Gelände und errichtete zwischen 1954 und 1957 weitere Gewächshäuser. In den 1970er Jahren kam es infolge weiterer Besitzerwechsel zu Umbaumaßnahmen und Abrissen. Die Agrarflächen wurden mit dem Gewerbegebiet Dachau-Ost überbaut. Weitgehend zerstört sind die drei historischen Gewächshäuser, sanierungsbedürftig die historischen Kopfbauten. Gut erhalten sind der ehemalige Verkaufsladen und das ehemalige Bienenhaus. Das Gebäude des ehemaligen Forschungsinstituts und der Verwaltung wird heute noch als Wohnheim für Obdachlose genutzt. Sie befinden sich im Besitz der Stadt Dachau.
The former plantation of the Dachau concentration camp was continued after the war under the new name of Deutsche Versuchsanstalt. The enterprise was now run by the state, but ceased operations however on April 1 1949 for economic reasons. A private firm took over the grounds and built additional greenhouses between 1954 and 1957. In the 1970s more reconstruction work and demolitions followed as ownership changed hands. The agricultural land was overbuilt with the new industrial zone Dachau-East. Largely destroyed are the three historical greenhouses, while the historical gables are in need of renovation. In good condition are the former commercial store and the former bee house. The building of the onetime research institute and administrative offices is still in use today as a hostel for homeless persons. These are all owned by the City of Dachau authority.
Die Katholische Todesangst-Christi-Kapelle
The Catholic Mortal Agony of Christ Chapel
Am 5. August 1960 wurde die katholische Todesangst-Christi-Kapelle eingeweiht.
Sie entstand auf Initiative des Münchner Weihbischofs und ehemaligen Dachauer KZ-Häftlings Johannes Neuhäusler.
Den monumentalen Rundbau aus unbehauenen Kieselsteinen aus der Isar entwarf der Münchner Architekt Josef Wiedemann.
An ihrer Rückseite ist eine Gedenktafel mit einem Christusbildnis angebracht, die von ehemals inhaftierten Geistlichen aus Polen gestiftet
und am 19. August 1972 enthüllt wurde. Die Tafel berichtet in verschiedenen Sprachen von den Leiden polnischer Häftlinge im KZ Dachau.
Die Glocke vor dem Gebäude wurde von ehemaligen österreichischen Häftlingen gestiftet und von Emmerich Hornich, selbst ein ehemaliger Dachau-Häftling,
gegossen. Am 22. Juli 1961 wurde sie geweiht. Seitdem läutet sie jeden Nachmittag um 14:50 Uhr zum Gebet für die Opfer des Konzentrationslagers.
On August 5 1960 the Catholic Mortal Agony of Christ Chapel, located at the end of the former camp road, was consecrated.
The chapel was built on the initiative of the Munich auxiliary bishop and former Dachau camp prisoner Johannes Neuhäusler. The monumental circular building made of unhewn pebble stones from the Isar River was designed by the Munich architect Josef Wiedemann.
Attached at the back of the building is a memorial plaque with a portrait of Christ, dedicated by former imprisoned Polish priests. It was unveiled on August 19 1972. In several languages the plaque tells of the suffering of the Polish prisoners, the largest prisoner group, in Dachau.
The bell in front of the building was donated by former Austrian prisoners and was cast by Emmerich Hornich, a former Dachau prisoner. It was consecrated on July 22 1961. Since then it rings out every afternoon at 2:50 p.m., calling for prayers for the victims of the concentration camp.
Das Karmel Heilig Blut
The Carmelite Convent ‘Heilig Blut’
Hinter der nördlichen Mauer des ehemaligen Häftlingslagers, auf dem Gelände des früheren „Wildparks“ des KZ Dachau befindet sich seit 1964 das Karmelitinnenkloster Heilig Blut. Weihbischof Neuhäusler weihte das Kloster am 22. November 1964 ein.
Die Initiative zur Einrichtung des Klosters ging von der Priorin des Karmel Konvent in Bonn aus. Der Münchner Kardinal Döpfner unterstützte das Projekt und betraute den ehemaligen Dachauer Häftling Bischof Johannes Neuhäusler mit der Planung.
Die Klosteranlage kann durch ein Tor im Nordturm betreten werden. Der Grundriss des Klosters hat die Form eines Kreuzes, die Kapelle steht für die Besucher der Gedenkstätte offen. In der Kapelle wird die „Madonna von Dachau”, eine Marienstatue aus dem Priesterblock 26 des Konzentrationslagers aufbewahrt.
Behind the northern wall of the former prisoner camp, on the grounds of the earlier “deer park” of the Dachau concentration camp, is the Carmelite convent ‘Heilig Blut’, consecrated on November 22 1964 by Bishop Neuhäusler.
The initiative to build a convent came from the prioress of the Carmelite convent in Bonn. Cardinal Döpfner of Munich supported the project and entrusted the former Dachau prisoner Bishop Johannes Neuhäusler with the planning.
Entrance to the convent is by a door in the north tower. The ground plan is based on the form of a cross; the chapel is open for Memorial Site visitors. The “Madonna of Dachau”, a statue of Mary from priest block 26 of the Dachau concentration camp, is kept in the chapel.
Gedenkorte auf dem Leitenberg
Commemoration on the Leitenberg
Vom 28. Februar 1945 bis zum 27. April 1945, möglicherweise auch schon im Oktober 1944, wurden auf Anweisung der Kommandantur des KZ Dachau
auf dem Leitenberg Massengräber angelegt. Weitere verstorbene Häftlinge wurden dort nach der Befreiung bestattet.
Nach Überführungen von Toten mehrerer europäischer Staaten in den Jahren 1955 bis 1959 in ihre Heimat,
sind heute noch 7.439 KZ-Häftlinge am Leitenberg bestattet.
Neben dem 1949 eingeweihten Ehrenfriedhof befindet sich dort heute eine achteckige, turmartige Gedächtnishalle für die KZ-Opfer
sowie die 1963 errichtete italienische Gedenkkapelle Regina Pacis. 1999 wurde ein Gedenkstein für die polnischen Opfer unter den Toten eingeweiht.
Between February 28 1945 and April 27 1945, possibly as early as October 1944, the commandant’s office ordered the digging of mass graves on the Leitenberg. Other prisoners who died after liberation were also buried there. After the remains of the dead from many European states were returned home between 1955 and 1959, today 7 439 concentration camp prisoners are buried on the Leitenberg.
Along with the Cemetery of Honor inaugurated in 1949, located on the site today are an octagonal, tower-like commemorative hall for the concentration camp victims and the Italian memorial chapel Regina Pacis built in 1963. In 1999 a memorial stone for the Polish victims amongst the dead was unveiled.
Waldfriedhof
Woodlands Cemetery
Auf dem Waldfriedhof wurden nach Kriegsende vor allem diejenigen ehemaligen Häftlinge des KZ Dachau begraben, die in den Monaten unmittelbar nach der Befreiung noch an den Folgen ihrer Haft starben. Unter den mehr als 1.300 Bestatteten befinden sich auch ehemalige jüdische Häftlinge, die den Todesmarsch vom KZ Flossenbürg nach Dachau Ende April 1945 nicht überlebten. Im Lauf der Nachkriegsjahre wurden mehrere der auf dem Waldfriedhof bestatteten KZ Häftlinge auf Friedhöfe ihrer Heimatländer umgebettet.
After the war, those former prisoners of the Dachau concentration camp were buried at the woodlands cemetery who died as a result of their imprisonment in the months directly following liberation. Amongst the 1,300 persons buried there are former Jewish prisoners who did not survive the death march from the Flossenbürg concentration camp to Dachau at the end of April 1945. Over the years, several of the bodies were reinterred at cemeteries in their home countries.
Das Internationale Mahnmal
The International Monument
Das Internationale Mahnmal war eine zentrale Forderung des Comité International de Dachau (CID),
das sich bis heute aus ehemaligen Häftlingen und ihren Angehörigen zusammensetzt.
Am 8. September 1968 wurde das von dem Künstler Nandor Glid (1924-1997) entworfene Mahnmal eingeweiht. Es besteht aus folgenden Komponenten:
Der Eingangsmauer, gewidmet den Widerstandskämpfern.
Der bronzenen Großskulptur „Menschen im Stacheldraht“. Ihre 24 Betonpfeiler verweisen auf die Bewachungsanlage des Lagers
und dazu auf die ursprüngliche Zahl der Herkunftsstaaten der Häftlinge.
Einem Ketten-Relief mit verschiedenen Häftlingswinkeln, die für die Solidarität der Häftlinge stehen.
Auf Beschluss des CID wurden der grüne, der schwarze und der rosa Winkel für die sog. „kriminellen“, „asozialen“ und homosexuellen Opfer
in der Ausführung nicht umgesetzt.
Dem Grundstein und der Urne mit der Asche eines unbekannten Häftlings.
Einer granitgetäfelten Inschriftenwand mit der Mahnung „Nie wieder“ in fünf Sprachen.
The International Monument was a main demand of the Comité International de Dachau (CID), which is today still made up of former prisoners and their relatives. Created by the artist Nandor Glid (1924-1997), the monument was unveiled on September 8 1968. It is comprised by the following elements:
The entrance wall, dedicated to resistance fighters.
The large bronze sculpture “In Barbed Wire”. Its 24 concrete pillars refer to the camp’s guard facilities and the initially known number of countries from which prisoners came.
A chain relief with different prisoner triangular patches, representing the solidarity amongst the prisoners. Following a decision by the CID, the green, black, and pink triangles for the so-called “criminal”, “asocial”, and homosexual victims were not included in the final version.
The foundation stone and urn with the ashes of an unknown prisoner.
A granite inscription wall with the admonition “Never Again” in five languages.
Der Arrestbau 1945-1972
The Detention Building 1945-1972
Nach 1945 internierte die US-Armee in dem Gefängnisbau mutmaßliche Kriegsverbrecher bis zu ihrem Prozess. Danach wurde das Gebäude bis zum Jahr 1972 als Militärgefängnis der US-Streitkräfte genutzt.
After 1945 the U.S. Army interned suspected war criminals in the detention building until their trial. The building was then used as a U.S. Armed Forces military prison until 1972.
