Hugo Höllenreiner

 |  29. Juni 2015

Der Münchner Sinto wurde 1933 in München geboren. Er wuchs zusammen mit seinen fünf Geschwistern als Sohn eines Fuhrunternehmers im Arbeiterstadtteil Giesing auf. Im März 1943 verhaftete die Gestapo die gesamte Familie und deportierte sie in das „Zigeunerlager Auschwitz“. Nach der Niederschlagung des Aufstandes der Sinti und Roma in Auschwitz vom 16. Mai 1944 brachte die SS die Familie in andere Konzentrationslager, zunächst nach Ravensbrück, dann nach Mauthausen und schließlich in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Dort wurde Hugo Höllenreiner am 15. April 1945 als Elfjähriger aus der KZ-Haft befreit.

Auch seine Eltern und Geschwister überlebten die Konzentrationslager, doch 36 Verwandte der großen Familie Höllenreiner waren von der SS ermordet worden. Nach Kriegsende wohnte Hugo Höllenreiner wieder bei seinen Eltern in München-Giesing; schon als Junge begann er Bürsten zu verkaufen, um die Familie zu unterstützen. Später gründete er eine eigene Familie und zog nach Waldtrudering, später lebte er in Ingolstadt.

Über seine Erfahrungen, die er als kleiner Junge in den Konzentrationslagern hatte machen müssen, schwieg Hugo Höllenreiner fast fünfzig Jahre lang. Wie schwer ihn die Schrecken der KZ-Haft dennoch traumatisiert haben müssen, wurde deutlich, seit er im Alter von sechzig Jahren erstmals über die Kindheit im Konzentrationslager sprach: Hugo Höllenreiner schonte seine Zuhörer nicht, detailliert und ausführlich schilderte er in Zeitzeugengesprächen die grausamen Versuche von KZ-Ärzten und die Gewalt der SS. Gleichzeitig war es ihm zeit seines Lebens ein besonderes Anliegen, das Bild seines am Aufstand des „Zigeunerlagers“ in Auschwitz beteiligten Vaters in Ehren zu halten.

Die anhaltenden Diskriminierungen und Anfeindungen, denen Hugo Höllenreiner noch in der Bundesrepublik ausgesetzt war, nahm er zum Anlass, sich noch stärker auch öffentlich für die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit einzusetzen und entschieden gegen jede Form der Ausgrenzung einzutreten. Erst spät wurde er dafür 2014 mit der Medaille „München leuchtet“ geehrt. Hugo Höllenreiner starb in der Nacht zum 11. Juni 2015 im Krankenhaus Ingolstadt. Die KZ-Gedenkstätte Dachau verliert mit ihm einen häufigen Gast, einen kritischen Begleiter und Freund.