Jourhaus
Jourhaus
Nach 1945 wurde das Jourhaus während der Nutzung unter US-Verwaltung leicht umgebaut.
Der Wachturm wurde entfernt, die Inschrift „Arbeit macht frei“ am Gittertor demontiert.
Nachdem das Gebäude 1972 wieder freigegeben war, erfolgte der Rückbau in seinen weitgehend ursprünglichen Zustand.
An den Wänden des Torbogens sind heute zwei Gedenktafeln angebracht, die an die Befreiung des Lagers
durch amerikanische Einheiten am 29. April 1945 erinnern.
After 1945 slight building modifications were made to the Jourhaus/Gatehouse during its use by the U.S. Army. The guard tower was dismantled, the inscription on the paled gate – “Arbeit macht frei” – was removed. After the building was once again vacated in 1972 it was then restored to something closer to its original state. Today two memorial plaques are attached to the walls of the archway, both of which commemorate the liberation of the camp by American units on April 29 1945.
Der Krematoriumsbereich
The Crematoria Area
Der Bereich mit den beiden Krematorien von 1940 beziehungsweise 1942/43 ist der zentrale Gedenkort und Friedhof der KZ-Gedenkstätte Dachau. Er war ursprünglich vom Häftlingslager strikt getrennt. Vor dem Jourhaus zweigte der Weg innerhalb des SS-Lagers hierher ab und nur die Häftlinge, die für die Arbeiten im Krematorium eingesetzt waren, durften das Gelände betreten.
Im hinteren Bereich liegt der Exekutionsort, an dem sowjetische Kriegsgefangene und Häftlinge der Gestapo erschossen wurden.
Im Sommer 1945 zeigten ehemalige Häftlinge hier eine Ausstellung, die im Zusammenhang mit den im November 1945 beginnenden Dachauer Prozessen die Verbrechen der SS dokumentieren sollte. 1953 schloss der Bayerische Staat die Ausstellung. Zwischen 1960 und 1964 zeigte das CID aus Anlass des eucharistischen Weltkongresses eine weitere Ausstellung. Die heutige Verbindung zwischen Häftlingslager- und Krematoriumsbereich entstand nach dem Zweiten Weltkrieg.
The area with the two crematoria from 1940 and 1942/43 is the main place of remembrance and cemetery in the Dachau Concentration Camp Memorial Site. It was originally strictly separated from the prisoner camp. In front of the Jourhaus the path within the SS camp forked here and only those prisoners detailed to work in the crematorium were allowed to enter the grounds.
At the back of the area is the execution site where Soviet prisoners of war and prisoners of the Gestapo were shot.
In the summer of 1945 former prisoners showed an exhibition here which, together with the Dachau Trials due to commence in November 1945, was to document the crimes of the SS. In 1953 the Bavarian state closed the exhibition. Between 1960 and 1964 the CID presented another exhibition, opened to coincide with the Eucharistic World Congress.
The connection between the prisoner camp grounds and the crematorium area was created after the Second World War.
Denk- und Mahnmale im Krematoriumsbereich
Memorials and Monuments in the Crematorium Area
Im Krematoriumsbereich sind verschiedene Denk- und Mahnmale entlang eines Rundweges angelegt. Aus dem Jahr 1950 stammt der Findlingsstein mit der Inschrift: „Denket daran, wie wir hier starben“ kurz hinter der Brücke in einer Nische auf der rechten Seite. Ein jüdisches Denkmal mit dem Text "Grab Tausend Unbekannter“ befindet sich auf der rückwärtigen Seite des Krematoriums. Es wird ergänzt durch einen dahinter aufgestellten Grabstein mit dem Namen eines bekannten jüdischen Häftlings „Czitron Dezsö, gestorben 1945“. Daneben steht ein steinernes Denkmal, das den Davidstern mit der Menorah und den Worten „vergiss nicht“ verbindet. Das Denkmal des Bildhauers Fritz Koelle ist dem „Unbekannten Häftling“ gewidmet. In der „Baracke X“ erinnert eine Gedenktafel an die weiblichen Offiziere der britischen Streitkräfte, die zur Unterstützung der Résistance in Frankreich mit dem Fallschirm abgesprungen waren und in der Nähe des Krematoriums erschossen wurden.
Various memorials and monuments are positioned along a circular path in the crematorium area. From 1950 is the boulder inscribed: “Think of how we died here”, located behind the bridge in a niche on the right-hand side. A Jewish monument with the text “Grave of the Unknown Thousands” is at the rear side of the crematorium. It is complemented by a headstone positioned behind it with the name of a known Jewish prisoner “Czitron Dezsö, died 1945”. Next to it is a stone monument that joins the Star of David with the menorah and the words “don’t forget”. The monument by the sculptor Fritz Koelle is dedicated to the “unknown prisoner”. In “barrack X” a memorial plaque recalls the female officers of the British Armed Forces who had been captured after parachuting into France to support the Résistance and were executed near the crematorium.
„Alter Galgenstand“
“Old Gallows Post“
Das Betonfundament vor dem großen Krematorium, in dem der Galgen eingelassen war, trägt die Inschrift „Alter Galgenstand“. Ab den 1960er Jahren wurde die Tafel, wie auch der restliche Bereich in ein gärtnerisches Gesamtkonzept eingebettet.
The concrete foundation in front of the large crematorium, where the gallows were positioned, bears the inscription “old gallows post”. In the 1960s, along with the other monuments and memorials, the plaque was embedded in a garden concept for the whole area.
Aschegräber und Hinrichtungsstätte
Ash Graves and Execution Site
Der angelegte Rundweg im Krematoriumsbereich führt zu den Aschegräbern der in den Krematorien verbrannten Leichen. Nach der Befreiung wurden diese Orte als Grabstätten gekennzeichnet. Heute befinden sich dort Grabmale.
Auch an der ehemaligen Hinrichtungsstätte befindet sich eine Steinplatte, die die Inschrift „Genickschuss-Stand mit Blutgraben“ trägt. Im Herbst 1944 erschoss die SS dort 92 sowjetische Offiziere, Mitglieder einer Widerstandsorganisation.
The circular path in the crematorium area leads to the ash graves of those bodies burnt in the crematorium. They were designated a gravesite after liberation. Gravestones are there today. A stone plaque is also positioned at the former execution site; it is inscribed “execution by a shot in the back of the head – blood grave”. Here, in the fall of 1944, the SS executed 92 Soviet officers, members of a resistance group, in this way.
Die Modellbaracken
The Model Barracks
Die beiden heutigen Baracken sind 1965 errichtete, aber keine originalgetreue Nachbauten. Die historischen Bauten waren weniger stabil gebaut, besaßen keine Fundamente und hatten einen dunkelgrünen Außenanstrich. An der Stelle der heutigen Nachbauten befanden sich historisch das propagandistisch genutzte Lagermuseum und am Ort der heutigen Ausstellungsbaracke eine Baracke des „Krankenreviers“.
Der fehlende politische Wille zum Unterhalt der originalen Baracken führte zwischen 1963 und 1964 zu ihrem Abriss. An die Stelle der historischen Relikte trat eine gestaltete Gedenkstätte.
Die Ausstellung in der heutigen Modellbaracke will die Wohnsituation und Lebensbedingungen der Häftlinge in den Jahren 1933/34, 1937/38 und 1944/45 vermitteln. Sie verdeutlicht die zunehmende Enge und die sich kontinuierlich verschlechternden hygienischen Verhältnisse.
The two present-day barracks were built in 1965; they are not faithful reconstructions however. The historical prisoner barracks were far less stable constructs, had no foundations, and were painted dark green on the outside. Located where today’s replica stand was the propagandistic camp museum, while where today’s exhibition barrack stands was once the location of a “sickbay” barrack.
The lack of political will to maintain the original barracks led to their demolition between 1963 and 1964. The historical relics were replaced by a newly constructed memorial site.
The exhibition in today’s model barrack aims to convey an impression of the accommodation situation and the living conditions the prisoners faced in 1933/34, 1937/38, and 1944/45. It illustrates the increasing overcrowding and the continuously deteriorating hygienic conditions.
Die Jüdische Gedenkstätte
The Jewish Memorial
Der jüdische Gedenkort, gestaltet von dem Architekten Zvi Guttmann, wurde am 7. Mai 1967 eingeweiht. Von 1937 bis 1945 befand sich hier die Angorazucht, deren Abriss 1964 erfolgte. Östlich hiervon waren bis 1964 die vormalige Desinfektionsbaracke und das ehemalige Lagerbordell.
Wie auf einer Rampe führt der Gedenkort in die Tiefe, eine symbolische Erinnerung an die Vernichtung der europäischen Juden. Am tiefsten Punkt dringt Licht durch eine Öffnung in der Decke. Überragt wird der Bau von einer Menorah aus Peki’in Marmor. Der Ort Peki’in in Israel soll stets von wenigstens einem Juden bewohnt gewesen sein, wodurch eine Kontinuität des Judentums symbolisiert wird. Im Inneren leuchtet das „Ner Tamid”, das Ewige Licht. Über dem Eingang des Gedenkortes ist der folgende Psalm eingemeißelt: „Stelle, oh Ewiger, ihnen eine Warnung hin! Erfahren sollen die Völker, dass sie Sterbliche sind. Selah”. Eine Inschrift im Inneren der Gedenkortes erinnert an den Genozid an den Juden zwischen 1933-1945.
The Jewish memorial, designed by the architect Zvi Guttmann, was inaugurated on May 7 1967. From 1937 to 1945 the site was the location of the Angora breeding sheds, which were torn down in 1964. To the east was the onetime disinfection barrack and the former bordello until 1964.
As if on a ramp, the memorial leads visitors downwards, a symbolic reference to the extermination of European Jews. At its lowest point light shines in through an opening in the ceiling. The building is dominated by a menorah out of Peki’in marble. Peki’n is a town in northern Israel where at least one Jew has always lived, thus symbolizing continuity. The “Ner Tamid” shines in the interior, the Eternal Light. Carved above the entrance to the memorial in Hebrew and German is the Psalm verse:“Put them in fear, O Lord: that the nations may know themselves to be but men. Selah.” An inscription in the interior commemorates the genocide of the Jews between 1933 and 1945.
Das Karmel Heilig Blut
The Carmelite Convent ‘Heilig Blut’
Hinter der nördlichen Mauer des ehemaligen Häftlingslagers, auf dem Gelände des früheren „Wildparks“ des KZ Dachau befindet sich seit 1964 das Karmelitinnenkloster Heilig Blut. Weihbischof Neuhäusler weihte das Kloster am 22. November 1964 ein.
Die Initiative zur Einrichtung des Klosters ging von der Priorin des Karmel Konvent in Bonn aus. Der Münchner Kardinal Döpfner unterstützte das Projekt und betraute den ehemaligen Dachauer Häftling Bischof Johannes Neuhäusler mit der Planung.
Die Klosteranlage kann durch ein Tor im Nordturm betreten werden. Der Grundriss des Klosters hat die Form eines Kreuzes, die Kapelle steht für die Besucher der Gedenkstätte offen. In der Kapelle wird die „Madonna von Dachau”, eine Marienstatue aus dem Priesterblock 26 des Konzentrationslagers aufbewahrt.
Behind the northern wall of the former prisoner camp, on the grounds of the earlier “deer park” of the Dachau concentration camp, is the Carmelite convent ‘Heilig Blut’, consecrated on November 22 1964 by Bishop Neuhäusler.
The initiative to build a convent came from the prioress of the Carmelite convent in Bonn. Cardinal Döpfner of Munich supported the project and entrusted the former Dachau prisoner Bishop Johannes Neuhäusler with the planning.
Entrance to the convent is by a door in the north tower. The ground plan is based on the form of a cross; the chapel is open for Memorial Site visitors. The “Madonna of Dachau”, a statue of Mary from priest block 26 of the Dachau concentration camp, is kept in the chapel.
Die Evangelische Versöhnungskirche
The Protestant Church of Reconciliation
Am 30. April 1967 wurde die Versöhnungskirche von Pfarrer Martin Niemöller eingeweiht, einem ehemaligen „Sonderhäftling“ im KZ Dachau. In der Zeit des KZ Dachau befand sich an der Stelle der Kirche die Lagergärtnerei.
Die Entstehung der Evangelischen Versöhnungskirche geht zurück auf die Initiative ehemaliger Dachau-Häftlinge.
Der Bau des Architekten Helmut Strifler ist in den Grund der Gedenkstätte eingelassen und führt über Treppen unter die Oberfläche. An der Grenze zwischen Dunkelheit und Licht steht ein Stahltor von Fritz Kuhn mit Worten aus dem 17. Psalm: „Zuflucht ist unter dem Schatten deiner Flügel.” Der gebrochene und unregelmäßige Grundriss entzieht sich bewusst der rechtwinkeligen Anlage der NS-Lagerarchitektur. Die Räume sollen sich in ihrer Unregelmäßigkeit dem Ordnungsterror und der Uniformität des Konzentrationslagers entgegen stellen.
On April 30 1967 the Church of Reconciliation was consecrated by Pastor Martin Niemöller, a former “special prisoner” in the Dachau concentration camp. The Church is located where the camp horticulture garden once stood.
The Protestant Church of Reconciliation was built on the initiative of former Dachau prisoners.
Designed by the architect Helmut Strifler, the building is set below the ground level of the Memorial Site, with steps leading underground. At the threshold between darkness and light is a steel gate by Fritz Kuhn with a line from Psalm 17: “hide me under the shadow of your wings”. The fractured and irregular floorplan intentionally counters the rectangular rigidity of the Nazi camp architecture. In their inhomogeneity the rooms are designed to confront the terror of the imposed order and uniformity of the concentration camp.
Die ehemalige Plantage des KZ Dachau nach 1945
Transformation eines Geländes:
Vom Häftlingskommando zur Gärtnerei und Sozialwohnheim
The Former Plantation of the Dachau Concentration Camp after 1945
Transformation of the Grounds:
from Prisoner Work Detail to a Horticultural Business and Hostel
Die ehemalige Plantage des KZ Dachau wurde nach dem Krieg unter dem neuen Namen Deutsche Versuchsanstalt weitergeführt. Der Betrieb stand unter staatlicher Aufsicht, wurde jedoch am 1. April 1949 aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt. Eine Privatfirma übernahm das Gelände und errichtete zwischen 1954 und 1957 weitere Gewächshäuser. In den 1970er Jahren kam es infolge weiterer Besitzerwechsel zu Umbaumaßnahmen und Abrissen. Die Agrarflächen wurden mit dem Gewerbegebiet Dachau-Ost überbaut. Weitgehend zerstört sind die drei historischen Gewächshäuser, sanierungsbedürftig die historischen Kopfbauten. Gut erhalten sind der ehemalige Verkaufsladen und das ehemalige Bienenhaus. Das Gebäude des ehemaligen Forschungsinstituts und der Verwaltung wird heute noch als Wohnheim für Obdachlose genutzt. Sie befinden sich im Besitz der Stadt Dachau.
The former plantation of the Dachau concentration camp was continued after the war under the new name of Deutsche Versuchsanstalt. The enterprise was now run by the state, but ceased operations however on April 1 1949 for economic reasons. A private firm took over the grounds and built additional greenhouses between 1954 and 1957. In the 1970s more reconstruction work and demolitions followed as ownership changed hands. The agricultural land was overbuilt with the new industrial zone Dachau-East. Largely destroyed are the three historical greenhouses, while the historical gables are in need of renovation. In good condition are the former commercial store and the former bee house. The building of the onetime research institute and administrative offices is still in use today as a hostel for homeless persons. These are all owned by the City of Dachau authority.
Die Katholische Todesangst-Christi-Kapelle
The Catholic Mortal Agony of Christ Chapel
Am 5. August 1960 wurde die katholische Todesangst-Christi-Kapelle eingeweiht.
Sie entstand auf Initiative des Münchner Weihbischofs und ehemaligen Dachauer KZ-Häftlings Johannes Neuhäusler.
Den monumentalen Rundbau aus unbehauenen Kieselsteinen aus der Isar entwarf der Münchner Architekt Josef Wiedemann.
An ihrer Rückseite ist eine Gedenktafel mit einem Christusbildnis angebracht, die von ehemals inhaftierten Geistlichen aus Polen gestiftet
und am 19. August 1972 enthüllt wurde. Die Tafel berichtet in verschiedenen Sprachen von den Leiden polnischer Häftlinge im KZ Dachau.
Die Glocke vor dem Gebäude wurde von ehemaligen österreichischen Häftlingen gestiftet und von Emmerich Hornich, selbst ein ehemaliger Dachau-Häftling,
gegossen. Am 22. Juli 1961 wurde sie geweiht. Seitdem läutet sie jeden Nachmittag um 14:50 Uhr zum Gebet für die Opfer des Konzentrationslagers.
On August 5 1960 the Catholic Mortal Agony of Christ Chapel, located at the end of the former camp road, was consecrated.
The chapel was built on the initiative of the Munich auxiliary bishop and former Dachau camp prisoner Johannes Neuhäusler. The monumental circular building made of unhewn pebble stones from the Isar River was designed by the Munich architect Josef Wiedemann.
Attached at the back of the building is a memorial plaque with a portrait of Christ, dedicated by former imprisoned Polish priests. It was unveiled on August 19 1972. In several languages the plaque tells of the suffering of the Polish prisoners, the largest prisoner group, in Dachau.
The bell in front of the building was donated by former Austrian prisoners and was cast by Emmerich Hornich, a former Dachau prisoner. It was consecrated on July 22 1961. Since then it rings out every afternoon at 2:50 p.m., calling for prayers for the victims of the concentration camp.
Gedenkorte auf dem Leitenberg
Commemoration on the Leitenberg
Vom 28. Februar 1945 bis zum 27. April 1945, möglicherweise auch schon im Oktober 1944, wurden auf Anweisung der Kommandantur des KZ Dachau
auf dem Leitenberg Massengräber angelegt. Weitere verstorbene Häftlinge wurden dort nach der Befreiung bestattet.
Nach Überführungen von Toten mehrerer europäischer Staaten in den Jahren 1955 bis 1959 in ihre Heimat,
sind heute noch 7.439 KZ-Häftlinge am Leitenberg bestattet.
Neben dem 1949 eingeweihten Ehrenfriedhof befindet sich dort heute eine achteckige, turmartige Gedächtnishalle für die KZ-Opfer
sowie die 1963 errichtete italienische Gedenkkapelle Regina Pacis. 1999 wurde ein Gedenkstein für die polnischen Opfer unter den Toten eingeweiht.
Between February 28 1945 and April 27 1945, possibly as early as October 1944, the commandant’s office ordered the digging of mass graves on the Leitenberg. Other prisoners who died after liberation were also buried there. After the remains of the dead from many European states were returned home between 1955 and 1959, today 7 439 concentration camp prisoners are buried on the Leitenberg.
Along with the Cemetery of Honor inaugurated in 1949, located on the site today are an octagonal, tower-like commemorative hall for the concentration camp victims and the Italian memorial chapel Regina Pacis built in 1963. In 1999 a memorial stone for the Polish victims amongst the dead was unveiled.
Waldfriedhof
Woodlands Cemetery
Auf dem Waldfriedhof wurden nach Kriegsende vor allem diejenigen ehemaligen Häftlinge des KZ Dachau begraben, die in den Monaten unmittelbar nach der Befreiung noch an den Folgen ihrer Haft starben. Unter den mehr als 1.300 Bestatteten befinden sich auch ehemalige jüdische Häftlinge, die den Todesmarsch vom KZ Flossenbürg nach Dachau Ende April 1945 nicht überlebten. Im Lauf der Nachkriegsjahre wurden mehrere der auf dem Waldfriedhof bestatteten KZ Häftlinge auf Friedhöfe ihrer Heimatländer umgebettet.
After the war, those former prisoners of the Dachau concentration camp were buried at the woodlands cemetery who died as a result of their imprisonment in the months directly following liberation. Amongst the 1,300 persons buried there are former Jewish prisoners who did not survive the death march from the Flossenbürg concentration camp to Dachau at the end of April 1945. Over the years, several of the bodies were reinterred at cemeteries in their home countries.
Neubausiedlung Römerhain
Römerhain, the New Residential Estate
Seit 1990 ist am südlichen Ende der Gedenkstätte, auf dem Gelände des ehemaligen Heereszeugamts das Neubaugebiet Am Römerhain entstanden
und die historische Topografie zerstört. Die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung, die zum damaligen Zeitpunkt noch Trägerin der Gedenkstätte
war, konnte lediglich einen Mindestabstand von fünf Metern der Gebäude zur Gedenkstätte durchsetzen.
Die Forderungen von Denkmalschützern und der Gedenkstätte nach einer generellen „Baubannmeile“ um das historische Areal wurde
von politischer Seite aus nicht berücksichtigt.
Für die Wahrnehmung der Besucher ist die Siedlung bedeutsam, da sie teilweise annehmen,
dass die Häuser dort auch bereits zur Zeit des NS-Regime existierten.
At the southern end of the Memorial Site, since 1990 the new residential estate Am Römerhain has been developed on the grounds of the former army ordnance depot, destroying the historical topography. The Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung, at the time responsible for the Memorial Site, could only force through a minimum distance of five meters between the buildings and the Memorial Site. The demands of monument conservators and the Memorial Site to erect a general “no-building zone” around the historical grounds was ignored by politicians.
Informing visitors about the estate is important, for otherwise it is easily assumed that the buildings here already existed during the Nazi period.
Die ehemalige Plantage des KZ Dachau nach 1945
Transformation eines Geländes:
Vom Häftlingskommando zur Gärtnerei und Sozialwohnheim
The Former Plantation of the Dachau Concentration Camp after 1945
Transformation of the Grounds:
from Prisoner Work Detail to a Horticultural Business and Hostel
Die ehemalige Plantage des KZ Dachau wurde nach dem Krieg unter dem neuen Namen Deutsche Versuchsanstalt weitergeführt. Der Betrieb stand unter staatlicher Aufsicht, wurde jedoch am 1. April 1949 aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt. Eine Privatfirma übernahm das Gelände und errichtete zwischen 1954 und 1957 weitere Gewächshäuser. In den 1970er Jahren kam es infolge weiterer Besitzerwechsel zu Umbaumaßnahmen und Abrissen. Die Agrarflächen wurden mit dem Gewerbegebiet Dachau-Ost überbaut. Weitgehend zerstört sind die drei historischen Gewächshäuser, sanierungsbedürftig die historischen Kopfbauten. Gut erhalten sind der ehemalige Verkaufsladen und das ehemalige Bienenhaus. Das Gebäude des ehemaligen Forschungsinstituts und der Verwaltung wird heute noch als Wohnheim für Obdachlose genutzt. Sie befinden sich im Besitz der Stadt Dachau.
The former plantation of the Dachau concentration camp was continued after the war under the new name of Deutsche Versuchsanstalt. The enterprise was now run by the state, but ceased operations however on April 1 1949 for economic reasons. A private firm took over the grounds and built additional greenhouses between 1954 and 1957. In the 1970s more reconstruction work and demolitions followed as ownership changed hands. The agricultural land was overbuilt with the new industrial zone Dachau-East. Largely destroyed are the three historical greenhouses, while the historical gables are in need of renovation. In good condition are the former commercial store and the former bee house. The building of the onetime research institute and administrative offices is still in use today as a hostel for homeless persons. These are all owned by the City of Dachau authority.
Weg des Erinnerns
Path of Remembrance
Mit dem etwa drei Kilometer langen Weg des Erinnerns erinnert die Stadt Dachau seit 2007 an den Weg,
den die Häftlinge nach ihrer Ankunft am Dachauer Bahnhof zum Konzentrationslager zurücklegen mussten.
Er endet am Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte Dachau. Seine zwölf Informationstafeln sind an baulichen Überresten zu finden.
Der Bahndamm ist erkennbar, über den Gefangenenzüge ins Konzentrationslager rollten. Straßen sind erhalten, zu deren Bau KZ-Häftlinge eingesetzt wurden.
Unmittelbar vor der Befreiung des KZ Dachau trieb die SS auf diesen Straßen noch 7.000 Häftlinge auf einen Todesmarsch ins Ungewisse.
An der Straße der KZ-Opfer veranschaulichen Informationstafeln vor Wohn- und Geschäftshäusern für SS-Angehörige die enge Nachbarschaft
zwischen SS und Zivilbevölkerung. Erhalten haben sich auch Reste von Straßenbelägen und Bordsteine.
Neben dem Besucherzentrum konnten Fundamente der Hauptwache freigelegt werden, die die Häftlinge ab 1935 bei ihrer Einlieferung passieren mussten.
In 2007 the City of Dachau opened the Path of Remembrance. Three kilometers long, it recalls the path the prisoners were forced to take from Dachau station to the concentration camp. It ends at the Visitors' Center in the Memorial Site. Its twelve information panels are mounted on various building remains. The embankment is visible along which the prisoner trains rolled into the concentration camp. Streets constructed with the forced labor of the camp prisoners have survived. Just before the concentration camp was liberated, the SS herded 7 000 prisoners along these streets – the start of a death march into the unknown. On the Straße der KZ-Opfer, information panels about the residential quarters and businesses used by members of the SS illustrate the close ties between the SS and the civilian population. Remnants of road surfaces and curbs have survived.
Next to the Visitors' Center, the foundations of the main guardhouse were uncovered which, from 1935, the prisoners had to pass through when arriving at the camp.
Gedenkorte auf dem Leitenberg
Commemoration on the Leitenberg
Vom 28. Februar 1945 bis zum 27. April 1945, möglicherweise auch schon im Oktober 1944, wurden auf Anweisung der Kommandantur des KZ Dachau
auf dem Leitenberg Massengräber angelegt. Weitere verstorbene Häftlinge wurden dort nach der Befreiung bestattet.
Nach Überführungen von Toten mehrerer europäischer Staaten in den Jahren 1955 bis 1959 in ihre Heimat,
sind heute noch 7.439 KZ-Häftlinge am Leitenberg bestattet.
Neben dem 1949 eingeweihten Ehrenfriedhof befindet sich dort heute eine achteckige, turmartige Gedächtnishalle für die KZ-Opfer
sowie die 1963 errichtete italienische Gedenkkapelle Regina Pacis. 1999 wurde ein Gedenkstein für die polnischen Opfer unter den Toten eingeweiht.
Between February 28 1945 and April 27 1945, possibly as early as October 1944, the commandant’s office ordered the digging of mass graves on the Leitenberg. Other prisoners who died after liberation were also buried there. After the remains of the dead from many European states were returned home between 1955 and 1959, today 7 439 concentration camp prisoners are buried on the Leitenberg.
Along with the Cemetery of Honor inaugurated in 1949, located on the site today are an octagonal, tower-like commemorative hall for the concentration camp victims and the Italian memorial chapel Regina Pacis built in 1963. In 1999 a memorial stone for the Polish victims amongst the dead was unveiled.
Das Gleisstück
The Rail-Track Section
Das ehemalige KZ Dachau war über ein Nebengleis mit dem Dachauer Bahnhof verbunden. Auf den Schienen, die entlang eines heutigen Fuß- und Radweges an der heutigen Friedensstraße verliefen, wurden während des Krieges Häftlinge mit Güterwaggons in das Lager transportiert. Die Gleisanlage auf dem Gebiet der Stadt Dachau und auf dem Gelände der Bayerischen Bereitschaftspolizei wurde 1984 abgerissen. Seit März 2007 dokumentieren die Informationstafeln des „Wegs des Erinnerns“ die Beziehung der Häftlinge zum Dachauer Umfeld und den Verlauf des ursprünglichen Bahndamms ins vormalige KZ Dachau.
The Dachau concentration camp was connected to Dachau main station via a sidetrack. During the war, prisoners were transported to the camp in goods wagons using this section of track, which ran parallel to the footpath and bicycle track on today’s Friedensstraße. The sections of track on land owned by the City of Dachau and the Bavarian Riot Police were removed in 1984. Since March 2007 information panels entitled the “Path of Remembrance” document the relationship prisoners had to their Dachau surrounds and mark out the course of the original railroad embankment leading to the former Dachau camp.
Gedenkort ehemaliger "SS-Schießplatz Hebertshausen"
The commemorative site Hebertshausen after its redevelopment (2014)
Angehörige der Dachauer Lager-SS ermordeten hier 1941 und 1942 über 4.000 sowjetische Kriegsgefangene. Am 2. Mai 2014 wurde der neugestaltete Gedenkort ehemaliger „SS-Schießplatz Hebertshausen“ eröffnet. Eine Open-Air-Ausstellung informiert ausführlich über die historischen Hintergründe des Massenmords und stellt die Biografien der Opfer in den Mittelpunkt. Weitere Schwerpunkte der Ausstellung sind die Rolle der Täter und das Wissen der Bevölkerung über die Verbrechen. In der dreisprachigen Ausstellung (Russisch, Deutsch, Englisch) werden über 100 Fotos, Dokumente, Zeichnungen und Pläne präsentiert. Am Gedenkort befindet sich zudem die Installation ,,Ort der Namen“. Sie besteht aus fünf in den Boden eingelassenen Gedenktafeln mit den Namen sowie den Geburts- und Sterbedaten der Opfer in kyrillischer und lateinischer Schrift. Entlang eines Rundweges befinden sich ergänzend zur Ausstellung Informationstafeln, die Besuchern helfen, Ereignisse auf dem Gelände zu verorten.
Members of the Dachau camp SS murdered over 4 000 Soviet prisoners of war here between 1941 and 1942. On May 2 2014 the redeveloped commemorative site at the former “SS shooting range Hebertshausen” was opened. An open-air exhibition provides detailed information on the historical background to the mass murder and places the biographies of the victims at the center of attention. Other key points of the exhibition are the role of the perpetrators and what the local population knew about the crimes. Trilingual (Russian, German, English), the exhibition presents over 100 photos, documents, drawings, and plans. Also located at this commemorative site is the installation “Memorial for the Victims”. It is comprised of five commemorative plaques set into the ground with the names of the victims in Cyrillic and Latin letters as well as their dates of birth and death. Along a circular path information panels complementing the exhibition help visitors locate where events took place.
Waldfriedhof
Woodlands Cemetery
Auf dem Waldfriedhof wurden nach Kriegsende vor allem diejenigen ehemaligen Häftlinge des KZ Dachau begraben, die in den Monaten unmittelbar nach der Befreiung noch an den Folgen ihrer Haft starben. Unter den mehr als 1.300 Bestatteten befinden sich auch ehemalige jüdische Häftlinge, die den Todesmarsch vom KZ Flossenbürg nach Dachau Ende April 1945 nicht überlebten. Im Lauf der Nachkriegsjahre wurden mehrere der auf dem Waldfriedhof bestatteten KZ Häftlinge auf Friedhöfe ihrer Heimatländer umgebettet.
After the war, those former prisoners of the Dachau concentration camp were buried at the woodlands cemetery who died as a result of their imprisonment in the months directly following liberation. Amongst the 1,300 persons buried there are former Jewish prisoners who did not survive the death march from the Flossenbürg concentration camp to Dachau at the end of April 1945. Over the years, several of the bodies were reinterred at cemeteries in their home countries.
Mahnmal zum Gedenken an die Todesmärsche
Monument Commemorating the Death Marches
Ein Kilometer Luftlinie südwestlich des Besucherzentrums der KZ-Gedenkstätte Dachau gelegen,
erinnert das 2001 von Hubertus von Pilgrim geschaffene Mahnmal an die Todesmärsche in Dachau.
Mit dem Vorrücken der alliierten Truppen räumte die SS immer mehr Konzentrationslager,
darunter die Außenlager und Außenkommandos des Lagers Dachau gegen Ende April 1945.
Am 26. April 1945 wurden vom Konzentrationslager Dachau aus rund 7.000 Häftlinge auf einen Marsch in Richtung Süden geschickt.
Eine große, nicht mehr feststellbare Zahl von Gefangenen kam auf den Märschen ums Leben, wurde von Tieffliegerangriffen auf Eisenbahntransporten getötet
oder noch vor dem Abtransport von der SS ermordet.
Ein Abguss des Mahnmals befindet sich in der Hauptausstellung der KZ-Gedenkstätte Dachau
sowie in über 21 Orten entlang der Routen der Todesmärsche aus dem KZ Dachau.
Located a kilometer linear distance to the southwest of the Visitors' Center on the Memorial Site is the monument commemorating the death marches in Dachau, created in 2001 by Hubertus von Pilgrim. With Allied troops advancing, the SS evacuated more and more concentration camps, including the subcamps and external work details of the Dachau camp towards the end of April 1945. On April 26 1945, some 7 000 prisoners were sent from the Dachau concentration camp on a march southwards. A large number of prisoners – how many is no longer ascertainable – lost their lives on these marches, were killed by low-flying attacks while on railway transports, or murdered by the SS before the evacuation.
A cast of the monument is presented in the main exhibition of the Memorial Site as well as at 21 locations along the routes taken by the death marches from the Dachau concentration camp.
Besucherzentrum
Visitor Center
Seit April 2009 besteht das von dem Münchner Architekten Florian Nagler gestaltete Besucherzentrum der KZ Gedenkstätte Dachau.
Um dem Gedenk- und Friedhofscharakter Rechnung zu tragen, wurde es mit seinen Serviceeinrichtungen außerhalb des früheren Häftlingslagers gebaut.
„Kein Haus, sondern einen Ort bauen“ beschreibt die Grundidee des Gebäudes.
Es ordnet sich in den Kontext des umliegenden Baumbestandes ein und greift diesen mit seiner Fassade aus schrägen Holzstützen auf.
Das Besucherzentrum ist Bestandteil des Wegs des Erinnerns, der vom Dachauer Bahnhof kommend am Besucherzentrum endet.
Es ist die zentrale Anlaufstelle der jährlich etwa 900.000 Besucher der KZ-Gedenkstätte.
Es enthält die Besucherinformation, eine Audioguide-Ausleihe-Stelle, ein Bistro und eine Literaturhandlung.
The Visitors' Center of the Dachau Memorial Site, design by the Munich architect Florian Nagler, was completed in April 2009. To avoid the services it offers disrespecting the commemorative and cemetery character of the grounds in any way, the Center was built outside the one-time prisoner camp. “Not a building but a place” is the basic idea. It is thus integrated into the context of the surrounding trees, epitomized by its façade of slanting timber.
The Visitors' Center is the end of the Path of Remembrance that leads from Dachau station. It is the main meeting place for the 900 000 visitors who come to the Memorial Site annually, offering relevant practical information, an audio guide desk, a bistro, and a bookshop.
Das Internationale Mahnmal
The International Monument
Das Internationale Mahnmal war eine zentrale Forderung des Comité International de Dachau (CID),
das sich bis heute aus ehemaligen Häftlingen und ihren Angehörigen zusammensetzt.
Am 8. September 1968 wurde das von dem Künstler Nandor Glid (1924-1997) entworfene Mahnmal eingeweiht. Es besteht aus folgenden Komponenten:
Der Eingangsmauer, gewidmet den Widerstandskämpfern.
Der bronzenen Großskulptur „Menschen im Stacheldraht“. Ihre 24 Betonpfeiler verweisen auf die Bewachungsanlage des Lagers
und dazu auf die ursprüngliche Zahl der Herkunftsstaaten der Häftlinge.
Einem Ketten-Relief mit verschiedenen Häftlingswinkeln, die für die Solidarität der Häftlinge stehen.
Auf Beschluss des CID wurden der grüne, der schwarze und der rosa Winkel für die sog. „kriminellen“, „asozialen“ und homosexuellen Opfer
in der Ausführung nicht umgesetzt.
Dem Grundstein und der Urne mit der Asche eines unbekannten Häftlings.
Einer granitgetäfelten Inschriftenwand mit der Mahnung „Nie wieder“ in fünf Sprachen.
The International Monument was a main demand of the Comité International de Dachau (CID), which is today still made up of former prisoners and their relatives. Created by the artist Nandor Glid (1924-1997), the monument was unveiled on September 8 1968. It is comprised by the following elements:
The entrance wall, dedicated to resistance fighters.
The large bronze sculpture “In Barbed Wire”. Its 24 concrete pillars refer to the camp’s guard facilities and the initially known number of countries from which prisoners came.
A chain relief with different prisoner triangular patches, representing the solidarity amongst the prisoners. Following a decision by the CID, the green, black, and pink triangles for the so-called “criminal”, “asocial”, and homosexual victims were not included in the final version.
The foundation stone and urn with the ashes of an unknown prisoner.
A granite inscription wall with the admonition “Never Again” in five languages.
Russisch-orthodoxe Kapelle
The Russian Orthodox Chapel
Die Russisch-orthodoxe Kapelle Auferstehung unseres Herrn
Die am 29. April 1995 eingeweihte russisch-orthodoxe Kapelle Auferstehung unseres Herrn befindet sich am Übergang vom ehemaligen Häftlingslager
zum Krematoriumsbereich. Sie erinnert an die im Konzentrationslager Dachau Ermordeten aus der Sowjetunion. Erbaut wurde die Kapelle
von Angehörigen der russischen Streitkräfte. Als Form wählten sie ein Oktogon aus Holzbalken. Es steht auf einem kleinen Hügel,
der teilweise mit Erde aus der ehemaligen Sowjetunion aufgeschüttet wurde. Die Hauptikone im Innern des Gebäudes zeigt eine Christusfigur,
die die Lagerhäftlinge aus ihren Baracken durch ein von Engeln geöffnetes Tor herausführt.
Auf den beiden anderen Ikonen ist Jesus beim letzten Gebet im Garten Gethsemane dargestellt und Christus, wie Pilatus ihn dem Volk vorstellt: „Ecce homo”.
Consecrated on April 29 1995, the Russian Orthodox chapel Resurrection of Our Lord is located on the way from the former prisoner camp to the crematorium area. It is dedicated to those murdered in the Dachau concentration camp who came from the Soviet Union. The chapel was built by members of the Russian Armed Forces. They chose to build an octagon made of wooden beams. It is positioned on a small mound, heaped up with earth that partly comes from the former Soviet Union. The main icon in the interior shows Christ leading camp prisoners from their barracks through a gate held open by angels. The other two icons depict Jesus praying in the garden of Gethsemane and Christ as Pilate presents him to the people: “Ecce homo”.
Die Gebäude der ehemaligen Lagerbäckerei nach 1945 bis heute
The Buildings of the Former Camp Bakery from 1945 to the Present
Nach dem Krieg nutzten die amerikanischen Truppen das Gebäude bis 1958 weiterhin als Bäckerei, danach diente die Halle als Lebensmittellager. Nach der Übergabe des Geländes an die VI. Bereitschaftspolizeiabteilung Dachau (1972) wurde ein Teil der Halle abgerissen. Die verbliebenen Gebäude werden heute als Werkstätten zur Sonderausrüstung von Kraftfahrzeugen genutzt.
After the war the U.S. troops continued to use the building as a bakery until 1958; the hall then served to store food supplies. A section of the hall was demolished following the handover of the grounds to the 6th Riot Police Division Dachau (1972). The rest of the buildings are today used as workshops producing special equipment for vehicles.
Die Katholische Todesangst-Christi-Kapelle
The Catholic Mortal Agony of Christ Chapel
Am 5. August 1960 wurde die katholische Todesangst-Christi-Kapelle eingeweiht.
Sie entstand auf Initiative des Münchner Weihbischofs und ehemaligen Dachauer KZ-Häftlings Johannes Neuhäusler.
Den monumentalen Rundbau aus unbehauenen Kieselsteinen aus der Isar entwarf der Münchner Architekt Josef Wiedemann.
An ihrer Rückseite ist eine Gedenktafel mit einem Christusbildnis angebracht, die von ehemals inhaftierten Geistlichen aus Polen gestiftet
und am 19. August 1972 enthüllt wurde. Die Tafel berichtet in verschiedenen Sprachen von den Leiden polnischer Häftlinge im KZ Dachau.
Die Glocke vor dem Gebäude wurde von ehemaligen österreichischen Häftlingen gestiftet und von Emmerich Hornich, selbst ein ehemaliger Dachau-Häftling,
gegossen. Am 22. Juli 1961 wurde sie geweiht. Seitdem läutet sie jeden Nachmittag um 14:50 Uhr zum Gebet für die Opfer des Konzentrationslagers.
On August 5 1960 the Catholic Mortal Agony of Christ Chapel, located at the end of the former camp road, was consecrated.
The chapel was built on the initiative of the Munich auxiliary bishop and former Dachau camp prisoner Johannes Neuhäusler. The monumental circular building made of unhewn pebble stones from the Isar River was designed by the Munich architect Josef Wiedemann.
Attached at the back of the building is a memorial plaque with a portrait of Christ, dedicated by former imprisoned Polish priests. It was unveiled on August 19 1972. In several languages the plaque tells of the suffering of the Polish prisoners, the largest prisoner group, in Dachau.
The bell in front of the building was donated by former Austrian prisoners and was cast by Emmerich Hornich, a former Dachau prisoner. It was consecrated on July 22 1961. Since then it rings out every afternoon at 2:50 p.m., calling for prayers for the victims of the concentration camp.
Die Evangelische Versöhnungskirche
The Protestant Church of Reconciliation
Am 30. April 1967 wurde die Versöhnungskirche von Pfarrer Martin Niemöller eingeweiht, einem ehemaligen „Sonderhäftling“ im KZ Dachau.
In der Zeit des KZ Dachau befand sich an der Stelle der Kirche die Lagergärtnerei.
Die Entstehung der Evangelischen Versöhnungskirche geht zurück auf die Initiative ehemaliger Dachau-Häftlinge.
Der Bau des Architekten Helmut Strifler ist in den Grund der Gedenkstätte eingelassen und führt über Treppen unter die Oberfläche.
An der Grenze zwischen Dunkelheit und Licht steht ein Stahltor von Fritz Kuhn mit Worten aus dem 17. Psalm: „Zuflucht ist unter dem Schatten deiner Flügel.”
Der gebrochene und unregelmäßige Grundriss entzieht sich bewusst der rechtwinkeligen Anlage der NS-Lagerarchitektur.
Die Räume sollen sich in ihrer Unregelmäßigkeit dem Ordnungsterror und der Uniformität des Konzentrationslagers entgegen stellen.
On April 30 1967 the Church of Reconciliation was consecrated by Pastor Martin Niemöller, a former “special prisoner” in the Dachau concentration camp. The Church is located where the camp horticulture garden once stood.
The Protestant Church of Reconciliation was built on the initiative of former Dachau prisoners.
Designed by the architect Helmut Strifler, the building is set below the ground level of the Memorial Site, with steps leading underground. At the threshold between darkness and light is a steel gate by Fritz Kuhn with a line from Psalm 17: “hide me under the shadow of your wings”. The fractured and irregular floorplan intentionally counters the rectangular rigidity of the Nazi camp architecture. In their inhomogeneity the rooms are designed to confront the terror of the imposed order and uniformity of the concentration camp.
Das Karmel Heilig Blut
The Carmelite Convent Heilig Blut
Hinter der nördlichen Mauer des ehemaligen Häftlingslagers, auf dem Gelände des früheren „Wildparks“ des KZ Dachau befindet sich seit 1964 das Karmelitinnenkloster Heilig Blut. Weihbischof Neuhäusler weihte das Kloster am 22. November 1964 ein.
Die Initiative zur Einrichtung des Klosters ging von der Priorin des Karmel Konvent in Bonn aus. Der Münchner Kardinal Döpfner unterstützte das Projekt und betraute den ehemaligen Dachauer Häftling Bischof Johannes Neuhäusler mit der Planung.
Die Klosteranlage kann durch ein Tor im Nordturm betreten werden. Der Grundriss des Klosters hat die Form eines Kreuzes, die Kapelle steht den Besuchern der Gedenkstätte offen. In der Kapelle wird die Madonna von Dachau, eine Marienstatue aus dem Priesterblock 26 des Konzentrationslagers aufbewahrt.
Behind the northern wall of the former prisoner camp, on the grounds of the earlier “deer park” of the Dachau concentration camp, is the Carmelite convent Heilig Blut, consecrated on November 22 1964 by Bishop Neuhäusler.
The initiative to build a convent came from the prioress of the Carmelite convent in Bonn. Cardinal Döpfner of Munich supported the project and entrusted the former Dachau prisoner Bishop Johannes Neuhäusler with the planning.
Entrance to the convent is by a door in the north tower. The ground plan is based on the form of a cross; the chapel is open for Memorial Site visitors. The Madonna of Dachau, a statue of Mary from priest block 26 of the Dachau concentration camp, is kept in the chapel.
Die Jüdische Gedenkstätte
The Jewish Memorial
Der jüdische Gedenkort, gestaltet von dem Architekten Zvi Guttmann, wurde am 7. Mai 1967 eingeweiht. Von 1937 bis 1945 befand sich hier die Angorazucht,
deren Abriss 1964 erfolgte. Östlich hiervon waren bis 1964 die vormalige Desinfektionsbaracke und das ehemalige Lagerbordell.
Wie auf einer Rampe führt der Gedenkort in die Tiefe, eine symbolische Erinnerung an die Vernichtung der europäischen Juden.
Am tiefsten Punkt dringt Licht durch eine Öffnung in der Decke. Überragt wird der Bau von einer Menorah aus Peki’in Marmor.
Der Ort Peki’in in Israel soll stets von wenigstens einem Juden bewohnt gewesen sein, wodurch eine Kontinuität des Judentums symbolisiert wird.
Im Inneren leuchtet das „Ner Tamid”, das Ewige Licht. Über dem Eingang des Gedenkortes ist der folgende Psalm eingemeißelt:
„Stelle, oh Ewiger, ihnen eine Warnung hin! Erfahren sollen die Völker, dass sie Sterbliche sind. Selah”.
Eine Inschrift im Inneren der Gedenkortes erinnert an den Genozid an den Juden zwischen 1939-1945.
The Jewish memorial, designed by the architect Zvi Guttmann, was inaugurated on May 7 1967. From 1937 to 1945 the site was the location of the Angora breeding sheds, which were torn down in 1964. To the east was the onetime disinfection barrack and the former bordello until 1964.
As if on a ramp, the memorial leads visitors downwards, a symbolic reference to the extermination of European Jews. At its lowest point light shines in through an opening in the ceiling. The building is dominated by a menorah out of Peki’in marble. Peki’n is a town in northern Israel where at least one Jew has always lived, thus symbolizing continuity. The “Ner Tamid” shines in the interior, the Eternal Light. Carved above the entrance to the memorial in Hebrew and German is the Psalm verse: “Put them in fear, O Lord: that the nations may know themselves to be but men. Selah.” An inscription in the interior commemorates the genocide of the Jews between 1939 and 1945.
Wasserturm
Water Tower
Auf dem heutigen Gelände der Bereitschaftspolizei ist der Wasserturm von 1915 weiterhin als markantes, aber stark baufälliges Gebäude zu erkennen.
Still to be seen on the grounds of the Riot Police today is the water tower from 1915, a striking building but still in severe disrepair.
Heizkraftwerk (1983-heute)
Power Station (1983-today)
Das Heizkraftwerk der früheren Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik wurde 1983 stillgelegt. Seither wird immer wieder über den Fortbestand des Gebäudes gerungen. Obwohl es schon in den 1980er Jahren als denkmalwürdig eingestuft wurde, verweigerte die Stadt Dachau den Eintrag in die Denkmalschutzliste. 1985 wurden etwa Zwei Drittel des Gebäudes und der markante Schornstein abgerissen. Eine Sanierung des Restbestandes steht aus.
The power station, originally built to serve the Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory, was finally closed down in 1983. The survival of the building has been a matter of contention ever since. Although classified as a historical site worthy of preservation as early as the 1980s, the City of Dachau has refused to register it on the official list of historical monuments and buildings. In 1985 around two-thirds of the building and its striking chimney were demolished. The necessary renovation of the rest remains undone.
Holländerhalle (1973 - heute)
Holländer hall (1973 - today)
Die dreischiffige Holländerhalle von 1915 stammt aus der Anfangszeit des Stahlbetonskelettbaus und diente zur Aufnahme der als „Holländer“ bezeichneten Maschinen. Die VI. Bereitschaftspolizeiabteilung Dachau stellte eine längere Zeit hier ihre Fahrzeuge unter. Als bedeutsames Industriedenkmal mit Anklängen an den Jugendstil ist sie heute stark baufällig erhalten und darf nicht mehr betreten oder genutzt werden.
The three-aisled Holländer hall from 1915 was built as precast concrete skeleton construction was just beginning and served to house the machinery known as the “Holländer”. For many years the 6th Riot Police Division Dachau used the building as a garage for vehicles. An important industrial monument with elements reminiscent of Jugendstil, the hall is in a state of severe disrepair and may no longer be entered or used.
Wirtschaftsgebäude + Former
Maintenance Building +
Das ehemalige Wirtschaftsgebäude heute
The Former Maintenance Building Today
Außer dem Museum befinden sich heute im ehemaligen Wirtschaftsgebäude das Kino, der Buchverkauf des Comité International de Dachau (CID), die Seminarräume, die Gedenkstättenverwaltung, die Bibliothek und das Archiv.
Besides the museum, the former maintenance building now houses the cinema, the bookstore of the Comité International de Dachau (CID), seminar rooms, the memorial site administration offices, the library, and the archive.
Eingangstor mit Inschrift „Arbeit macht frei“ in der KZ-Gedenkstätte Dachau gestohlen
Entrance Gate with the inscription “Arbeit macht frei” Stolen from the Dachau Memorial Site
In der Nacht vom 1. auf den 2. November 2014 stahlen unbekannte Täter das Lagertor mit der Inschrift „Arbeit macht frei“.
Das historische Lagertor wurde 1936 auf Befehl der SS bei der Errichtung des Jourhauses von Häftlingen des KZ Dachau geschmiedet.
Die von dem kommunistischen Häftling Karl Röder angefertigte Inschrift „Arbeit macht frei“ wurde nach Kriegsende entfernt und 1972 rekonstruiert.
Das Tor selbst blieb nach fachlicher Expertise höchstwahrscheinlich im Original erhalten.
Der Diebstahl des Tores im November 2014 veranlasste die Gedenkstätte, zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau
eine schmiedeeiserne Reproduktion des Tores in moderner Ausführung anfertigen zu lassen.
Ende 2016 konnte das gestohlene Tor nach einem anonymen Hinweis von den Polizeibehörden in Bergen (Norwegen) sichergestellt werden.
Seit 2017 ist es im Museum der KZ-Gedenkstätte Dachau zu besichtigen.
On the night of November 1-2 2014, unknown offenders stole the camp gate with the inscription “Arbeit macht frei”.
The SS ordered Dachau concentration camp prisoners to forge the historical camp gate for the Jourhaus in 1936. The inscription “Arbeit macht frei”, made by the Communist prisoner Karl Röder, was removed after the end of the war and then reconstructed in 1972. Experts consider it highly likely that the gate itself remained the original. The theft of the gate in November 2014 prompted the Memorial Site to have a wrought-iron reproduction in a modern design made for the 70th anniversary of the liberation of the Dachau concentration camp. At the end of 2016 the stolen gate was recovered by the police in Bergen (Norway) following an anonymous tip-off. Since 2017 the gate is on display in the Dachau Memorial Site’s museum.
Der Krematoriumsbereich
The Crematoria Area
Der Bereich mit den beiden Krematorien von 1940 beziehungsweise 1942/43 ist der zentrale Gedenkort und Friedhof der KZ-Gedenkstätte Dachau. Er war ursprünglich vom Häftlingslager strikt getrennt. Vor dem Jourhaus zweigte der Weg innerhalb des SS-Lagers hierher ab und nur die Häftlinge, die für die Arbeiten im Krematorium eingesetzt waren, durften das Gelände betreten.
Im hinteren Bereich liegt der Exekutionsort, an dem sowjetische Kriegsgefangene und Häftlinge der Gestapo erschossen wurden.
Im Sommer 1945 zeigten ehemalige Häftlinge hier eine Ausstellung, die im Zusammenhang mit den im November 1945 beginnenden Dachauer Prozessen die Verbrechen der SS dokumentieren sollte. 1953 schloss der Bayerische Staat die Ausstellung. Zwischen 1960 und 1964 zeigte das CID aus Anlass des eucharistischen Weltkongresses eine weitere Ausstellung. Die heutige Verbindung zwischen Häftlingslager- und Krematoriumsbereich entstand nach dem Zweiten Weltkrieg.
The area with the two crematoria from 1940 and 1942/43 is the main place of remembrance and cemetery in the Dachau Concentration Camp Memorial Site. It was originally strictly separated from the prisoner camp. In front of the Jourhaus the path within the SS camp forked here and only those prisoners detailed to work in the crematorium were allowed to enter the grounds.
At the back of the area is the execution site where Soviet prisoners of war and prisoners of the Gestapo were shot.
In the summer of 1945 former prisoners showed an exhibition here which, together with the Dachau Trials due to commence in November 1945, was to document the crimes of the SS. In 1953 the Bavarian state closed the exhibition. Between 1960 and 1964 the CID presented another exhibition, opened to coincide with the Eucharistic World Congress.
The connection between the prisoner camp grounds and the crematorium area was created after the Second World War.
Denk- und Mahnmale im Krematoriumsbereich
Memorials and Monuments in the Crematorium Area
Im Krematoriumsbereich sind verschiedene Denk- und Mahnmale entlang eines Rundweges angelegt. Aus dem Jahr 1950 stammt der Findlingsstein mit der Inschrift: „Denket daran, wie wir hier starben“ kurz hinter der Brücke in einer Nische auf der rechten Seite. Ein jüdisches Denkmal mit dem Text „Grab Tausend Unbekannter“ befindet sich auf der rückwärtigen Seite des Krematoriums. Es wird ergänzt durch einen dahinter aufgestellten Grabstein mit dem Namen eines bekannten jüdischen Häftlings „Czitron Dezsö, gestorben 1945“. Daneben steht ein steinernes Denkmal, das den Davidstern mit der Menorah und den Worten „vergiss nicht“ verbindet. Das Denkmal des Bildhauers Fritz Koelle ist dem „Unbekannten Häftling“ gewidmet. In der „ Baracke X“ erinnert eine Gedenktafel an die weiblichen Offiziere der britischen Streitkräfte, die zur Unterstützung der Résistance in Frankreich mit dem Fallschirm abgesprungen waren und in der Nähe des Krematoriums erschossen wurden.
Various memorials and monuments are positioned along a circular path in the crematorium area. From 1950 is the boulder inscribed: “Think of how we died here”, located behind the bridge in a niche on the right-hand side. A Jewish monument with the text “Grave of the Unknown Thousands” is at the rear side of the crematorium. It is complemented by a headstone positioned behind it with the name of a known Jewish prisoner “Czitron Dezsö, died 1945”. Next to it is a stone monument that joins the Star of David with the menorah and the words “don’t forget”. The monument by the sculptor Fritz Koelle is dedicated to the “unknown prisoner”. In “barrack X” a memorial plaque recalls the female officers of the British Armed Forces who had been captured after parachuting into France to support the Résistance and were executed near the crematorium.
„Alter Galgenstand“
“Old Gallows Post“
Das Betonfundament vor dem großen Krematorium, in dem der Galgen eingelassen war, trägt die Inschrift „Alter Galgenstand“. Ab den 1960er Jahren wurde die Tafel, wie auch der restliche Bereich in ein gärtnerisches Gesamtkonzept eingebettet.
The concrete foundation in front of the large crematorium, where the gallows were positioned, bears the inscription “old gallows post”. In the 1960s, along with the other monuments and memorials, the plaque was embedded in a garden concept for the whole area.
Aschegräber und Hinrichtungsstätte
Ash Graves and Execution Site
Der angelegte Rundweg im Krematoriumsbereich führt zu den Aschegräbern der in den Krematorien verbrannten Leichen. Nach der Befreiung wurden diese Orte als Grabstätten gekennzeichnet. Heute befinden sich dort Grabmale.
Auch an der ehemaligen Hinrichtungsstätte befindet sich eine Steinplatte, die die Inschrift „Genickschuss-Stand mit Blutgraben“ trägt. Im Herbst 1944 erschoss die SS dort 92 sowjetische Offiziere, Mitglieder einer Widerstandsorganisation.
The circular path in the crematorium area leads to the ash graves of those bodies burnt in the crematorium. They were designated a gravesite after liberation. Gravestones are there today. A stone plaque is also positioned at the former execution site; it is inscribed “execution by a shot in the back of the head – blood grave”. Here, in the fall of 1944, the SS executed 92 Soviet officers, members of a resistance group, in this way.
Die Modellbaracken
The Model Barracks
Die beiden heutigen Baracken sind 1965 errichtete, aber keine originalgetreue Nachbauten. Die historischen Bauten waren weniger stabil gebaut, besaßen keine Fundamente und hatten einen dunkelgrünen Außenanstrich. An der Stelle der heutigen Nachbauten befanden sich historisch das propagandistisch genutzte Lagermuseum und am Ort der heutigen Ausstellungsbaracke eine Baracke des „Krankenreviers“.
Der fehlende politische Wille zum Unterhalt der originalen Baracken führte zwischen 1963 und 1964 zu ihrem Abriss. An die Stelle der historischen Relikte trat eine gestaltete Gedenkstätte.
Die Ausstellung in der heutigen Modellbaracke will die Wohnsituation und Lebensbedingungen der Häftlinge in den Jahren 1933/34, 1937/38 und 1944/45 vermitteln. Sie verdeutlicht die zunehmende Enge und die sich kontinuierlich verschlechternden hygienischen Verhältnisse.
The two present-day barracks were built in 1965; they are not faithful reconstructions however. The historical prisoner barracks were far less stable constructs, had no foundations, and were painted dark green on the outside. Located where today’s replica stand was the propagandistic camp museum, while where today’s exhibition barrack stands was once the location of a “sickbay” barrack.
The lack of political will to maintain the original barracks led to their demolition between 1963 and 1964. The historical relics were replaced by a newly constructed memorial site.
The exhibition in today’s model barrack aims to convey an impression of the accommodation situation and the living conditions the prisoners faced in 1933/34, 1937/38, and 1944/45. It illustrates the increasing overcrowding and the continuously deteriorating hygienic conditions.
1915–1933
Pulver- und Munitionsfabrik
Gunpowder and Munitions Factory
Kriegsrüstung in Dachau: Die Königlich Bayerische Pulver- und Munitionsfabrik geht in Betrieb (1915–1918)
Das Konzentrationslager Dachau wurde im März 1933 auf dem ehemaligen Gelände der Königlich Bayerischen Pulver- und Munitionsfabrik eingerichtet.
Die Fabrik, etwa fünf Kilometer östlich von der Stadt Dachau zwischen den Flüssen Amper und Würm gelegen, stammte aus der Zeit des Ersten Weltkrieges.
Sie wurde zwischen 1915 und 1916 im Auftrag des Bayerischen Kriegsministeriums erbaut.
Das Gelände bot alle Vorzüge für die Produktion: Anbindung an eine Hauptbahnstrecke, die Nähe zu einem Industriestandort mit gut ausgebildeten Facharbeitern.
Auf einer Gesamtfläche von fast 200 Hektar wurden insgesamt 304 Gebäude und die dazugehörige Infrastruktur wie Wasser- und Stromanbindung,
eine Heizkraftanlage, Hochwasserschutz sowie Straßen und Gleise gebaut.
Außer der Fabrik entstanden auf dem südlichen Teil des Geländes auch Wohnhäuser für Offiziere und Beamte, sowie Arbeiterwohnungen östlich der Würm.
Für Munitionstests wurden Schießstände errichtet.
Wartime Armaments Production in Dachau: the Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory (1915–1918)
The Dachau concentration camp was set up in March 1933 on the former grounds of the Royal Bavarian Gunpowder and Munitions Factory.
Located around five kilometers to the east of the town of Dachau between the Amper and Würm Rivers, the factory was commissioned by
the Bavarian War Ministry and built between 1915 and 1916.
The grounds offered all the advantages needed for production: connection to a railway line and close proximity to an industrial base with skilled workers.
On an area covering almost 200 hectares, a total of 304 buildings and the requisite infrastructure were built, including water and electrical mains,
a heating and power station, flood protection facilities as well as roads and rail tracks.
Besides the factory, residential houses were built for officers and civil servants on the southern section of the grounds, as were apartments for workers
to the east of the Würm. Shooting stands were erected to test the munitions.
1933–1937
Der Beginn des nationalsozialistischen Terrors
Nazi Terror Begins
Das Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1937/38
Unmittelbar nach dem Machtantritt begann das nationalsozialistische Regime mit der Verfolgung und Verhaftung politischer Gegner.
Auf der Suche nach einem geeigneten Standort zur Errichtung eines Konzentrationslagers bei München, entschied man sich für das verlassende Gelände
der ehemaligen Pulver- und Munitionsfabrik bei Dachau. Es befand sich bereits im Besitz des bayerischen Staates.
Am 21. März verkündete die Augsburger Neue Nationalzeitung die Eröffnung eines Staatlichen Konzentrationslagers in Dachau.
Bereits einen Tag später wurden die ersten 150 Häftlinge eingeliefert.
Die Bewachung des KZ Dachau übernahm zunächst die Bayerische Landespolizei, ab dem 10. April 1933 die SS.
Die Häftlingszahlen stiegen im Juni 1933 auf 1.953 Personen.
Die Häftlinge wurden zum Aus- und Umbau des Konzentrationslagers herangezogen.
Das Konzentrationslager und die SS
Zum KZ Dachau gehörte neben dem Häftlingslager der riesige Komplex des SS-Areals. Der SS-Bereich beherbergte neben Baracken, Kasernen und Waffendepots
auch eine SS-Wohnanlage und das SS-Übungslager. Zugleich war das KZ Dachau Garnisonsstützpunkt der SS-Totenkopfstandarte Oberbayern.
Das SS-Übungslager, zentraler militärischer Stützpunkt mit der Führerschule des SS-Wirtschafts- und Verwaltungsdienstes, der Waffentechnischen Lehranstalt,
der Sanitätsschule der Waffen-SS, der SS-Lehrküche und der SS-Reitschule diente zur soldatischen und ideologischen Ausbildung der SS-Mannschaften.
Es grenzte direkt an den Bereich des Häftlingslagers.
The Dachau Concentration Camp 1933–1937/38
Immediately after seizing power the Nazi regime began to persecute and arrest political opponents. Looking for a suitable location for a concentration camp
near Munich, the vacated grounds of the former munitions factory close to Dachau seemed ideal. It was already in the possession of the Bavarian state.
On March 21 the Augsburg Neue Nationalzeitung announced the opening of a state-run concentration camp in Dachau. The first 150 prisoners were sent
to the location just a day later.
Guard duties at the Dachau concentration camp were initially taken over by the Bavarian State Police, from April 10 1933 on by the SS.
The number of prisoners rose to 1953 persons in June 1933.
The prisoners were forced to work on enlarging and converting the grounds and its facilities into a concentration camp.
The Concentration Camp and the SS
Besides the prisoner camp, the Dachau concentration camp also included the large SS complex. Along with barracks, administrative buildings, and weapon depots,
the SS area contained a SS housing complex and the SS training camp. The Dachau concentration camp also served as a garrison base for the SS Death Head’s unit Oberbayern.
The SS training camp was a major military base and included a “leadership school” for the SS Economic and Administrative Service, a weapons technology academy,
a medical orderly school of the Waffen-SS, the SS training kitchen, and the SS riding school, all serving the military drilling and ideological indoctrination
of the SS units. It was directly adjacent to the prisoner camp.
Historische Hintergründe Kompendium
Alle Orte auf einen Blick
1937–1945
Der Umbau des Häftlingslagers (1937/38)
Rebuilding the prisoner camp (1937/38)
Der Umbau des Häftlingslagers
1937/38 mussten die Häftlinge große Teile des Häftlingslagers Dachau abbrechen und einen deutlich größeren Lagerkomplex errichten,
der für 6.000 Häftlinge vorgesehen war. Zu den Neubauten gehörten das Jourhaus, das Wirtschaftsgebäude, der Arrestbau und 34 Baracken.
Der SS-Bereich wurde ebenfalls erweitert.
Rebuilding the prisoner camp
In 1937/38 the prisoners were forced to dismantle large sections of the Dachau prisoner camp and build a much larger camp complex
that was designed to hold 6 000 prisoners. The new buildings included the Jourhaus, the maintenance building, the detention building,
and 34 barracks. The SS area was also enlarged.
Historische Hintergründe Kompendium
Alle Orte auf einen Blick
Historical background Compendium
All places
1945–1964
Der schwierige Weg zur Gedenkstätte
The Difficult Path to the Memorial Site
Der schwierige Weg zur Gedenkstätte
Nach dem Ende der Dachauer Prozesse und der Schließung des Internierungslagers (1948) übergab das US-Militär das Gelände des ehemaligen Häftlingslagers zurück an den bayerischen Staat.
Der Freistaat Bayern errichte dort ein Auffanglager für Flüchtlinge und Heimatlose, später als Wohnsiedlung Dachau-Ost bezeichnet.
Das Comité International de Dachau (CID), das sich 1955 wiedergegründet hatte, konnte verhindern, dass das ehemalige Krematorium abgerissen wurde.
Dort wurden zwischen 1945 und 1960 drei Ausstellungen zur Geschichte des Konzentrationslagers gezeigt.
Im Jahr 1965 wurde die KZ-Gedenkstätte Dachau mit einer Dokumentarausstellung eröffnet.
The Difficult Path to the Memorial Site
After the end of the Dachau Trials and the closing of the internment camp (1948), the U.S. military handed the grounds of the former prisoner camp back to the Bavarian state.
The Free State of Bavaria set up there a reception camp for refugees and expellees; the camp was latter called the Dachau-East Residential Estate.
The Comité International de Dachau (CID), re-founded in 1955, was able to prevent the former crematorium from being demolished.
Three exhibitions on the history of the concentration camp were shown there between 1945 and 1960.
In 1965 the Dachau Concentration Camp Memorial Site, featuring a documentary exhibition, was opened.
Historische Hintergründe Kompendium
Alle Orte auf einen Blick
Historical background Compendium
All places
1965–1972
Der schwierige Weg zur Gedenkstätte
The Difficult Path to the Memorial Site
Die Entwicklung in den 1960er Jahren
Am 23. Juli 1960 wurde im Gebäude des ehemaligen Krematoriums ein provisorisches, von Überlebenden konzipiertes Museum eröffnet. Auf Initiative der Überlebenden, organisiert im Comité International de Dachau (CID), entstand 1965 mit Unterstützung des Freistaates Bayern die KZ-Gedenkstätte Dachau. Sie gehört heute zur Stiftung Bayerische Gedenkstätten.
In den Jahren zwischen 1960 und 1995 entstanden auf dem Gedenkstättengelände verschiedene religiöse Gedenkorte: Während des Eucharistischen Weltkongresses in München (31.7.-7.8.1960) wurde die Katholische Todesangst-Christi-Kapelle eingeweiht (5.8.1960). Es folgten die Errichtung des Karmel Heilig Blut (1964), der Evangelischen Versöhnungskirche, der Jüdischen Gedenkstätte (1967) und der russisch-orthodoxen Kapelle Auferstehung unseres Herrn (1995).
Developments in the 1960s
On July 23 1960, a provisional museum, based on plans by survivors, opened in the building of the former crematorium. On the initiative of survivors,
organized in the Comité International de Dachau(CID), the Dachau Concentration Camp Memorial Site was founded in 1965, supported by the Free State of Bavaria.
Today it belongs to the Stiftung Bayerische Gedenkstätten.
Different religious places of remembrance were founded between 1960 and 1995: the Catholic Mortal Agony of Christ Chapel was consecrated (8.5.1960)
during the Eucharistic World Congress in Munich (7.31.–8.7.1960). It followed the Carmelite convent Heilig Blut (1964), the Protestant Reconciliation Church,
the Jewish Memorial (1967), and the Russian Orthodox chapel, Resurrection of Our Lord (1995).
1973–Heute
Gedenkstätte und Besucherzentrum
Memorial Site and Visitors' Center
Gedenkstätte und Besucherzentrum
Das KZ Dachau gehörte zu den ersten Konzentrationslagern und bestand als einziges Lager während der gesamten zwölf Jahre der NS-Herrschaft.
Hier und in den zahlreichen Außenlagern waren über 200.000 Personen aus ganz Europa inhaftiert. Mehr als 43.000 kamen ums Leben.
Am 29. April 1945 befreiten amerikanische Truppen das Lager.
Danach erfuhr es verschiedene Umnutzungen und große bauliche Veränderungen: 1945–1948 inhaftierte das US-Militär hier NSDAP-Funktionäre und Angehörige der SS.
Danach diente es bis 1963/64 der Unterbringung von Flüchtlingen und Heimatlosen.
Auf Initiative der Überlebenden, organisiert im Comité International de Dachau (CID), wurde 1965 das ehemalige Häftlingslager zur Gedenkstätte umgestaltet.
Seit den 1960er Jahren befinden sich auf dem Gedenkstättengelände zudem verschiedene religiöse Gedenkorte.
Seit April 2009 ist das Besucherzentrum die zentrale Anlaufstelle für die Besucher.
Memorial Site and Visitors' Center
The Dachau concentration camp was one of the first concentration camps and the only camp to exist for the whole twelve years of the Nazi dictatorship.
Over 200 000 persons from all over Europe were imprisoned here and in the numerous subcamps. More than 43 000 lost their lives.
U.S. troops liberated the camp on April 29 1945. In the ensuing years the grounds were used for a variety of purposes and large architectural changes were made:
in 1945-1948 the U.S. military authorities imprisoned Nazi Party officials and members of the SS; until 1963/64 it then served
to accommodate refugees and ethnic German expellees from Eastern Europe.
On the initiative of the survivors, organized into the Comité International de Dachau (CID), the former prisoner camp was redeveloped into a memorial site
in 1965. Since the 1960s various religious places of remembrance are located on the grounds.
Since April 2009 the Visitors' Center is the main contact point for visitors.